Bauwerk

Wohnbau Steinergasse
Peter Nigst - Wien (A) - 1999

Mehr Luft für einen schönen Kopf in Liesing

Wiens Stadterweiterungen aus jüngster Zeit haben nur bescheidene Qualitäten hervorgebracht. Peter Nigst konnte nun beweisen, dass sich auch an der Peripherie Architektur realisieren lässt.

28. August 1999 - Gert Walden
Ein formloser Einheitsbrei hat sich an den Stadträndern von Wien in den vergangenen Jahren breit gemacht. Architekten wurden zu Nothelfern einer Stadtplanung, die unter dem Schwert der Grundstückbeschaffer ihre antiquierten Wohnbauideale vom Karl-Marx-Hof auf Minimalflächen zu realisieren suchte.

An der Liesinger Steinergasse konnte einmal dieser enge Rahmen mit Hilfe eines stringenten Leitprojekts von Dieter Henke und Marta Schreieck sowie mehreren beteiligten Architekten durchbrochen werden. Hier haben Besucher und Bewohner endlich einmal Luft zum Atmen und dennoch ausreichend Platz, um sich in einem wirklich städtischen Ambiente zu bewegen. Zu den Wesenszügen einer Stadt gehört die Rangordnung der Bauten. In Liesing wurde der „Kopf“ mit dazugehörigem Bau-Körper von Peter Nigst entworfen. Er bestimmt eine Mitte inmitten der Anlage und bietet durch die Gunst des abfallenden Geländes auch ein 3-D-Erlebnis, wie es sonst nur Maisonetten oder Villen haben - nur eben durch eine prominent vorgelagerte Treppenanlage im Außenraum.

In seiner Architektursprache finden sich bei Peter Nigst Worte wie „dicht“ und „transparent“, „real“ und „abstrakt“. Über einen hohen Grad an Transparenz verfügt das Kopfgebäude - Bild links - mit seinen die Horizontale charakterisierenden Lochblechbrüstungen und großen Glasflächen. Der anschließende Bau-Körper dagegen ist im Hofbereich durch die traditionellen, schmalen Fensterachsen und die Aufzüge vertikal bestimmt, während an der Straßenseite Loggien und verputzte Mauern ein abstraktes Muster von Fläche und Tiefe entwerfen.


Wohnschichten

Die Wohnungsgrundrisse selbst sind von der Realität der Wohnbauförderung bestimmt. Immerhin schaffte es der Architekt, die einzelnen Wohnungen über die gesamte Trakttiefe zu ziehen. Schiebewände zwischen der Küche und dem anschließenden Wohnzimmer und der Loggia lassen das Gefühl für eine schichtweise Öffnung oder Schließung zum Außenraum hin aufkommen. Und dieser kann sich im Wiener Wohnbauvolumen sehen lassen.
Arch. Peter Nigst, 1190 Wien, Friedlgasse 40

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