Bauwerk

PaarTurm
Sonja Hohengasser, Jürgen P. Wirnsberger - Pörtschach am Wörthersee (A) - 2015
PaarTurm, Pressebild: Christian Brandstätter
PaarTurm, Pressebild: Christian Brandstätter

Anerkennung Kärntner Landesbaupreis 2016

2. Dezember 2016 - newroom
Ein Zimmermann mit einem Bauplatz wünscht sich zwei Wohnungen mit viel Aussicht und viel Holz. Die einfache Antwort: Zwei Häuser, für zwei Familien, in die Höhe gebaut und in Holz konstruiert. Über Treppe und Hebebühne zusammengespannt organisieren sich auf jeweils vier Geschoßen die Wohnräume beider Familien. Nach Funktionen geschichtet, bieten die Türme sowohl den begehrten Blick in die Landschaft, als auch den notwendigen, privaten Rückzugsraum.

Die Typologie des Turmhauses ist an sich keine neue Erfindung, schafft jedoch für diesen Ort einen überraschenden Mehrwert. Durch geschickte Ausreizung der Bebauungsvorschriften generiert die enge Stellung und leichte Versetzung der Baukörper gemeinschaftliche Außenräume mit einer erstaunlich dichten Atmosphäre - die Bezeichnung „Paarturm“ passt.

Als Paar bilden beide Türme mit gemeinsamem Vorplatz und Garten ein eigenes kleines Ensemble im ansonsten konturlosen „Siedlungsbrei“ - ein vertrautes Miteinander, statt dem üblichen, anonymen Nebeneinander.

Trotz unterschiedlicher Ausrichtung und „Frisur“ - einmal Satteldach und einmal Flachdach - werden beide Türme über den Baustoff Holz formal weiter zusammengebunden. Das Holz ist hier aber nicht nur modische Tapete, sondern in seiner konsequenten Verwendung ein sichtbares Votum für Regionalität und Handwerklichkeit - in Fichte konstruiert und mit Lärche ergänzt, alles unbehandelt, roh, fühlbar, riechbar, aus dem Holzland Kärnten und nicht von irgendwoher.

Alles preiswürdig, wäre da nicht ein gewichtiger Makel: Der Paarturm ist ein Ferienhaus und vertritt als solches einen Bautypus, der die Natur- und Kulturlandschaft nur passiv konsumiert, statt diese zu bereichern. Die klassischen Regeln des Alltags gelten im Urlaub nur bis zu einem gewissen Mass und somit relativiert sich schnell das gelungene Konzept der Dichte und Gemeinsamkeit. Dennoch, inmitten der höflich als „heterogen“ zu bezeichnenden Bebauung der Nachbarschaft stellt der Paarturm in seiner Ambition einen „Leuchtturm“ dar. Es bleibt zu wünschen, dass sich Nachahmer finden, die nicht nur am Wochenende da sind und nicht nebeneinander, sondern miteinander leben wollen. (Projekterläuterung: Sven Matt, Kärntner Landesbaupreis 2016)

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