Bauwerk

ENERGYbase
POS architekten - Wien (A) - 2008

Das Bürohaus wird zum Kraftwerk

Die „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf spielt energietechnisch alle Stückerln. Das Passiv-Bürohaus hat eine Fassade, die Strom produziert - und sogar die Straßenleuchten davor beziehen ihre Energie von der Sonne.

19. Februar 2009 - Roman David-Freihsl
Bei der „Energy Base“ in Wien-Floridsdorf kann man einen Blick in die Energie-Zukunft werfen. Nähert man sich dem Bürogebäude in der Siemensstraße, fällt zunächst einmal der „Champ“ ins Auge: eine schmale, coole Leuchte, mit einem schlanken, dunklen Zylinder oben drauf - aus dem es nächtens unten herausleuchtet.

Der „Champ“ ist die neueste Entwicklung des Wiener Unternehmens Hornbachner Energie Consulting (HEI) - eine Fotovoltaik-Straßenleuchte, die ohne ausladende Modulflächen auskommt: Die hocheffizienten Module sind oben im gehärteten Glasrohr integriert. Diese Sonnenstrom-Elemente liefern sogar im Winter bei diffusem Licht genügend Strom.

Denn das Licht dieser im Vorjahr präsentierten Straßenlampen wird von LED-Dioden gespendet, die mit ihrer speziell entwickelten Linsenoptik besonders energiesparend punktgenau leuchten. Und das besonders lang. Unter Volllast rund 50.000 Stunden lang - bei Teillast sogar mehr als doppelt so lang.

„Die Nachfrage ist bereits enorm, vor allem in Südeuropa und im Mittleren Osten“, berichtet HEI-Gründer Dieter Hornbachner im Standard-Gespräch. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Neben der ökologischen Energiegewinnung, der langen Lebensdauer und dem geringen Wartungsaufwand ersparen sich die Auftraggeber auch Installationskosten - schließlich muss man nicht mehr aufgraben und Leitungen verlegen.

Energietechnik der Zukunft

Doch auch der ganze Bürokomplex hinter diesen Leuchten ist energietechnisch zukunftsweisend. Vor der Errichtung der „Energy Base“ hatte der Auftraggeber Wiener Wirtschaftsförderungsfonds rund um die planenden „POS architekten“ ein Expertenteam zusammengeführt, das exemplarisch aufzeigte, was im Bürobau künftig energietechnischer Standard sein wird.

Zum einen wurde bewiesen, dass auch Bürobauten im Passivhaus-Standard errichtet werden können. Sprich: Mithilfe von Wärmeschutz, Luftdichtheit und kontrollierter Lüftung mit Wärmerückgewinnung wird der Heizbedarf dieses Gebäudes minimiert. Das Bisschen, was noch zusätzlich für Heizen und Kühlen benötigt wird, kann problemlos mit Erdwärme abgedeckt werden.

Doch die „Energy Base“ ist gleichzeitig auch Kraftwerk und erzeugt Strom. Allerdings wurde die Fotovoltaik-Anlage nicht, wie sonst üblich auf dem Dach montiert: Es ist die Fassade, die den Strom Produziert. Die rund 400 Quadratmeter große Sonnenstrom-Anlage wurde in die gefaltete Südfront des Hauses integriert.

„Das Haus als Kraftwerk wird sicher ein Megatrend in der künftigen Energieversorgung werden“, ist auch Hornbachner überzeugt. Sein Unternehmen hat bereits bei anderen Projekten innovative und integrierte Sonnenstrom-Lösungen umgesetzt. Dafür wurden gemeinsam mit dem HEI-Partnerunternehmen „Ertex-Solar“ neuartige Fotovoltaik-Module entwickelt, die dieselben Eigenschaften wie Verbund-Sicherheitsglas aufweisen. So besteht beispielsweise beim neuen Gemeindezentrum von Ludesch (Vorarlberg) das Glasdach aus derartigen Fotovoltaik-Elementen.

Hornbachner ist überzeugt, dass „in 15 bis 20 Jahren Süd-, aber auch Ost- und West-Fassaden wenn möglich grundsätzlich für die Energieproduktion genützt werden“. Dieses Thema werde dann „auch den Wert der Immobilie mitdefinieren“. Die Mehrkosten für derartige „fotoaktive Fassadenbauelemente“ seien schon jetzt „nicht so dramatisch. Es ist nur noch eine Frage von Jahren, bis eine wirkliche Wirtschaftlichkeit erreicht wird und keine speziellen Förderungen mehr nötig sind.“

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