Bauwerk

Wohnbau Siccardsburggasse
Patricia Zacek-Stadler - Wien (A) - 2003
Wohnbau Siccardsburggasse, Foto: Andrew Phelps
5. Juni 2007 - AFI
Bei knappem Budget sollte auf Altbewährtes gesetzt und das Rad nicht stets neu erfunden werden. Wichtig ist es, zunächst sämtliche bereits existierende Möglichkeiten zu kennen und dann entsprechend der speziellen Bauaufgabe abzuwägen, wie kombiniert wird und wo neu getüftelt werden muss.

Ein Beispiel, wo hochsensibel auf die Bauaufgabe Wohnbau eingegangen wurde, stellt die Genossenschaftsanlage Siccardsburggasse in Wien Favoriten dar. Ein 2003 fertiggestelltes Projekt, ersonnen und geplant von der Architektin Patricia Zacek.

Die Architektin, die sich schon in ihrer Dissertation mit dem Thema Wiener Wohnbau, speziell der 80er Jahre, ausführlich beschäftigte, schaffte einen Genossenschaftsbau, der sich durch ein Mehr an Lebensqualität im städtischen Raum auszeichnet.

Nicht nur die neu geschaffenen Innenräume, auch der Straßenraum profitiert von dem Neubau. Die beiden Baukörper der Anlage werden als Ensemble wahrgenommen, weisen jedoch unterschiedliche Erscheinungsbilder und Vorzüge auf. Einerseits durch große Glasflächen offen, andererseits durch eine weiß verputzte Fassade mit langgezogenen Fensterbändern geschlossen, schmiegt sich die Blockrandbebauung über Eck in den Bauplatz.
Insgesamt stellt der Wohnbau 32 Wohnungen von 58 bis 129 Quadratmeter für Singles, Paare und Familien zur Verfügung.

Die fünfgeschoßige Glasfassade erinnert mehr an ein gerastertes Schaufenster denn an ein Wohnhaus. Die raumhohe, über die gesamte Wohnungsbreite verlaufende Glasfläche weitet den Blick nach außen. Teile der Fassade sind als platzsparende Schiebeelemente zu öffnen. Als Sichtschutz und gleichermaßen als Sonnenschutz fungieren textile, metallicfarbene Screens, die in einem Alurahmen vor die Südfassade gesetzt wurden.
Hinter einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Aluminium befinden sich in ihren Dimensionen ablesbar, sehr flexibel zu gestaltende, offen angelegte 60 m² Wohnungen.
Die technisch ausgereifte Standardlösung der Alu–Pfosten-Riegelkonstruktion erlaubt den Einsatz von großen Glaselementen in bewährter Form.

Die freundliche Farbgestaltung, so zum Beispiel die apfelgrünen Akzente der hellen Erschließungszonen, ladet zum Plaudern unter Nachbarn ein. Im Kontrast dazu der mit dunklen Metallplatten verkleidete Lift, dessen Glasschlitze den Sichtbezug zum Straßenraum herstellen und in der Nacht Lichtstreifen auf den Gehsteig werfen.

Private und öffentliche Räume sind ausgewogen. So befindet sich im Erdgeschoss hinter dem Foyer ein großer Gemeinschaftsraum mit Blick in den abwechslungsreich gestalteten Gartenhof.
Die kleineren Wohnungen im Nord-Süd orientierten Gebäude werden über hofseitige, nach Norden orientierte, offene Laubengänge erschlossen. Hier wird die Fassade durch dunkle Eternight-Platten verkleidet. Die ost-west-orientierten Familienwohnungen sind Maisonettewohnungen und besitzen dem Wohnraum vorgelagerte Loggien gen Westen.

In den Wohnungen sind die Sanitärzellen zentral in der Mitte der Grundrisse positioniert. Sie sind dadurch zwar nicht natürlich belichtet, gliedern aber die Wohneinheiten auf geschickte Weise und ermöglichen Bewegungsabläufe um einen Kern. Der in der gesamten Wohnung, also auch in der Küche verlegte Parkettboden, lässt die Räume ineinander fließen und erweckt das Gefühl von Gesamtheit. Eine großflächige Schiebewand zwischen Wohn- und Schlafraum gibt dem Bewohner die Freiheit zu vergrößern oder aber Intimsphäre zu schaffen. In diesem Gebäudeteil wurde auf Balkone oder Loggien zugunsten von mehr Wohnfläche verzichtet. (Text: Katharina Tielsch)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Aluminium-Fenster-Institut

Ansprechpartner:in für diese Seite: AFI Sekretariatoffice[at]alufenster.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung

Fotografie