Bauwerk

Lentos Kunstmuseum
Weber Hofer Partner - Linz (A) - 2003
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian

Ein strahlendes Wahrzeichen für die Kunst

Nach dem keltischen Wort für „Flusskrümmung“ wurde das neue Linzer Museum moderner Kunst benannt: Lentos. Das am Donauufer gelegene Haus ist beinahe fertig gestellt. Es rückt die Innenstadt näher an den Fluss, „verbindet“ auf grandiose Weise Hauptplatz und Brucknerhaus.

22. März 2003 - Markus Mittringer
Linz - Wenn mit 18. Mai das „Lentos - Kunstmuseum Linz“ eröffnet, wird kein Vertreter des Bundes ein „Gesichtsbad“ nehmen. Wozu auch? Kein Cent des Bundes steckt im Neubau. „Die sollen uns gern haben“, gibt sich der Linzer SP-Bürgermeister Franz Dobusch anlässlich der Präsentation des (fast) fertigen Museums am Donauufer empört.

All seine diesbezüglichen Reisen nach Wien „waren das Benzin nicht wert“, die Antwort monoton gleich lautend: „Kein Geld!“ „Die Wien-Lastigkeit der Bundesmuseen ist unerträglich“, ergänzt (ÖVP-) Vizebürgermeister und Kulturstadtrat Reinhard Dyk, bevor Lentos-Direktor Peter Baum „die Art und Weise, wie der Bund sich abputzt“, als schlicht „unerträglich“ charakterisiert. Also wird „nur“ der Bundespräsident eröffnen.

Finanziert und in den letzten 29 Monaten errichtet wurde das Museum trotzdem. 33 Millionen Euro hat der 8000-Quadratmeter-Bau (davon 2700 Quadratmeter reine Ausstellungsfläche) gekostet. Rund 7,3 Millionen Euro steuerte das Land bei, knapp drei Millionen konnten über Sponsoren aufgebracht werden. Der Rest entfällt auf die Stadt Linz, wobei der Verkauf der ehemaligen Museumsräume der Neuen Galerie der Stadt Linz im Geschäftszentrum Lentia rund 2,5 Millionen Euro erbrachte, der Hauptteil der Summe über ein Finanzierungsmodell auf 20 Jahre aufgebracht wird. Zum Vergleich: Das Grazer Kunsthaus, das mit 43,6 Millionen Euro budgetiert ist, wovon der Bund ein Drittel beisteuert, kommt bei einer Bruttogeschoßfläche von 9000 Quadratmetern auf 2100 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Der 130 Meter lange Baukörper des Schweizer Architekten Jürg Weber rückt das Linzer Stadtzentrum unmittelbar an den Fluss. Eine 60 Meter lange offene Skulpturenhalle ist dem Bau eingeschnitten und rahmt ihrerseits den gegenüberliegenden Stadtteil Urfahr mitsamt dem Linzer Wahrzeichen Pöstlingberg.


Variable Erscheinung

Je nach Distanz, Blickwinkel und Lichteinwirkung zeigt sich das Lentos außen reflektierend oder durchscheinend. Der ganze Bau ist mit einer semitransparenten Glashülle überzogen, unzählige Male wiederholt sich - in Chrom aufgedampft - der Schriftzug „Kunstmuseum Lentos“. In der Schrift spiegelt sich die Umgebung wider, die Freistellen lassen die anthrazitgraue Fassade durchscheinen. Nachts kann das Haus durch Leuchten hinter der äußeren Glasfassade in verschiedenen Farben und Intensitäten zum Strahlen gebracht werden.

Im Inneren des Hauses wird der „Panoramablick“ der Halle mit einem 40 Meter langen Fensterband erneut aufgenommen. Im Erdgeschoß finden sich Foyer, Shop, Gastronomie, Büroräume und eine großzügige Veranstaltungshalle. Unter der Erde sind die Lager, die Restaurationswerkstätten, die Bibliothek und weiters noch zwei Ausstellungsräume für lichtempfindliche Grafik und Fotografie untergebracht.

Das Obergeschoß ist Ausstellungstrakt und über die gesamte Länge durch eine durchgehende Glasdecke belichtet - so kann weit gehend auf Kunstlicht verzichtet werden. (Orientierungs-)Blicke ins Freie gestatten nur Schlitze im Bereich des Haupttreppenhauses. Zur Eröffnung zeigt sich die Etage zweigeteilt: Ein Trakt bleibt als 40 mal 21 Meter große Ausstellungshalle unverbaut, im zweiten bestimmen frei stehende Wände einen Rundgang durch elf Kammern.

Zur Eröffnung wird Direktor Peter Baum die ständige Sammlung des Lentos mit Schwerpunkten bei Jahrhundertwende und Expressionismus (Klimt und Kokoschka), österreichischer Malerei zwischen 1918 und 1938 (Egger-Lienz), Kunst nach '45, Informel, Abstraktem Expressionismus, geometrischer Abstraktion und Pop-Art, Neuer Malerei der 80er bis hin zu pluralistischen Tendenzen der Gegenwart präsentieren.

Aus den 1320 Exponaten an Malerei, Skulptur und Objektkunst wählt Baum einen Überblick mit u. a. Karel Appel, Stephan Balkenhol, Herbert Bayer, Christo, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Maria Lassnig, Markus Lüpertz, Emil Schuhmacher und Andy Warhol. Ergänzt wird der Auftakt durch einen Querschnitt der Fotosammlung mit Arbeiten von Herbert Bayer über Mario Giacomelli, Inge Morath, Shirin Neshat bis Edward Streichen und Jan Saudek.

Im September wird Peter Baum exemplarische Zeichnungen und Lithografien aus der Kubin-Sammlung seines Hauses vorstellen. Und mit der Gruppenschau Paris 1945 bis 1965 rund um die „Ecole de Paris“ im Haus eine Abschiedsvorstellung geben. Anfang 2004 wird er, nach gut 30 Jahren als Direktor, das Lentos in Richtung Pension verlassen. Sein Nachfolger - die Ausschreibung sollte im Sommer stattfinden - wird eines der klarsten, logistisch bestens angelegten und auch schönsten Häuser nicht nur Österreichs übernehmen.

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