Bauwerk
Peabody Essex Museum - Erweiterung
Moshe Safdie - Salem (USA) - 2003
Stadt in der Stadt
Moshe Safdies neues Peabody Essex Museum in Salem
8. Juli 2003 - Roman Hollenstein
Hört man den Namen Salem, so kommen einem - wenn überhaupt - die Hexenprozesse von 1692 in den Sinn. Selbst die Amerikaner besuchen das pittoreske Städtchen an der Küste Neuenglands in erster Linie wegen dessen dunkler Vergangenheit, die noch in den Werken von Nathaniel Hawthorne und Arthur Miller nachlebt. Dabei kann das 1626 von Roger Conant gegründete Gemeinwesen ausser mit kitschigen Hexensouvenirs auch mit einem bedeutenden historischen Baubestand aufwarten. Als dessen Kleinod darf das 1805 vollendete klassizistische Gardner- Pingree House des von Charles Bulfinch inspirierten Autodidakten Samuel McIntire gelten, das heute zur bedeutenden Sammlung historischer Bauten des Peabody Essex Museum gehört. Es spiegelt den einstigen Reichtum der Hafenstadt wider, die im späten 18. Jahrhundert internationale Handelsbeziehungen pflegte.
Neben Alltagsgütern aus aller Welt gelangten früh schon exotische Kostbarkeiten aus Asien, Afrika und dem pazifischen Raum nach Salem. Viele von ihnen gingen ein in den Besitz der 1799 von aufgeklärten Bürgern gegründeten East India Marine Society. Deren schnell wachsende Sammlung wird seit 1825 im Prunksaal der neu erbauten East India Hall präsentiert, welche heute gleichsam das Allerheiligste des Peabody Essex Museum (PEM) bildet. Obwohl im Jahr 1988 mit dem Asian Wing der Bostoner Architekten Kallmann, McKinnell & Wood ein grosser Annexbau eröffnet werden konnte, war es dem PEM kaum möglich, alle Highlights seines grandiosen, heute 2,4 Millionen Objekte umfassenden Kunstbesitzes auszustellen. Was lag also näher, als erneut eine Erweiterung zu planen, für die - Renovationen, Umgebungsarbeiten und ein Auditorium eingeschlossen - 125 Millionen Dollar zur Verfügung standen. Da die Parzelle für diesen Anbau östlich der bestehenden Museumsgebäude und nur einen Steinwurf von McIntires Gardner-Pingree House und anderen Baudenkmälern lag, war eine Architektur gefragt, die sensibel auf den Kontext reagierte. Die Wahl fiel auf das Projekt des heute 65-jährigen Bostoner Architekten Moshe Safdie, der 1967 mit seiner Habitat-Wohnpyramide auf der Weltausstellung von Montreal schlagartig bekannt wurde und von dem das in Form einer postmodernen Bergstadt am Sepulveda-Pass in Los Angeles errichtete Skirball Cultural Center oder die National Gallery in Ottawa stammen.
Für das PEM entwarf Safdie mit einigem Geschick zwei neue Baukörper, die er durch einen glasüberdachten, aus zwei «Gassen» und einer zentralen Plaza bestehenden Freiraum von den bestehenden Museumsgebäuden trennte, und schuf so gleichsam eine Stadt in der Stadt. Der grössere, nach Osten orientierte Bau besteht aus einer Zeile von fünf leicht abstrahierten und sich so klar von den Altbauten der Umgebung unterscheidenden Giebelhäusern aus roten Ziegeln. Ihm ist nach Südwesten ein weiterer Ziegelbau vorgelagert, an welchen ein jüngst aus China importiertes, «Yin Yu Tang» genanntes Kaufmannshaus anschliesst, das die hervorragende China-Sammlung im PEM um ein in den USA einmaliges Gebäude aus der Qing-Zeit abrundet.
Die lichtdurchflutete Atmosphäre auf der internen Plaza, wo sich Kasse und Café befinden, stimmt ein auf den Rundgang durch die Sammlungen chinesischen und japanischen Kunsthandwerks, ostasiatischer und indischer Exportkunst, afrikanischer und südpazifischer Idole, architektonischer Modelle sowie historischer Photographie und zeitgenössischer Malerei aus Asien. Diese sind im Altbau sowie im Erdgeschoss der vor wenigen Tagen eingeweihten Erweiterungsbauten untergebracht. Darüber befindet sich im Obergeschoss des grösseren Neubaus eine frei unterteilbare Galerie von 1500 Quadratmetern Fläche für temporäre Ausstellungen, von der aus man über Brücken zurück in den Altbau gelangt. Die Eröffnungsschau befasst sich unter dem Titel «Traverse Time, Place, Culture» mit dem Crossover von Zeiten und Kulturen und reicht inhaltlich von kaiserlichen Rollbildern bis zu heutigen Familienbeziehungen. Auch wenn Safdies Erweiterung architektonisch nur gehobenen Durchschnitt bietet, kann sich dank ihm das PEM mit seinen umfassenden Sammlungen in der amerikanischen Museumslandschaft ganz neu positionieren.
Neben Alltagsgütern aus aller Welt gelangten früh schon exotische Kostbarkeiten aus Asien, Afrika und dem pazifischen Raum nach Salem. Viele von ihnen gingen ein in den Besitz der 1799 von aufgeklärten Bürgern gegründeten East India Marine Society. Deren schnell wachsende Sammlung wird seit 1825 im Prunksaal der neu erbauten East India Hall präsentiert, welche heute gleichsam das Allerheiligste des Peabody Essex Museum (PEM) bildet. Obwohl im Jahr 1988 mit dem Asian Wing der Bostoner Architekten Kallmann, McKinnell & Wood ein grosser Annexbau eröffnet werden konnte, war es dem PEM kaum möglich, alle Highlights seines grandiosen, heute 2,4 Millionen Objekte umfassenden Kunstbesitzes auszustellen. Was lag also näher, als erneut eine Erweiterung zu planen, für die - Renovationen, Umgebungsarbeiten und ein Auditorium eingeschlossen - 125 Millionen Dollar zur Verfügung standen. Da die Parzelle für diesen Anbau östlich der bestehenden Museumsgebäude und nur einen Steinwurf von McIntires Gardner-Pingree House und anderen Baudenkmälern lag, war eine Architektur gefragt, die sensibel auf den Kontext reagierte. Die Wahl fiel auf das Projekt des heute 65-jährigen Bostoner Architekten Moshe Safdie, der 1967 mit seiner Habitat-Wohnpyramide auf der Weltausstellung von Montreal schlagartig bekannt wurde und von dem das in Form einer postmodernen Bergstadt am Sepulveda-Pass in Los Angeles errichtete Skirball Cultural Center oder die National Gallery in Ottawa stammen.
Für das PEM entwarf Safdie mit einigem Geschick zwei neue Baukörper, die er durch einen glasüberdachten, aus zwei «Gassen» und einer zentralen Plaza bestehenden Freiraum von den bestehenden Museumsgebäuden trennte, und schuf so gleichsam eine Stadt in der Stadt. Der grössere, nach Osten orientierte Bau besteht aus einer Zeile von fünf leicht abstrahierten und sich so klar von den Altbauten der Umgebung unterscheidenden Giebelhäusern aus roten Ziegeln. Ihm ist nach Südwesten ein weiterer Ziegelbau vorgelagert, an welchen ein jüngst aus China importiertes, «Yin Yu Tang» genanntes Kaufmannshaus anschliesst, das die hervorragende China-Sammlung im PEM um ein in den USA einmaliges Gebäude aus der Qing-Zeit abrundet.
Die lichtdurchflutete Atmosphäre auf der internen Plaza, wo sich Kasse und Café befinden, stimmt ein auf den Rundgang durch die Sammlungen chinesischen und japanischen Kunsthandwerks, ostasiatischer und indischer Exportkunst, afrikanischer und südpazifischer Idole, architektonischer Modelle sowie historischer Photographie und zeitgenössischer Malerei aus Asien. Diese sind im Altbau sowie im Erdgeschoss der vor wenigen Tagen eingeweihten Erweiterungsbauten untergebracht. Darüber befindet sich im Obergeschoss des grösseren Neubaus eine frei unterteilbare Galerie von 1500 Quadratmetern Fläche für temporäre Ausstellungen, von der aus man über Brücken zurück in den Altbau gelangt. Die Eröffnungsschau befasst sich unter dem Titel «Traverse Time, Place, Culture» mit dem Crossover von Zeiten und Kulturen und reicht inhaltlich von kaiserlichen Rollbildern bis zu heutigen Familienbeziehungen. Auch wenn Safdies Erweiterung architektonisch nur gehobenen Durchschnitt bietet, kann sich dank ihm das PEM mit seinen umfassenden Sammlungen in der amerikanischen Museumslandschaft ganz neu positionieren.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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