Bauwerk

Jüdisches Museum
Studio Daniel Libeskind - Berlin (D) - 1999
Jüdisches Museum, Foto: Klaus Frahm / ARTUR IMAGES
Jüdisches Museum, Foto: Klaus Frahm / ARTUR IMAGES

Gesprengter Davidstern als Haus der Leere

Eröffnung des Jüdischen Museums in Berlin

28. Januar 1999 - Ute Woltron
Berlin - Ein Haus als Monument: Dieses Wochenende sperrt das Jüdische Museum in Berlin für die Honoratioren seine Pforten auf, die Öffentlichkeit muß noch warten, sie erhält ab 30. Jänner Einlaß. Wer allerdings in das metallbeschichtete Haus hineingelangen will, dem wird dieses Unterfangen nicht leicht gemacht. Der Besucher muß sich erst genauer mit der Architektur auseinandersetzen, bevor sie Einlaß gewährt.

Daniel Libeskind, der in Polen geborene, in Amerika aufgewachsene und nun bereits seit fast einem Jahrzehnt in Deutschland ansässige Architekt des soeben fertiggestellten Museums-Monuments hat den Eingang zum dekonstruktivistisch-expressionistischen Gebäude ins knapp zweihundert Jahre ältere Nachbarhaus verlegt, in dem auch das Berlin-Museum untergebracht ist.

Das neue, auffällige Bauwerk ist Raum und Gebäudekubatur ohne Ein- und Ausgang, erschlossen nur durch einen unterirdischen Gang. Im Grundriß zeigt sich das Haus als dekonstruierter, verfremdet wieder zusammengesetzter Davidstern. Von außen ist sein Innenleben nicht ablesbar, lediglich Fensterschlitze und kleine Aus- bzw. Eingucke zerreißen das ansonsten silbrig-homogen verkleidete Mauerbollwerk.

Architekt Libeskind hat drei symbolische Achsen in das Innere dieser komplizierten, winkeligen Räumlichkeit geschlagen. Für welche sich der Besucher zuerst entscheidet, bleibt ihm selbst überlassen.

Auch die Wegeführung macht es dem Eindringling also nicht leicht. Die „Achse des Exils“ mündet in den „E.T.A. Hoffmann Garten“ - ein Labyrinth aus betongegossenen, schräg aufragenden Kuben. Die „Achse der Vernichtung“ führt über - den Schritt verunsichernde - Schrägen und finstere Gänge in einen völlig leeren Raum, der lediglich von einem feinen Lichtstrahl diffus erleuchtet wird. Die dritte und letzte „Achse der Kontinuität“ geleitet den Besucher schließlich in die Ausstellungsräume, die, so Michael Blumenthal, der Direktor des neuen Museums, allerdings erst ab Oktober 2000 bespielt werden. Die Baukosten beliefen sich auf 845 Millionen Schilling (61,4 Millionen Euro).

Während man im Jüdischen Museum bereits erste - aufgrund der schwierigen Baulichkeit gespannt erwartete - Ausstellungskonzepte erarbeitet, harrt das Berliner Mahnmal-Projekt weiterhin einer Entscheidung.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Senatsverwaltung für Bauen und Verkehr

Tragwerksplanung

Landschaftsarchitektur

Fotografie