Bauwerk

EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung
Diller Scofidio + Renfro, Extasia, Morphing Systems, Multipack, Coop Himmelb(l)au, Jean Nouvel, GLS Architekten AG - diverse Standorte (CH) - 2002
EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung, Foto: Yves André
EXPO.02 - Schweizerische Landesausstellung © expo.02

Temporäre Architektur

Die Großmeister der Architekturszene geben der Schweizer Expo ihr temporäres Gesicht.

26. April 2002
Mit drei bis zu 40 Meter hohen monumentalen Türmen auf der Arteplage in Biel setzte das renommierte Wiener Architektenbüro Coop Himmel(b)lau einen der architektonischen Blickpunkte bei der Schweizer Landesausstellung „expo.02“. Der „Freiheit“, die sich aus dem temporären Charakter der Gebäude und dem Bauen am Wasser ergeben habe, habe ihr besonderes Interesse gegolten, schilderte Wolf D. Prix. So konnte unter dem überdimensionalen Dach der Arteplage auf einer Fläche, die - 220 Meter lang und 62 Meter breit - fast doppelt so groß ist wie der Markusplatz in Venedig, „eine kleine Stadt für ein halbes Jahr“ entstehen.


Ausgefeilte Lichtregie

Mit transparenten Folien, die bei bestimmten Lichteinfallswinkeln undurchsichtig sind, gaben die Architekten den Türmen eine Hülle, die höchst sensibel auf unterschiedliche Lichtsituationen reagiert. Scheint am Tag die Konstruktion der Türme durch, die eine Soundinstallation, ein Stiegenhaus bzw. einen Aufzug beherbergen, so gibt ein eigenes Lichtdesign in der Nacht den Türmen ein „ganz anderes Gesicht“. Für das Beleuchtungskonzept, das sich auch auf den anschließenden Expo-Park erstreckt, zeichnet der französische „Schattenzauberer“ Yann Kersale verantwortlich.


Nouvels Monolith

In Murten sorgt Jean Nouvels „Monolith“ für Aufsehen: Ein im See schwimmender riesiger Würfel aus rostigem Blech, dessen Seitenkanten mit 34 Metern der Höhe eines zwölfstöckigen Hochhauses entsprechen, lässt sich nur per Schiff erreichen. Der Würfel beherbergt zwei Panoramen, eines aus dem 19. Jahrhundert, das die Schlacht von Murten zeigt, und das „Panorama Schweiz Version 2.1“, eine Momentaufnahme der Schweiz von heute. Vom Zwischengeschoß aus fällt der Blick auf die aufgedockte „Mesoscaphe“, ein auf der letzten Schweiz-Expo 1964 in Lausanne als Sensation präsentiertes Touristen-U-Boot, das nun, 38 Jahre später, verrostet und verfallen von der Vergangenheit der Zukunft erzählt.


Extatisches Schweben

Einmal das Gefühl haben, auf einer Wolke zu liegen, kann man in der von der Architektengruppe extasia gestalteten Arteplage in Yverdon-les-Bains: Dort schwebt, in einer eiförmigen Tragstruktur, in gut 100 Metern Entfernung vom Ufer eine künstliche Wolke über dem See. Die 100 mal 60 mal 20 Meter große Stahlkonstruktion durchzieht ein feines Netz von 32.000 Düsen, die aus unzähligen Tröpfchen Seewasser Wolkennebel erzeugen. In Regenmäntel gehüllt, können die Besucher die Wolke begehen und sich in der „Engelsbar“ einen Drink im siebenten Himmel genehmigen, nachdem sie sich zuvor in der Ausstellung „Le premier regard“ über den für die Sexualität bedeutsamen ersten Blick bei der Partnersuche informiert und dann - freiwilligerweise - in „Oui!“ dem anderen das Ja-Wort für 24 Stunden gegeben haben.


Funkelnder Schilf

Das Architektenteam Multipack aus Neuenburg plant für das Wettbewerbsgebiet in Neuenburg einen breiten Parkstreifen entlang des Sees. Über der Arteplage in Neuchatel schweben drei UFOs - glaubt man zumindest. In Wirklichkeit handelt es sich um drei auf schlanken Pfählen ruhende Dächer, Galets genannt, die in rund 30 Meter Höhe über dem See thronen. Darunter bietet sich Platz für sieben Ausstellungen zum Thema „Natur und Künstlichkeit“. Beispielsweise „Beaufort 12“, ein Areal, das die Zerstörungen zeigt, die ein Orkan der genannten Windstärke anrichten würde. Für Mutige gibt es einen Sturmsimulator, bei dem man sich zwar nicht der Beaufort-Stärke zwölf, aber immerhin acht aussetzen kann.

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