Bauwerk

Centre Pompidou-Metz
Shigeru Ban Architects, Jean de Gastines - Metz (F) - 2010

Bilbao + Tate = Pompidou II

Entwürfe für das Centre Pompidou-Metz

26. Juli 2004 - Marc Zitzmann
Wie bereits gemeldet, wird das Pariser Centre Pompidou einen Ableger in der Provinz erhalten (NZZ 5. 12. 03). Dieser soll 2007 unter dem Namen Centre Pompidou-Metz in der lothringischen Hauptstadt eröffnet werden. Eine Ausstellung im Pariser Mutterhaus zeigt nun neben dem Ende letzten Jahres erkorenen Siegerprojekt von Shigeru Ban, Jean de Gastines und Philip Gumuchdjian fünf weitere Entwürfe, die in die Endrunde des internationalen Wettbewerbs gelangt sind. Neben den eigentlichen Wettbewerbsdokumenten - je vier grosse Schautafeln mit Plänen, Schnitten und Bildern sowie ein detaillierter Vorstellungstext und ein Modell - sind auf sechs langgezogenen Tischen auch Objekte zu sehen, die nicht eingereicht wurden, aber sehr sprechend den jeweiligen Schöpfungsprozess illustrieren. Während etwa das Rotterdamer Büro NOX Architekten von der (hochfliegenden) Devise «Bilbao + Tate = Pompidou II» ausging, arbeiteten Herzog & de Meuron mit Aberdutzenden von Fotos, während Stéphane Maupin und Pascal Cribier in kleinen Modellen verschiedene Gebäudeformen durchspielten.

Shigeru Ban liess sich seinerseits von einem chinesischen Flechthut inspirieren: Unter einer zeltartigen Struktur aus Metall und Holz stapelt der Japaner drei 90 Meter lange und 15 Meter breite Galerien schräg übereinander. Das mit einer Membran aus Glasfasern überzogene Netzgeflecht wird von drei Galerienenden und von einem 80 Meter hohen Pfeil durchstossen. Leicht orientalisch angehaucht, ähnelt der Bau einer Mischung aus Gartenarchitektur und Zauberzirkuszelt. In scharfem Kontrast dazu steht das trutzburgartige Projekt von Foreign Office Architects (eine Art Virus-Würfel, dessen Fassadenmodule den Facetten geschliffener Edelsteine gleichen), vor allem aber der besonders ansprechende Beitrag von Herzog & de Meuron. Die Basler Architekten haben einen strengen Kubus entworfen, in dem wie bei einer Torte drei dicke, verspiegelt-opake Schichten mit drei dünnen, verglast-transparenten Lagen alternieren. Von aussen monumental, weist der Bau im Innern eine komplexe Strukturierung auf; «konzentrationsfördernde» lineare Folgen von orthogonalen Ausstellungssälen alternieren mit «offenen» Räumlichkeiten, in denen der Besucher frei flanieren und sich entspannen kann. Eine Art Synthese zwischen Shigeru Ban und Herzog & de Meuron legt Dominique Perrault vor: Er überspannt einen grossen, verspiegelten Quader mit einem schräg versetzten Zeltdach; die Arbeiten von NOX (eine Art Gürteltierpanzer) sowie von Maupin und Cribier (ein Schlauch auf Stelzen) wirken dagegen etwas allzu sehr der Blob-Architektur beziehungsweise den Utopien der Metabolisten verpflichtet.

Das auf 36 Millionen Euro veranschlagte Centre Pompidou-Metz wird 12 200 Quadratmeter Nutzfläche bieten, davon die Hälfte für Ausstellungsräume. Diese sollen mit der reichen Sammlung des Musée national d'art moderne im Pariser Centre Pompidou bespielt werden. Kernbegriffe beider Zentren sind «zeitgenössisches Schaffen», «Multidisziplinarität», «Offenheit» und «Flexibilität».

[ Bis 4. Oktober. Katalog: Centre Pompidou-Metz. Edition Moniteur, Edition Centre Pompidou, Paris 2004. 160 S., Euro 29.-. ]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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