Publikation

Günther Domenig: Dimensional
In Resonanz
Günther Domenig: Dimensional
Verlag: JOVIS
ISBN: 978-3-86859-758-5
Sprache: Deutsch/Englisch/Slowenisch
Publikationsdatum: 2022
Umfang: 256 Seiten, zahlr. farb. Abb.
Format: Broschur, 16 × 22 cm

Günther Domenig. Eine Annäherung

17. Dezember 2022 - Martina Pfeifer Steiner
In Kärnten wurde der zehnte Todestag von Günther Domenig (geb. 6. Juli 1934 in Klagenfurt; gest. 15. Juni 2012 in Graz) als würdiges Gedenkjahr zelebriert. Zwei Publikationen begleiten eine umfassende Ausstellung, die an vier Orten – Museum Moderner Kunst Kärnten, Architektur Haus Kärnten, Steinhaus, Heft in Hüttenberg – stattgefunden hat.

Mit dem ersten Band „In Resonanz“ ist etwas sehr Besonderes gelungen. Es ist ein Bilderbuch geworden, mit unkommentierten (aber natürlich verorteten) Fotografien von Gerhard Maurer, der 32 Domenig-Bauten besucht hat und seine Ansicht dieser Gebäude zeigt, so wie sie heute dastehen. Den Anfang bildet ein kurzer essayistischer Text (15 Seiten, plus Übersetzung in Englisch und Slowenisch) der Schriftstellerin Anna Baar. Haben es sich die Herausgeberinnen mit diesem Pragmatismus zu einfach gemacht? Keineswegs.

Anna Baar muss man hierzulande nicht weiter vorstellen – obwohl eine Biografie von Autorin und Fotograf im Buch nicht gestört hätten. Sie macht das geschickt, wenn sie für die Reflexion mit sich selbst über den großen, ihr unbekannten Architekten ein „Du“ verwendet, und irgendwie sympathisch, unvoreingenommen teilt, wie sie sich nach stundenlangen Videos der Person Günther Domenig annähert, wie sie zu Schulzeiten die Schiffswerft am Klagenfurter Wörtherseeufer als Zeltwurm empfunden hat, oder über die peinlichen Erlebnisse in den Betontrümmerzellen (Garderoben) der Boutique Rikki Reiner (die leider abgebrochen wurden) erzählt.

Nach anfänglichem Argwohn gegenüber der Literatin, die jetzt über Architektur schreiben will, lässt man sich Seite für Seite intensiver ein in ihre verbildlichte Sprachwelt. Und ist beim Steinhaus angelangt: „Als du in einer Pause durch das Traumraumschiff gingst, fandst du dich ausgesetzt, schutzlos und angerempelt, deiner angeborenen chronischen Unbehaustheit frisch ans Messer geliefert. Alles schien Zwischenraum, zweifelhaft, labyrinthisch, als wärst du dem Architekten ins Schädeldach gekrochen, während das eigene Denken in den Fugen verschwand, zwischen den Geschossen, die all die Gänge und Brücken miteinander verbinden.“ Wie emotional, eindrucksvoll und wortgewaltig!

Ja, solche, ganz andere, Architekturbücher muss es auch geben. Vor allem wenn der zweite Teil schon als theoretisch-künstlerischer Band einer Reflexion angekündigt ist, die im Nachhinein die Ausstellung, die Vorträge, die künstlerischen Arbeiten dokumentiert und mit Texten von Architekturtheoretiker:innen aufbereitet.

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