Bauwerk

Haus Gunhold
Dietger Wissounig Architekten - Klagenfurt (A) - 2008
Haus Gunhold, Foto: Paul Ott

Rollstuhloptimiertes Wohnhaus in Holzbauweise

14. Oktober 2009 - Architektur Haus Kärnten
Das Grundstück an der südöstlichen Stadtgemeindegrenze von Klagenfurt befindet sich am Rand einer Einfamilienhaussiedlung bei Ebenthal. Räumlich gefasst wird der Ort durch einen auwaldähnlichen Uferbewuchs entlang der Einmündung der Glanfurt in die Glan. Naturschutz und Hochwasserzone (das Grundstück musste um 1 m aufgeschüttet werden) geben dem Bauplatz die privilegierte Gewissheit, dass die südliche und östliche Nachbarschaft der landwirtschaftlich genutzten Flächen auch langfristig bestehen bleibt.
Nördliche und westliche Nachbarn werden aus dem Sichtfeld möglichst ausgespart (nicht zuletzt aus kulturellen Gesichtspunkten). Das Haus bezieht sich auf den Grün- und Auwaldraum und den dahinterliegenden Horizont der Karawanken. Die Verbindung zum Landschaftsraum wird gesucht.

Die Entwurfspriorität liegt in den Fragen: Wie setzt sich ein Wohnhaus in Stadtrandlage nahe eines Bachlaufes mit Auwald in die Landschaft, wenn der Bewohner schwerst-behindert ist? Welche Typologie oder Organisation lässt es zu, dass die Landschaft und der Außenraum für ihn erlebbar werden? - mit dem Rollstuhl befahrbar werden?
Aus den Bedürfnissen der Bewohner ein möglichst rollstuhltaugliches und alterstaugliches Umfeld zu errichten ist ein ebenerdiger mit seiner Umgebung verbundener Baukörper entstanden. Entwickelt wurde er von Innen nach Außen. Ohne irgendeinen Höhensprung gelangt man vom Auto durch oder um das Haus in die Wind- und Wettergeschützten Außenbereiche.
Konsequenter Weise ist es der Augpunkt des gehandicapten Bewohners, gefasst zwischen Decke und Boden, auf den alle gestalterischen Maßnahmen abzielen.

Die Struktur des Hauses ordnet sich um einen zentralen Ess-Wohnbereich. Alle Funktionen, wie Schlafen, Wohnen, Kochen, Sanitär und eine Einliegerwohnung, die derzeit als Therapieraum genutzt wird, werden von Freizimmern (Loggienähnliche Terrassen) unterbrochen, die eine vielfältige witterungsgeschützte Beziehung zum Freiraum ermöglichen.

Die Architektur wird vom Auwald und den beiden Bachläufen geprägt. Was sich an Beliebigkeiten hinter den Hecken der Nachbarn versteckt ist nicht wichtig. Ein einfaches Haus, das Naturnähe und an den richtigen Stellen Sichtbeziehungen aufbaut, war der Plan. Holz in vertikaler Schalungsform als adäquates Material, um sich im Laufe der Jahre dem Ort anzunähern, mitzualtern und dabei in Analogie zur selbstverständlichen Anmutung des Auwaldes zu treten. Von außen betrachtet einfach und zurückgenommen, entfaltet das Haus von innen, vom Augpunkt des Bewohners die gewünschte Vielfalt und Offenheit.

Der Gedanke ein Passivhaus zu errichten stand im Widerspruch zur Entwurfspriorität. Stattdessen wurde das Heizsystem möglichst autark ausgebildet. Erdwärmetiefenbohrungen, Solaranlage und eigener Hausbrunnen schaffen neben sehr guten Bauteileigenschaften und das Verwenden von nachwachsenden Rohstoffen die größtmöglichste Energieeffizienz.
Erdwärmepumpen (2 Tiefbohrungen) gekoppelt mit der Solaranlage am Dach versorgt sowohl die Heizung und Kühlung (Fußbodenheizung), als auch den Warmwasserbedarf des Hauses. Ein eigener Hausbrunnen bedient den Grauwasserbedarf und den Schwimmteich.

Konstruktion:
Bodenplatte außen gedämmt aus Stahlbeton. Alle anderen Bauelemente aus Holz (lediglich 4 Stahlstützen mit vom Raum nicht sichtbaren Kopfplatten) .
Hochgedämmte Wandaufbauten mit einem U-Wert von 0,11 W/m2K, tragen Kreuzlagenholzdecken in Sichtqualität, sowohl im Außen- und Innenbereich und BSH Überzüge.
Durch das umlaufende mind. 90cm auskragende BSH- Dach konnte die naturbelassene vertikale Lärchenverschalung bis in den Bodenbereich gezogen werden, ohne hier Bedenken wegen des Spritzwasserschutzes zu haben. (Text: Architekt)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur Haus Kärnten

Ansprechpartner:in für diese Seite: Nadine Thalerthaler[at]architektur-kaernten.at