Bauwerk

MoMA
Yoshio Taniguchi - New York (USA) - 2004

Museumslandschaften

New York baut um

1. Juli 2004 - Andrea Köhler
An das Provisorium hätte man sich gewöhnen können. Wie ein grosser blauer Schuhkarton liegt das Ausweichquartier des Museum of Modern Art (MoMA) im New Yorker Stadtteil Queens. Auf dem Dach stehen als überdimensionale Schornstein-Skulpturen die Buchstaben mit dem weissen Schriftzug des Museums, der sich erst bei Annäherung perspektivisch so verschiebt, das man ihn entziffern kann: MoMA QNS. Ende September wird das Provisorium geschlossen, bevor am 20. November 2004 das MoMA in Manhattan in neuer Pracht die Pforten seines renovierten und erheblich erweiterten Gebäudes in dem Block zwischen 53. und 54. Strasse sowie Fifth und Sixth Avenue wieder eröffnet.

Edle Materialien

425 Millionen Dollar haben sich die Betreiber das aufwendige Facelifting kosten lassen und dafür die Kapazität des alten Gebäudes nahezu verdoppelt. Auf sechs Etagen werden dann Räumlichkeiten für Ausstellungen, öffentliche Veranstaltungen, Wissenschaft und Forschung zur Verfügung stehen. Um ein knapp 40 Meter hohes Atrium hat der japanische Stararchitekt Yoshio Taniguchi den Gebäudekomplex gestaltet, dessen elegante Fassade in schwarzem Granit, Aluminium und Glas Design-Elemente der vorhandenen Bausubstanz in das neue Outfit einpasst.

Auch im Inneren des Gebäudes kommen mit Marmor aus Georgia, grünem Schiefer, Glas und Stahl edle Materialien zum Einsatz. Zur Eröffnung wird Taniguchi mit einer Dokumentation seiner Museumsbauten aus den letzten 25 Jahren geehrt. Was die einzelnen Abteilungen des Museums sonst noch zu diesem Anlass planen, lässt sich wohl am besten mit einer aufwendigen Leistungsschau beschreiben. Die Departments von Malerei, Skulptur, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie und Design werden jedenfalls unter verschiedenen Aspekten Highlights ihrer jeweiligen Sammeltätigkeit präsentieren. So wird das MoMA an alter Stelle in neuem Gewand seine erfolgreiche Museumspolitik fortsetzen.
Hülle und Inhalt

Die Konkurrenz ist indes nicht untätig geblieben. Wie um ein altes Gesetz von Rivalität und Vorherrschaft zu bestätigen, kündigt das Guggenheim Museum just am selben Tag, da das MoMA die Presse anlässlich der bevorstehenden Wiedereröffnung in die neuen Räumlichkeiten bittet, seinerseits eine aufwendige Grundüberholung an. Die berühmte «Waschtrommel» von Frank Lloyd Wright, die nach Aussagen des Stiftungsrates selbst das Kronjuwel der gesamten Sammlung, die sie beherbergt, darstellt, soll in den nächsten zwei Jahren einer gründlichen Sanierung der Aussenfassade unterworfen werden. In der Tat gehört das auffallende Gebäude zu den prominentesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und zieht nach Angaben des Museums mehr Besucher an, die sich für die architektonische Hülle interessieren als für deren Inhalte.

Die Aussenhaut der im Jahre 1959 eröffneten «Trommel» weist mittlerweile etliche Risse, Flecken und Stellen mit abgeplatztem Putz auf. Auch der Eingangsbereich ist renovierungsbedürftig. Daneben plant das Museum eine öffentliche Dachterrasse und ein Restaurant im neunten Stock. Damit könnte der Besucher nicht nur ein Auge auf dieses architektonische Kleinod werfen, sondern auch den spektakulären Panoramablick auf den Central Park, die Upper West Side und die Hochhauskulisse von Midtown geniessen. Mit beiden Bauvorhaben erobert sich die ohnehin schon reich bestückte New Yorker Museumslandschaft neues Terrain.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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