Leicht(Bau) aufgeschultertDieses Beispiel dringt vor in ein höchst aktuelles und drängendes Themenfeld: die unübersehbar große Zahl der in den vergangenen Jahrzehnten erbauten Einfamilienhäuser, die sich am Ende ihrer Nutzungsdauer (durch die Kleinfamilie) in einer Sackgasse wiederfinden. Zu groß für Singles und Paare, zu klein und grundrisslich ungeeignet für mehrere Haushalte. Hier hilft nur ein radikaler Schritt nach vorne – so wie ihn dieses Beispiel, unter beengtesten Vorraussetzungen, meisterhaft vorführt: Aus dem 1. Stockwerk eines architektonisch unbedeutenden Einfamilienhauses und einem neuen, großzügig aufgesetzten 4,50 Meter auskragenden Dachgeschoss wird eine zweite Wohnung gewonnen – eine Bleibe für die Nachfolgegeneration. Hier schlägt der Holzbau seine Konkurrenz um Längen. Seine Leichtigkeit, die keine Verstärkung der Untergeschosse notwendig macht und die Fähigkeit zur weiten Auskragung, verbunden mit seinen energetischen und bauphysikalischen Eigenschaften, sind Voraussetzung für diese entwerferische Eloquenz und einen derartigen Raumgewinn mit vertretbaren Kosten. Die mit den Dachflächen verschnittenen Außenwände bilden selbst jene Fachwerke, die den Boden und das Dach tragen. Aus dem Zusammenwirken einer „lässigen“ Raumentwicklung, dem jugendlichen Ausbau mit OSB Platten und einer handwerklich feinen und gediegenen Ausführung entfaltet sich – auch unabhängig von den schwierigen Voraussetzungen – ein Musterbeispiel zeitgemäßen Wohnens. Ein Projekt, das zur Nachahmung einlädt und einen Lösungsweg für tausende vergleichbarer Fälle aufzeigt. Jurytext, OÖ Holzbaupreis 2007