Bauwerk

Pfarrhaus
Wolfgang Ritsch Architekten - Gaißau (A) - 1998
Pfarrhaus, Foto: Bruno Klomfar
Pfarrhaus, Foto: Bruno Klomfar
14. September 2003 - Az W
Das einstige „Wirtshaus zur Rose“ (1735 von Johannes Lutz im Typus eines stattlichen Thurgauer Fachwerkbaus errichtet) wurde ab 1789 als Pfarrhaus, einzelne Räume davon zwischenzeitlich auch als Proberaum der örtlichen Musikkapelle sowie auch als Notkirche genutzt. Zahlreiche Adaptierungs- und Umbaumassnahmen im wechselvollen Lauf der Jahrhunderte haben dem Bestand stark zugesetzt, durch die Auflösung der ursprünglichen inneren Struktur sowie das banalisierte äussere Erscheinungsbild stand dem nun wieder als Pfarrhof genutzte Gebäude in den 1990er Jahren ein umfassender Umbau bevor...

Als der Gaissauer Pfarrer Stefan Biondi bei einer Zufallsbegegnung Wolfgang Ritsch von seinen Bauabsichten berichtete, setzte sich dieser für den Erhalt des historischen Bauwerks ein, dessen Bedeutung für die dörfliche Binnenstruktur ihm von Anfang an bewusst war. Die Früchte zahlreicher Gespräche: Die Baupläne entwickelten sich zu Gunsten des alten Pfarrhofs, - es ging nun darum, dessen wesentlichen Charakteristika (Sandsteinsockel, Fachwerk, freigespannter Sparrendachstuhl, Mittelflurstruktur, Gewölbekeller) zu rekonstruieren. Bei der Erneuerung des verputzten Sandsteinsockels stieß man auf Spuren einer Aussentreppe, wodurch sich eine neue (alte) logische Erschließungssituation ergab, die nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde (die eine Strassenverbreiterung bereits durchgeführt hatte und nun von einem Rückbau überzeugt werden musste) durchgesetzt werden konnte. Diese bauliche „Bremse“ im Verkehrsdurchfluss begünstigt nun auch die Ensemblewirkung von Kirche, Friedhof, Pfarrhaus und dem gegenüberliegenden Kloster sowie dem Altersheim mit Kapelle.

Die Innenstiege des Pfarrhofes wurde durch einen verglasten Treppen-Liftturm ersetzt, der dem Altbau mit gebührenden Respektsabstand den Rücken stärkt. Die bemalten Fachwerkwände im Inneren wurden ebenfalls rekonstruiert, während funktionale Ergänzungen in Sichtbeton, Profilitglas und Eichenholz atmosphärisch „passen“, aber eine Verwischung zeitlicher Schichten verhindern. (Text: Gabriele Kaiser)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Katholisches Pfarramt

Tragwerksplanung

Fotografie