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Mark Gilbert – wegweisend
Mark Gilbert – wegweisend © Foto: trans_city
9. März 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„Seit Jahren, eigentlich Jahrzehnten, hat die Architektur neue Wege gesucht, ja suchen müssen. Es wurde zunehmend klar, dass es weniger um das Spektakel sowie das Setzen von Macht- und Marktwahrzeichen geht, sondern um das Schaffen einer fairen und gesunden Umwelt. Unsere Prioritäten müssten sich ändern. Man denkt nun an die Städte, die überall wachsen und sich verdichten. Diese Entwicklungen werfen neue Fragen auf: Wie können Ballungsräume leistbar bleiben, wenn jeder dort hinziehen will? Wie kann ein gleichwertiger Zugriff auf den städtischen Raum für alle gesichert werden? Wie können wir mit immer knapper werdenden Mitteln eine schöne und qualitätsvolle Plattform für das städtische Leben gestalten? Es geht dabei auch um die Natur, das Klima und die Ressourcen. Damit ist jedoch nicht nur die Reduktion von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gemeint. Es bedarf vielmehr eines gesunden Umdenkens wie wir mit der Ressource Boden umgehen, über wirksame Widmungsstrukturen, die der Gemeinschaft dienen, und wie wir den Lebensraum für Biodiversität sichern können.

Wir müssen uns mit Fragen über die Beziehung von Stadt und Land konfrontieren, wenn die Grenzen zwischen den beiden schwinden, neue Zielsetzungen definieren und dazu Strategien entwickeln oder sogar erfinden. Das alles beinhaltet für mich der Begriff „wegweisend“, was ich keinesfalls mit dem „Visionären“ – den genialen Strich, den brillanten Wurf – gleichsetze. Ich verstehe es vielmehr als eine dialektische Entwicklung und Entfaltung von Erkenntnissen, die immer mit Widerstand und Widerspruch begleitet sind. Bauen ist ein kollektiver Prozess, in dem viele Akteure und Interessen geachtet werden müssen. Fortschritt und Entwicklung entstehen aus dem Dialog, durch den gegenseitigen befruchtenden Austausch. Das ist das Wesen der Dialektik. Orientierung und Bewegung sind vielmehr kollektives Ereignis, als individueller Blitzschlag.“

Mark Gilbert, geb. 1961, trans_city, Wien. Das überwiegende Tätigkeitsfeld von Mark Gilbert und Christian Aulinger ist der Wiener Wohnbau. Dabei geht es immer um die spezifischen Lösungen in einer Dialektik der sehr komplexen und vernetzten Szene, bestehend aus Bauträgern, Banken, aus Politikern, Beamten, aus Soziologen und Planern, die Grenzen ausloten und gemeinsam den Weg weisen.
beständig – reichhaltig – wegweisend, das sind die Impulswörter der dritten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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