Award

Vorarlberger Holzbaupreis 2023
Holzbaupreis - vorarlberger holzbau_kunst - Bregenz (A)
Jury: Christoph Blättler, Melanie Karbasch, Maximilian Luger, Yves Schihin
Preisverleihung: 14. Juli 2023

Als Juroren den Vorarlberger Holzbaupreis zu begleiten bedeutet, die Auseinandersetzung mit einem Land und seiner Baukultur aufzunehmen, einzigartig in vielerlei Hinsicht, manchmal überraschend aber doch stetig.
Der beginnende erste Durchgang durch die 129 eingereichten Projekte zeigte, und das mit Nachdruck, leider ein sehr nüchternes Bild, was öffentliche Projekte angeht. Wo ist das Land der öffentlichen Architektur, wo sind die Projekte der Kommunen, wo sind die vorbildlichen Gemeindestuben, die Ortsplätze, die Schulen? Einige Häuser für Kinder finden sich in überschaubarer Anzahl. Was ist passiert? Die Frage wird man sich im Land stellen müssen.

Dass man bei diesem Preis nicht mehr über fehlende handwerkliche Kunst reden muss, ist eine Kulturleistung, die sich die vielen Betriebe, ob Tischlereien, Zimmerer, kleine und mittelgroße Industriebetriebe, schon Jahrzehnte auf ihre Fahnen heften können. Also kann man sich auf andere Dinge konzentrieren. Hier fällt auf, und das sei ebenfalls eindringlich erwähnt, das Einfamilienhaus, ob gut oder schlecht in Anzahl und Qualität, nimmt ab. Repetitionen lassen keinen Spielraum für ein neues Denken darüber. Das Land der Einfamilienhäuser hat sich erschöpft? Erfreulicher, und das zeigt doch wieder die Qualität ihrer Schöpfer, das Bild in Sachen Weiterbauen, Revitalisieren. Eine Meisterschaft, deren Kennenlernen uns Juroren begeisterte. Das Thema Qualität im sozialen Wohnbau, ein österreichweites Dauerthema, wird auch in Vorarlberg nicht sichtbar – schade.

Umso erfreulicher, oder auch nicht, die große Anzahl und Qualität an Projekten außer Landes. Hier zeigt man, was man kann, sind es die Rahmenbedingungen im „Ländle“, die die Entwerfer flüchten lassen? Nach anfänglicher Verunsicherung im Lesen der Plakate ging es dann für uns zu den Besichtigungen vor Ort. Ein unbedingtes Muss jeder Jury. Letztlich werden viele Qualitäten entdeckt, ohne die kleinen Hoppalas zu übersehen. Und doch wieder zufriedene und bereicherte Gesichter, in manchen Häusern bekamen wir auch ihre Seelen zu Gesicht. Der Holzbau in Vorarlberg ist über Ländergrenzen hinweg Vorbild für hochwertige Handwerkskunst und eine selbstbewusste baukulturelle Haltung zur eigenen Bautradition. Die Vielzahl der eingereichten Arbeiten und das durchgängig hohe gestalterische Niveau ist so beeindruckend, wie das bodenständige Selbstverständnis, das sich in den Projekten widerspiegelt. Die eingereichten Projekte umfassen alle Maßstäbe und Typologien. Das ist mehr, als man sich in anderen Regionen wünschen kann. (Statement der Jury)