Bauwerk

Wohnanlage Frühlingsstraße
Architekturwerk Christoph Kalb - Wolfurt (A) - 2006
Wohnanlage Frühlingsstraße, Foto: Bruno Klomfar
Wohnanlage Frühlingsstraße, Foto: Bruno Klomfar
4. Mai 2008 - Az W
Partizipationsprojekte sind aufgrund ihrer diskursiven Intensität im Planungsvorfeld „von Natur aus“ eher die Ausnahme. Nach Ottokar Uhls prototypischen Mitbestimmungs-Projekten der 1970er und 1980er Jahre - man denke etwa an die Siedlung „Wohnen mit Kindern“ in Wien-Floridsdorf - zählt die so genannte Sargfabrik bzw. MISS Sargfabrik in Wien-Penzing (siehe gesonderte Einträge) zu den herausragenden Beispielen auf diesem Gebiet. Auch die „Wohnanlage Frühlingsstraße“ in Wolfurt ist ein Ausnahmeexemplar in einer raren Disziplin, auch diesem Projekt ging eine intensive zweijährige Vorbereitungsphase voran, im Zuge deren sich fünf Familien mit den eigenen Wohnbedürfnissen kooperativ-konstruktiv auseinander setzten.

Es wurden exemplarische Wohnbauprojekte besichtigt, ein umfassender Anforderungskatalog erstellt und ein kleiner geladener Wettbewerb durchgeführt, aus dem das Architekturbüro architekturwerk THE EDGE von Christoph Kalb siegreich hervorging. Zwei weitere Familien, die sich mit dem erarbeiteten Konzept identifizieren konnten, stießen zur Errichtergemeinschaft Frühlingsstraße hinzu.

Sieben Einfamilienhäuser in verdichteter Holzbauweise sind unterirdisch zu Reihenhäusern zusammengeschlossen. Diese gemeinsame unterirdische Kellerachse versorgt alle Häuser mit Heizung und Haustechnik. Der Heizenergieverbrauch liegt bei 14 kWh/m2, womit die Anlage Passivhausstandard erreicht. Die vorfabrizierten Holzelemente sind außen mit einer stehenden Lärchenschalung versehen, die Brettstapeldecken wurden teilweise sichtbar belassen. Es kamen vorwiegend baubiologische Materialien wie etwa Schafwollabdichtungen oder Lehm zum Einsatz, auch bei den Leimen und Lacken wurden biologische Produkte bevorzugt. Die Anlage ist mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung, einer zentralen Pelletsheizung und einer dezentralen Solaranlage mit Pufferspeichern ausgestattet.

Ein geschützter und geräumiger eigener Garten war für die Bewohnergemeinschaft ein wichtiger Planungsbaustein. Die großen Südfenster öffnen sich bei allen Häusern zum blickgeschützten privaten Grünraum, in der Positionierung der übrigen Öffnungen lag das Augenmerk auf dem größtmöglichen Schutz der Privatheit. Ein Pachtgrundstück im Westen der Wohnhausanlage steht den Bewohnern zur Zeit noch als gemeinschaftlicher Kinderspielplatz zur Verfügung. Die abgerundeten Gebäudekanten können als Symbol eines Gemeinschaftssinns gelesen werden; - als wolle man dem Nachbarn im Haus gegenüber keinesfalls die harte kalte Schulter zeigen. (Text: Gabriele Kaiser)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at