Bauwerk

NÖ Landesbibliothek und NÖ Landesarchiv
Architekt Katzberger, Michael Loudon - St. Pölten (A) - 1997
NÖ Landesbibliothek und NÖ Landesarchiv, Foto: Angelo Kaunat
NÖ Landesbibliothek und NÖ Landesarchiv, Foto: Angelo Kaunat

Niederösterreichisches Landesarchiv

1. September 2006 - ORTE
Die Gebäude des Landesarchivs und der Bibliothek bilden eine kompakte Gruppe zwischen Kulturbezirk und Regierungsviertel. Ihre städtebauliche Positionierung und Form erfolgte als gemeinsamer Entwurf der Architekten Bily, Katzberger und Loudon. Drei klare quadratische Baukörper umfassen einen zum Schubertplatz geöffneten Hof, der von einem regelmäßig angeordneten Hain aus Ahornbäumen ausgezeichnet wird. Eine schmale Gasse und ein kleiner Durchlaß ermöglichen, ausgehend vom Hof, die Durchgängigkeit in den Hauptrichtungen. Das Gebäude des Archivs setzt sich aus einem breitgelagerten und einem kleineren, schmal-hohen Quader zusammen, die über dem Durchlaß baulich gekoppelt sind. Der größere bildet die hintere Basis des Hofes: An der Vorderseite wird eine glatte Glashaut vor die dahinterliegende Raumschicht mit Büros gespannt. Anschließend an die Büros ist ein gebäudehoher Vertikalraum eingeschoben, der sich durch die gesamte Breite des Baukörpers durchzieht. Er enthält die Erschließung, die in eine vertikale (Lift), eine diagonale (Kaskadentreppe), eine horizontal begleitende (Laubengänge) und eine horizontal querende (Stiege) Komponente aufgeteilt ist. Zugleich fällt das Licht von oben bis zum untersten Boden herab.
Dieser besondere Raum erlaubt auf knappster Grundfläche einen Gesamteinblick in den Charakter des Bauwerks.
Hinter der Wand, an der die Stiege hochführt, liegen dann die Archivräume und eine Fluchttreppe. Der kleinere Baukörper enthält die Räume für Benutzer und Besucher, den Studiensaal sowie eine intime Dachterrasse für kontemplative Pausen. Das Äußere beider Volumen ist mit hellen Kalksteinplatten verkleidet. Das klassisch anmutende Fugenmuster betont die Klarheit der Komposition und deren lapidare Körperhaftigkeit. Sparsam gesetzte Öffnungen liegen mit ihrer Glasebene fassadenbündig, um die exakte Geometrie nicht zu stören. Sie befinden sich einerseits dort, wo sie im Inneren benötigt werden, andererseits bilden sie für jede Ansicht eine ausgewogene Komposition. An der schmal-hohen Stirnseite zum Schubertplatz entsteht so eine an ein «Gesicht» erinnernde Fassade von doppeldeutiger Klassizität. (Text: Walter Zschokke)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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