Bauwerk

e-science Lab ETHZ
Baumschlager Eberle Architekten - Zürich (CH) - 2008
e-science Lab ETHZ, Pressebild: Eduard Hueber

Forschungs- und Dienstleistungsgebäude ETH Zürich

Sonderpreis Österreichischer Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit 2010

27. Mai 2010 - newroom
Das Team Baumschlager/Eberle mit Bürostammsitz in Lochau/Vorarlberg ist von Beginn seiner inzwischen auf ganz Europa ausgedehnten und auch in Übersee aktiven Wirkung ein wichtiger Botschafter für ressourcenschonendes Bauen. Ihr Neubau für ein hochtechnisiertes Laborzentrum am Campus der Eidgenössischen Hochschule Zürich repräsentiert die spezifische Qualität ihres baukünstlerischen Ansatzes an einem in mehrfacher Hinsicht exponierten Anlass. Ihre spezielle Entwurfshaltung liegt darin, dass die energetische und ökologische Optimierung von Gebäuden nicht allein oder primär durch haustechnische Aufrüstung betrieben und erreicht wird. Die Architekten arbeiten vielmehr seit Jahren konsequent daran, auch die architektonischen Mittel selbst so zu entwickeln, dass sie die klimatechnischen Aspekte der Gebäude wesentlich mitregulieren und gewährleisten.

Das „Science-Lab“ in Zürich, weithin sichtbar und zugleich mit Panoramablick über die Stadt, ist ein innen mit extrem viel Elektronik ausgestattetes, in der Nutzung ständig wechselndes Gebäude – und dennoch keine Hightech-Maschinerie, weder in der äußeren Anmutung noch im innenräumlichen Duktus. Das Bau- und Raumkonzept basiert auf nutzungsneutralen Zonen entlang der Außenfassade und ringartigen inneren Kernzonen mit den Infrastrukturen samt angelagerten Erschließungsgängen rund um einen großzügigen, zentralen Hallenbereich. Auf einem Fassaden- und Konstruktionsmodul von 120cm konzipiert bietet der Bau eine nutzungsneutrale, flexible „Raumbühne“, - aber eben nicht schematisch und beliebig, sondern elastisch, als vielfältiges Spiel zwischen großen gemeinschaftlichen Zonen und kleinen intimen Einheiten. Eine Änderung der Raumeinteilung ist hier überall technisch leicht durchführbar , ohne dass die Haustechnik umgebaut werden muss.

Analog dazu erlaubte die Gestaltung der räumlich-plastischen Fassaden eine Reduktion technischer Ausrüstung mit gleichzeitigem Gewinn an konkreter Nutzbarkeit und ästhetischem Ausdruck. Der solare Eintrag wird einerseits durch die vollverglaste Außenhülle wie auch durch den mittigen Hallenraum genutzt. Mit umlaufenden Balkonen und fixen Vertikalblenden aus Travertin ist die Glashülle andererseits – in unterschiedlicher Tiefe der Balkone präzise auf die Himmelsrichtung abgestimmt – so verschattet bzw. wettergeschützt, dass unter anderem auf außenliegende, mobile Sonnenschutzmaßnahmen verzichtet werden konnte. Im Sommer ist dadurch eine Totalbeschattung der Fassade gegeben bei gleichzeitiger Nutzung von indirekt einreflektiertem Tageslicht.
So ist hier das Belichtungs- und Beschattungssystem aus der Architektur, nicht aus technischem Instrumentarium heraus generiert, und zugleich verdeutlichen diese Fassadenmodule auch die innenräumliche Dialektik von kleinen und großen Einheiten. Ein gelungenes, an dem prominenten Standort besonders wirkungsvolles Beispiel für Architektur, die das Technische aus sich heraus mitleistet, bei Erzielung höchster einschlägiger Kennwerte dennoch die gestalterische Priorität setzt.


Nachhaltigkeit:
Durch die kompakte Gebäudeform bietet das Gebäude mit seinen rund 12.000 m² Nutzfläche der kalten und heißen Umwelt wenig Angriffsfläche. Ein guter Wärmeschutz für Winter und Sommer und ein sehr guter Sonnenschutz für den Sommer, eine energieeffiziente Energieversorgung mit Fernwärme und Fernkälte sorgen für angenehmes Klima und geringen Energieverbrauch.

Die Fernwärme wird ausschließlich aus Wärmerückgewinnungsanlagen erzeugt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb der Heizwärmebedarf mit rund 20 kWh/m² für energieeffiziente Dienstleistungsgebäude relativ hoch ist.
Damit die Nutzung auch für die Zukunft flexibel bleibt wurde die Haustechnik so geplant und gebaut, dass die einzelnen Module jederzeit umprogrammiert werden können. Eine Gebäudeautomation ist selbstverständlich eingebaut.

Der Großteil der Energie wird von den Geräten gebraucht: Achtung: die Darstellung basiert auf Endenergie. Bei einer Darstellung der für die Umweltauswirkung wesentlich wichtigeren Primärenergie würde die dargestellte Energiemenge für den Strom doppelt so viel ausmachen. Natürlich verfügt das Gebäude auch über eine Photovoltaikanlage mit 170 m², die einen Jahresertrag von rund 16.000 kWh Strom erzeugt. Das sind 1,3 kWh pro m² Nutzfläche. Im Vergleich zum Stromverbrauch für die Geräte, das Licht und die Gebäudetechnik in Höhe von 55 kWh pro m² Nutzfläche ist das allerdings fast ein Tropfen auf den heissen Stein.

Das Gebäude hat das Schweizer Prädikat „Minergie-Eco“ erreicht. Schade, dass es nicht – wie das Eawag Forum Chrisbach – das Prädikat „Minergie-P Eco“ erreicht hat. Minergie-P Eco ist wesentlich anspruchsvoller als „Minergie Eco“ und wird in der Schweiz als notwendiges Ziel im Neubau bezeichnet. (Juryext: Otto Kapfinger, Helmut Krapmeier)

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