Bauwerk

Holocaust Mahnmal
Eisenman Architects - Berlin (D) - 2005
Holocaust Mahnmal, Foto: Barbara Staubach / ARTUR IMAGES
Holocaust Mahnmal, Foto: Jürgen Henkelmann / ARTUR IMAGES
Holocaust Mahnmal, Foto: Jürgen Henkelmann / ARTUR IMAGES

Entschieden

Unterirdischer «Ort» für das Holocaust-Mahnmal

In Berlin hat man sich auf Form und Inhalt des «Ortes der Information» geeinigt, der nach einem Beschluss des Deutschen Bundestags das zentrale Denkmal für die ermordeten Juden Europas ergänzen soll. Bundestagspräsident und Stiftungsvorsitzender Wolfgang Thierse sprach vor der Presse von einer «wegweisenden Entscheidung».

10. Juli 2000 - Claudia Schwartz
Das Kuratorium hat am Ende überraschend schnell und einstimmig die Realisierung des seit einiger Zeit kontrovers debattierten unterirdischen Projektes des Architekten Peter Eisenman beschlossen, das die didaktische Erweiterung zu Eisenmans Mahnmalsentwurf bilden soll (vgl. NZZ, 10. 6. 00). Mit der unterirdischen Variante wählte man jene Lösung, welche die künstlerische Aussage des mit 2700 Betonstelen bestückten Erinnerungsortes nicht relativiert: das Mahnmal als Ort der Kontemplation wird in seiner Erscheinung nicht beeinträchtigt, wie das bei einem oberirdischen Gebäude der Fall gewesen wäre. Damit ist das Informationszentrum klar dem Denkmal untergeordnet, nachdem die geplante Infothek in der Diskussion inzwischen zu einem nationalen Holocaust-Museum angewachsen war.

Das eine Fläche von 800 Quadratmetern umfassende Informationszentrum soll an der südöstlichen Ecke des Mahnmalsgeländes liegen, so dass von Reichstag und Brandenburger Tor her kommende Besucher erst das Stelenfeld durchqueren müssen, um dann über eine Treppe dort hinabzusteigen. Eisenmans Projekt schafft eine Verbindung von Denkmal und Infozentrum, indem einzelne Stelen die Decke der unterirdischen Halle durchbrechen. Noch nicht sehr differenziert präsentiert sich hingegen das inhaltliche Konzept. Zum «Ort der Information» sollen vier Räume gehören: ein «Raum der Stille» mit Grundinformationen über die nationalsozialistischen Verbrechen; weiter sollen ein «Raum der Schicksale», ein «Raum der Namen» und ein «Raum der Orte» einzelne Biographien, alle bisher bekannt gewordenen Namen der Opfer sowie die europäische Topographie der Vernichtung dokumentieren. Zudem will man hier eine Art Portal schaffen zur Berliner Erinnerungslandschaft mit dem Hinweis auf weitere Gedenkstätten und authentische Orte wie die Topographie des Terrors, das Haus der Wannseekonferenz oder das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen.

Für den Ergänzungsbau sollen maximal 20 Millionen Mark aufgewendet werden, während die Kosten für das ursprünglich auf 15 Millionen Mark veranschlagte Mahnmal weiterhin unklar sind. Der Bund habe dafür die Verantwortung übernommen, und dabei bleibe es, erklärte Thierse. Damit sollte dem für 2001 geplanten Baubeginn nichts im Wege stehen, wenngleich Thierse keine Prognosen bezüglich der zeitlichen Fertigstellung machen wollte.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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