Award

wienwood 05
Holzbaupreis - proHolz Austria - Wien (A)
Veranstalter: proHolz Austria
Preisverleihung: 21. Oktober 2005

Holz findet Stadt

Über die Hintergründe, warum auch in Städten seit Kurzem wieder groß mit Holz gebaut werden darf

22. Oktober 2005
Die hier angesprochene Rückkehr des Holzes in die Städte beschränkt sich natürlich nicht auf schöne Parkettböden, Wandverkleidungen oder andere Innenausbau-Details. Holz wird neuerdings vielmehr auch wieder als konstruktives Element für mehrgeschoßige Gebäude angewendet. Das war bis vor nicht allzu langer Zeit noch verboten, ist nun wieder erlaubt, und das hat mehrere Ursachen.

Seit die Wiener Bauordnung im Jahr 2001 novelliert wurde, dürfen in der Bundeshauptstadt bis zu fünfgeschoßige Wohnbauten in Holzmischbauweise errichtet werden. Die ersten Pionierbauten auf diesem Gebiet sind bereits fertig gestellt (siehe Seite A 12). Und auch das BMvit (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) spielt im Rahmen seines Impulsprogramms „Nachhaltig Wirtschaften“ eine nicht unwesentliche Rolle in Sachen Holz und Bau.

Das Programm fährt auf folgenden drei Schienen: „Haus der Zukunft“, „Fabrik der Zukunft“ und „Energiesysteme der Zukunft“ werden hier von unabhängigen Expertenteams wissenschaftlich auf Nachhaltigkeit abgeklopft. Zitat: „Das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung ist für einen zukunftsweisenden, ökologischen Wandel der Gesellschaft von grundlegender Bedeutung. Bei diesem Prozess kommt der nachhaltigkeitsorientierten Forschung und technologischen Entwicklung eine Schlüsselrolle zu.“

Im Bereich „Haus der Zukunft“ hat sich - unter anderem anlässlich der neuen Wiener Bauordnung 2001 - eine ganze Riege von Technikern, Architekten, Ingenieuren in ausgedehnten Studien mit dem Thema „Holzbauweisen für den verdichteten Wohnbau“ befasst und in einem einjährigen Forschungsprogramm unter anderem bautechnische Varianten für tragende Wand- und Deckenkonstruktionen untersucht und kostenmäßig verglichen.

Die gewonnenen Erkenntnisse wurden folgendermaßen zusammengefasst (Zitat):

[] Unter gleichen bauphysikalischen Anforderungen können sowohl die optimierten Rahmenbaulösungen als auch die entwickelten Massivholzwände mit den marktgängigen Betonmassivbauweisen kostenmäßig konkurrenzieren.
[] Die handwerklichen Massivholzlösungen können trotz des höheren Holzverbrauchs kostenmäßig mit den Rahmenbaulösungen mithalten.
[] Einschalige Wandaufbauten bringen im Holzbau entscheidende Kostenvorteile gegenüber den zweischaligen Aufbauten. Pauschal gilt im Holzbau, dass durch die Verwendung großer Elemente Kosten gespart werden können.
[] Bei entsprechenden Randbedingungen können vorgefertigte gebäudehohe Wandelemente geschoßhohen Elementen kostenmäßig zumindest gleichwertig sein. Einzeln verlegte, vorbearbeitete Deckenbalken sind mit vorgefertigten Deckentafeln kostenmäßig vergleichbar.
[] Teilbiegesteife Verbindungen zwischen durchlaufenden Wandelementen und Decken können im Holzbau Aussteifungsfunktionen übernehmen und dadurch das Verhalten im kritischen Lastfall Erdbeben wesentlich verbessern.
[] Bei Einsatz von mineralischen Vorsatzschalen können auch bei einschaligen, durchlaufenden Wandelementen in Holzbauweise die Schallschutzanforderungen gemäß ÖNORM B 8110 erfüllt werden. Eine wesentliche Erhöhung der Wirkung von Vorsatzschalen kann, gegenüber der herkömmlichen Montageweise, durch Kopplung geeigneter Dämmschichten mit den biegeweichen Vorsatzschalen erzielt werden.

Die detaillierten Berichte sind unter www.hausderzukunft.at abrufbar. Die Planerinnen und Planer haben jedenfalls dieses Hölzerl gern aufgefangen und entsprechende Projekte vorgelegt. Im Magazin Zuschnitt, herausgegeben von proHolz, antwortete der Holz-Pionier Hermann Kaufmann auf die Frage, ob der Holzsystembau eine Zukunft in der Wohnungsproduktion habe, zusammenfassend so: „Das logistische Problem liegt in der kleinteiligen Firmenstruktur im Holzbau: Jeder Geschoßwohnbau ist noch ein Prototyp auf allen Ebenen. Die Interessen größerer Holzbaufirmen liegen großteils im Gewerbe- und im Hallenbau, weniger im Geschoßwohnbau.

Es gibt wenige Holzbaubetriebe, die wie größere Baufirmen als Generalunternehmer auftreten und dadurch in den Wohnbaumarkt hineinkommen. Bis jetzt ist für die Entstehung eines Geschoßwohnbaues immer ein Sonderfall notwendig: ein engagierter Bauherr, ein engagierter Architekt, sowie ein sehr risikobereiter Holzbauer. Der Holzbau wird sich erst dann verbreiten, wenn eine ähnliche Firmenstruktur wie im Massivbau entsteht.“

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