Bauwerk

Burg Heinfels
Gerhard Mitterberger - Heinfels (A) - 2020
Burg Heinfels, Foto: Zita Oberwalder
Burg Heinfels, Foto: Zita Oberwalder

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2022

11. November 2022 - aut. architektur und tirol
Ganz alltäglich ist es nicht, beim Einstieg in ein Projekt entscheiden zu müssen, wie ein gestalterisches Konzept sowohl für eine Burg als auch für eine Ruine aussehen soll. Das allein zeigt, wie ungewöhnlich die Bauaufgabe „Burg Heinfels“ war. Ungewöhnlich ist das Projekt auch wegen der intensiven und vertrauensvollen, sich gegenseitig wertschätzenden Zusammenarbeit von Architekt:innen, Denkmalschutz und den auf Sanierung von historischer Bausubstanz spezialisierten Firmen. Nur auf dieser Grundlage kann ein solch bemerkenswertes Projekt wie der Erhalt des komplexen baulichen Ensembles „Heinfels“ gelingen.

Natürlich ist die Substanz einer Burg und gleichzeitig einer Ruine eine Steilvorlage für einen engagierten Architekten, denn das Ensemble steht auf der Felskuppe wie hingegossen, obwohl – oder weil – über Jahrhunderte in vielen Etappen gewachsen. Es gibt leider hinreichend Beispiele, dass mit einer qualitätvollen Substanz nicht angemessen und gleichzeitig fantasievoll umgegangen wird und der Bestand unter den notwendigen Eingriffen leidet – in diesem Fall ist es ganz anders.

Zunächst galt es viele wichtige Entscheidungen zu treffen: Was bleibt erhalten, was wird ergänzt, wie geht man mit den Um- und Einbauten aus der jüngsten Vergangenheit um und nicht zuletzt, wie stellen sich neue architektonische Eingriffe und Nutzungen dar? Es entstand ein Projekt, das gleichzeitig denkmalpflegerischen Belangen genauso gerecht wird, wie architektonischen Ansprüchen. Die Logik und Konsequenz mit der die mitunter stark angegriffene Substanz gesichert und somit für die Zukunft erhalten wurde, beeindrucken genauso wie der Ideenreichtum und die kenntnisreiche konstruktive Umsetzung der architektonischen Interventionen. Denn Konstruktion und Form gehen immer Hand in Hand und staunend betrachtet man einfachste wie ungewöhnliche Lösungen, die in unserer von Überreglementierung geprägten Welt des Bauens meist nicht mehr vorkommen – obwohl sie offensichtlich funktionieren. Bei höchster Differenzierung im Detail entstand ein Ensemble von überzeugender, einheitlicher Kraft, wurden alte und neue Räume eindringlicher atmosphärischer Qualität geschaffen, wie auch „ganz nebenbei“ ein Museum, das seine Inhalte unaufdringlich und damit umso wirkungsvoller vermittelt.

Die Hoffnung ist, dass der ökonomisch für das Areal so wichtige zweite Bauabschnitt, der ein Hotel mit einer entsprechenden Gastronomie beinhalten soll, mit gleicher Qualität umgesetzt wird. (Jurytext: Florian Nagler, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2022)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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