Bauwerk

Albertina - Rampe
Hans Hollein - Wien (A) - 2003
Albertina - Rampe, Foto: Angelo Kaunat
Albertina - Rampe, Foto: Angelo Kaunat

Fast gescheitert

Unterschiedliche Interessen beim Albertina-Umbau.

12. Februar 2002
Hans Hollein hat auch den Wettbewerb für die Neugestaltung der Albertina-Rampe gewonnen. Die Umsetzung machte bisher Probleme. Denn einige Institutionen, die in der Albertina residieren, haben ganz konkrete Sonderwünsche. Deshalb schien das Projekt zunächst sogar zum Scheitern verurteilt. Und: Die geplante Rampe nimmt den Filmmuseum-Betreibern das Tageslicht in ihren Büros.

Konfliktzone 1: Der Augustiner-Keller. Dessen Betreiber Josef Bitzinger wollte einen 25 Quadratmeter großen Abstellraum nicht zur Verfügung stellen. Die Fläche muss aber für die Umsetzung der Hollein-Pläne zur Verfügung stehen.

Auf einem Sondergipfel mit dem Wiener Wirtschaftskammer-Präsidenten Walter Nettig wurde noch eine Einigung erzielt, nachdem kurz davor Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder den von Hans Hollein geplanten Umbau für gescheitert und undurchführbar erklärt hatte.


Umbau gesichert

Sowohl die Albertina als auch „Albertinakeller“-Betreiber Josef Bitzinger verzichten auf jegliche finanzielle Ansprüche gegenüber der anderen Partei. Der umstrittene 25 Quadratmeter große Abstellraum wird von Bitzinger geräumt und kann in den Umbau mit einbezogen werden.

Auch gestalterische Details, die auch ein Grund für die Auseinandersetzung waren, wurden abgesprochen: Die Trennwand zwischen Foyerbereich und dem geplanten neuen Lokal soll nun aus geätztem Glas bestehen. Schröder: „Das ist ein Durchbruch in der Frage der Ästhetik. Undurchsichtige und durchsichtige Teile werden in dynamischen Rhythmus abwechseln.“


Filmmuseum mit Platzproblemen

Konfliktzone 2: Das Filmmuseum. Alexander Horwath, seit 1. Jänner offiziell amtierender neuer Leiter des Filmmuseums in der Albertina, hat mit Platzproblemen zu kämpfen. Er richtete nun einen „Appell an alle, denen die Arbeit des Österreichischen Filmmuseums am Herzen liegt“: Benötigt wird eine rasche, klare Zukunfts-Entscheidung sowie Geld für überfällige Investitionen.

Längst notwendige technische, räumliche und bauliche Investitionen, die das Filmmuseum aus dem laufenden Budget bisher nie leisten konnte, sollen nicht weiter aufgeschoben werden. „Es ist meine Pflicht, die früheren Versäumnisse aufzuarbeiten, jetzt, wo es noch geht.“ Das „Window of Opportunity“ wäre geöffnet - 2003, wenn die Albertina wiedereröffnet wird, wäre es zu spät.


Umgestaltung des Foyers notwendig

Konkret benötigt die Institution eine technische Verbesserung des aus dem Ende der 40er Jahre stammenden Kinosaales samt neuer Bestuhlung, Investitionen bei Büro, Bibliothek und Elektrik ebenso wie die Umgestaltung des Foyers, die auch durch eine im Hollein-Projekt vorgesehene Verlegung des Eingangs notwendig wird und die einen kleinen Shop und eine ebensolche Bar beinhalten soll.

25 Millionen Schilling (1,82 Mio. Euro) soll der Umbau kosten. „Ich beneide Herrn Köb (den neuen Direktor des Museums Moderner Kunst im Museumsquartier, Anm.), der etwa die gleiche Summe in die Erneuerung eines nur wenige Monate alten Museumsbaus investieren kann. Bei uns wurde seit 40 Jahren nichts getan und wir stoßen auf viel größere Schwierigkeiten, das Bewusstsein für die nötige Finanzierung zu bekommen“, meint Horwath.


Problematischer Hollein-Umbau

Zu den anstehenden Modernisierungen kommt noch ein weiteres Problem: Die Neugestaltung der Albertina-Fassade durch Hans Hollein sieht eine „sehr begrüßenswerte zeitgenössische architektonische Intervention“ (Horwath) - eine sich an die Fassade anschmiegende Welle, die den im Erdgeschoss gelegenen Arbeitsräumen des Filmmuseums allerdings das Tageslicht nehmen wird.

Horwath: „Diese Räume können wir künftig nicht mehr wie gewohnt nutzen. Ich finde Professor Holleins und Herrn Schröders Projekt sehr spannend. Aber es kann nicht sein, dass unsere ohnehin eingeengte Arbeitssituation dadurch weiter verschlechtert wird. Dieser Verlust an Arbeitsräumen müsste im Ersten Stock ausgeglichen werden.“


Präkarium?

Doch die Albertina, die ebenso wie das Filmmuseum, die Musiksammlung der Nationalbibliothek oder der „Augustinerkeller“ Hauptmieter bei der Burghauptmannschaft ist, sei derzeit nur bereit, entsprechende Räumlichkeiten als Präkarium zu überlassen. „Für uns kommt nur eine Hauptmiete in Frage. Was die Problematik eines Präkariums angeht, braucht man ja nur auf das Museumsquartier zu verweisen. Wir streben Umbauten und eine echte Erneuerung an - und wären trotzdem jederzeit kündbar!“


Säumiger Geldgeber Bund

Sorgen machen dem Filmmuseum-Leiter aber nicht nur Um- oder Ausbau, sondern auch die Finanzierung des laufenden Betriebs: Je sieben Millionen Schilling (508.710 Euro) benötigt das Filmmuseum als jährliches Grundbudget von Bund und Stadt. Während das Geld der Stadt Wien bereits zugesagt und „in freudiger Verwendung“ ist, „gibt es vom Bund, der bisher der Hauptträger des Filmmuseums war, über die letztjährige Entschuldung hinaus leider noch keine Aussage über seinen Anteil am laufenden Betrieb.“

Das Filmmuseum arbeite mit seinem Personalstand und seinem Budget am untersten Limit, versichert Horwath und verweist auf eine Vergleichszahl: „In den Niederlanden gibt es fürs Filmmuseum 120 Angestellte und ein Budget von über sieben Millionen Euro. Der Vergleich macht einen sicher: Kostengünstiger als bei uns geht's wirklich nicht.“

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