Veranstaltung

SocióPolis
Ausstellung
28. Oktober 2004 bis 31. Januar 2005
Architekturzentrum Wien - Alte Halle
Museumsplatz 1
Österreich


Veranstalter:in: Architekturzentrum Wien
Eröffnung: Mittwoch, 27. Oktober 2004, 19:00 Uhr

Im Garten der Utopie

Die Stadtvision «Sociópolis» - eine Ausstellung in Wien

16. November 2004 - Paul Jandl
Wer über eine Entschleunigung moderner Städte nachdenkt, der kann das utopische Potenzial längst vergangener Zeiten entdecken. Den Hortulus, den mittelalterlichen Klostergarten, hat der spanische Architekt Vicente Guallart zum Vorbild eines visionären Grossprojekts erhoben. Sociópolis heisst die Stadt der Zukunft, die an der Peripherie Valencias einen Lebensraum bieten soll, in dem sich - wie früher einst - Nutzen und Musse aufs Beste verbinden. Das Wiener Architekturzentrum präsentiert jetzt in einer Ausstellung diese Stadtutopie. Modelle und Statements sollen eine Idee veranschaulichen, die ihrerseits historische Vorbilder hat. Mies van der Rohes Stuttgarter Weissenhofsiedlung etwa zählt dazu oder das Berliner Hansa-Viertel. Zwölf internationale Architektenteams hatten sich im Vorjahr unter Federführung Guallarts am ursprünglichen Forschungsprojekt Sociópolis beteiligt. Die Stadt Valencia hat mittlerweile auch für den Bau grünes Licht gegeben. Eine Fläche von rund 35 Hektaren steht an der Peripherie zur Verfügung. Baubeginn ist im Frühjahr 2005.

Verbindet sich sonst am Stadtrand meist üble Nutzarchitektur mit herrenlosem Grün, so soll das bei Sociópolis anders sein. Hier wird über das Thema Nachbarschaft in umfassendem Sinn nachgedacht. Das Projekt will durch seine gemischte Bewohnerstruktur sozial integrativen Charakter haben und damit der zunehmenden Anonymisierung der Städte entgegenwirken. Schon bei der Konzeption den neuesten Stand der Informationstechnologien berücksichtigend, will Sociópolis dennoch eine «langsame Stadt» sein. Vom Hortulus zu den landwirtschaftlichen Huertas ist es da nicht weit. Obst und Gemüse sollen im locker bebauten Areal gezogen werden.

So bunt wie die Anforderungen an diese Stadt der Zukunft ist auch die Architektur. Und das im wörtlichen Sinn. Ein ausgeklügeltes Farbenspiel soll hier dominieren. Jedes der zwölf Architektenteams wird bei Sociópolis seine Signatur hinterlassen. Die Holländer MVDRV lassen ihr langgestreckt-geometrisches Wohngebäude transparent wirken. Greg Lynns biomorphe Architektur trägt eine «Zwiebelblüte» zum Ensemble bei, die Künstlerateliers beherbergen soll. Von Foreign Office Architects stammt ein monumentaler Triumphbogen, in dem Restaurants untergebracht werden. Toyo Itos der Kreisform verpflichtete Wohnanlage wirkt dagegen angenehm filigran. Das erste Wort - oder das letzte, ganz wie man will - hat Sociópolis-Mastermind Guallart. Sein Turm weist am Eingang zur Vision, ohne wirklich selbst eine zu sein.

[Bis 31. Januar. Als Katalog erscheint in Kürze: Sociópolis. Hrsg. Vicente Guallart und Architekturzentrum Wien. Deutsch, englisch, spanisch. Verlag Actar, Barcelona 2004. 256 S., Euro 31.-.]

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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