Bauwerk

Info-Box
schneider+schumacher - Berlin (D) - 1995

Entertainment in der Warteschleife

Die rote Infobox am Potsdamer Platz in Berlin hat die Eventkultur um eine neue Fassette bereichert: Die Inszenierung des Unfertigen.

2. Januar 2001
Warten ist öde. Also verkürzen findige Menschen die unproduktive Zeit damit, so zu tun, als wäre schon da, was man ersehnt. Was Disney und andere Vergnügungskonzerne schon längst praktizieren, wurde in Berlin in großem Stil auf ein städtisches Bauprojekt übertragen.

Von dem roten Stelzenbau in der Berliner Stadtmitte konnte man auf einen entstehenden Potsdamer Platz blicken, der verheißungsvoller war als der nun fertig gestellte. Spitze Zungen meinten sogar, die Info-Box wäre das interessanteste Gebäude am Platz gewesen.

Aus und vorbei

Mit einer großen Abschiedsparty ist am Samstagabend das Ende der Infobox am Potsdamer Platz in Berlin besiegelt worden. Dabei wurden die letzten sechs von insgesamt 300 Fassadenteilen des bekannten roten Gebäudes versteigert. Allein für die von Prominenten signierte Platte Nr. 001 wurde eine Summe von 25.000 Mark (ATS 175.000,- / Euro 12.717,75) bezahlt.

Die schmucklose Schachtel, die als grelle Reminiszenz an die Walking Citys der britischen Archigram-Gruppe durchgehen konnte, hat so in ihrem Hinscheiden noch rund 133.000 Mark (ATS 931.000,- / Euro 67.658,41) für Projekte gegen rechte Gewalt locker gemacht. Das Geld erhält die Aktion Gesicht zeigen!

Gelungener Coup

In der Info-Box wurde seit Ende 1995 die Ausstellung zu den Bauarbeiten auf Europas größter Baustelle gezeigt. Sie war ein Projekt der Investoren am Potsdamer Platz wie Sony und Daimler-Benz (heute DaimlerChrysler), aber auch des Landes Berlin und der Bundesregierung. Die 20 Millionen Mark (ATS 140 Mio. / Euro 10,2 Mio.) Kosten finanzierten die Investoren. Insgesamt wurden neun Millionen Besucher gezählt.

Als Ersatz für die Infobox soll bald ein Info-Pavillon neben dem Brandenburger Tor aufgebaut werden. Die Hauptstadtmarketing-Agentur Partner für Berlin habe einen entsprechenden Antrag beim Bezirksamt Mitte gestellt, berichtete am Samstag die „Berliner Zeitung“. Der Pavillon soll auf dem Platz des 18. März, an der Ecke Ebertstraße / Straße des 17. Juni, stehen.

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