Bauwerk

Lentos Kunstmuseum
Weber Hofer Partner - Linz (A) - 2003
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian

Das Publikum fördern und fordern

„Ich glaube, dass wir über Jahrzehnte hinaus für die Stadt und weit über sie hinaus in ihrer Wirkung für kultur- und kunstinteressierte Menschen etwas geschaffen haben, das Hand und Fuß hat“, so Peter Baum.

19. Mai 2003
Frage: Herr Direktor Baum, Sie haben ein neues, großes Haus bekommen, in dem nicht nur 3.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen, in dem hervorragende Lagerbedingungen herrschen und die Transportwege optimiert wurden, sondern Sie haben jetzt auch den markantesten Bau in Linz.

Peter Baum: Es ist ein Bau für alle, markant, städtebaulich hervorragend - und vor allem eben als Museumsbau für diesen Zweck geeignet. Das sind Faktoren, die die Arbeit sehr begünstigen. Wir können nun erstmals unsere Schätze in adäquater Umgebung präsentieren, in sinnvollen Zusammenhängen, in interessanten Konfrontationen inhaltlicher, visueller, ästhetischer Natur, was immer man eben mit gutem Material machen kann. Das Publikum wird hier in seiner sinnlichen Bereitschaft gefördert - aber auch gefordert.

Frage: Ein großes Thema in der Malerei ist das Licht. Das Licht ist und war auch ein großes Thema beim Bau des Lentos.

Baum: Das ist ganz, ganz entscheidend gewesen. Wir haben uns eigentlich an eine gute Erfahrung aus dem 19. Jahrhundert gehalten. Architekt Weber hat das Oberlicht so realisiert, wie wir uns das vorstellten. Der Ausstellungsbereich mit seinen zwölf Räumen ist ein reines Tageslichtgeschoss. Das Obergeschoss ist nur für Kunstwerke und hier wird in erster Linie Tageslicht verwendet. Nur dann, wenn es dunkel wird oder wenn zu wenig Tageslicht wäre, wird tageslichtähnliches Kunstlicht zugeführt.

Frage: Wenn man durch die Ausstellungsräume geht, gibt es immer wieder auch Ausblicke auf die Stadt - die Stadt als Gemälde.

Baum: Ja, man kann die Stadt neu, gleichsam durch einen Rahmen blickend. Schon die große Vorhalle lässt diesen Effekt zu, aber auch die großen Panoramafenster. Und im Ausstellungsbereich selbst sind es nur drei ganz kleine Schlitze, durch die das Innen-Außen gewahrt bleibt. Einen ähnlichen Effekt gibt es bei der großen Glasdecke, die nicht lastend, sondern ganz leicht und transparent wirkt.

Frage: Als erste Ausstellung werden Sie die Gemäldeschätze aus der Sammlung Gurlitt zeigen, die u. a. Klimt, Kokoschka und Schiele beinhaltet. Sie haben die Räume thematisch und nicht chronologisch aufgebaut.

Baum: Es gibt einige Themen, die gleichsam die Malereigeschichte hindurch dominierten. Da ist das Porträt - im Wandel der Zeiten, 150 Jahre Spannweite. Die Landschaft ist als ähnliches Phänomen zu sehen. Aber es gibt auch stilistische Zusammenfassungen, mitunter auch ohne inhaltlichen, formalen oder stilbildenden Zusammenhang großer Konfrontationen wie im Hauptraum. Ein anderes Thema, neben den zwei monografischen Räumen für Nitsch und Herbert Beyer, ist das Paradies. Dort hängen nun Lüpertz, Attersee, Scheidl und Dorfer friedlich vereint.

Frage: Der Bau wurde in 29 Monaten realisiert und hat rund 33 Millionen Euro gekostet. Das Land Oberösterreich hat sich beteiligt, den Großteil hat die Stadt Linz bezahlt. Dem Bund war das Lentos aber keinen Euro wert.

Baum: Ja, das ist eine etwas seltsame Einstellung bei den Verantwortlichen der Bundesregierung. Ich glaube, auch in Hinsicht auf Vergleichsbeispiele, dass dies nicht richtig war. Der Bund könnte ja seine Meinung noch revidieren, aber natürlich in einem entsprechenden Ausmaß. Sonst wäre es nichts anderes als ein taktisch nachgezogenes Almosen. Aber wichtig war, dass in Linz die Bereitschaft so stark formiert werden konnte, dass man mit Hilfe der Stadt, dem Zuschuss des Landes, sowie einiger Sponsoren - es ist ja immerhin ein Zehntel der Bausumme von Privaten, Firmen und Banken gespendet und gestiftet worden - und einem sehr klugen Finanzierungssystem dieses Haus so rasch und so solide gebaut werden konnte. Und auch da hat man nicht nur Vernunft, sondern auch sehr, sehr großes Geschick bewiesen.

Frage: Sie werden wahrscheinlich nächstes, spätestens übernächstes Jahr in Pension gehen. Hat sich nun Ihr Lebenstraum erfüllt?

Baum: Wenn schon, dann hat man sicherlich nur ein Mal in der Berufskarriere als Museumsleiter die Chance, ein neues Haus zu bekommen. Der Wunsch bestand ja bereits lange, also auch schon bei meinen Vorgängern. Aber, dass es jetzt in dieser Art und Weise Wirklichkeit wurde, freut mich natürlich ganz besonders.

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