Bauwerk

Lentos Kunstmuseum
Weber Hofer Partner - Linz (A) - 2003
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian

„Nach vorne blicken“

Das neue Linzer Lentos-Museum beherbert die Kunstsammlung der „Neuen Galerie“, die bis vergangenen März im Stadtteil Urfahr untergebracht war.

19. Mai 2003
„Ich begrüße das ungebrochene Bekenntnis der hier Verantwortlichen für Kunst und Kultur, auch in budgetär schwierigen Zeiten nach vorne zu blicken, ohne die Tradition zu verleugnen“ - dies erklärte Bundespräsident Thomas Klestil am Sonntagvormittag bei der Eröffnung des neuen Kunstmuseums „Lentos“ in Linz.

Was heute zum „Kunstkanon“ zähle, sei zu seiner Zeit neu, irritierend oder nur schwer verständlich gewesen, so Klestil, „Wir müssen daher heute danach trachten, der zeitgenössischen Kunst die Möglichkeit zu bieten, sich optimal zu entfalten“. Freilich gehe es nicht darum, das Neue als solches schon für prinzipiell besser und förderungswürdiger zu halten als arrivierte Kunst oder Künstler. Und weiters sagte der Bundespräsident: „Althergebrachtes und Tradition nicht zu verleugnen und Neues zuzulassen und zu fördern, das ist der Weg, den es zu gehen gilt. Und Linz ist ein gutes Beispiel dafür“.


„Großen Tag für die Kunst in Linz“

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (V) bezeichnete die Eröffnung des Lentos als großen Tag für die Kunst in Linz, in Oberösterreich und angesichts der bevorstehenden EU-Erweiterung für die gesamte Kulturregion Mitteleuropas. Im Hinblick auf die Diskussionen um ein neues Musiktheater in Linz trat Pühringer dafür ein, diese Frage aus dem Wahlkampf für die Landtags- und Gemeinderatswahlen am 28. September heraus zu halten, „damit dieses wichtige Projekt nicht noch einmal populistischer Politik geopfert“ werde.

In nur 29 Monaten Bauzeit wurde das Kunstmuseum Lentos unter der Ägide des Schweizer Architektenbüros Weber+Hofer AG fertig gestellt: 130 Meter lang, knapp 30 Meter breit, zwei Stockwerke hoch und eine asymmetrisch angeordnete Skulpturenhalle, die völlig neue Durchblicke auf das Donauufer und den Pöstlingberg ermöglicht.

So liegt das Lentos wie ein „gläsernes Schiff“ in Linz vor Anker, wartend nur darauf, mit der international beachteten Kunstsammlung sukzessive „auslaufen“ zu können. Der Name des Museums kommt aus dem Keltischen und bedeutet soviel wie „biegsam“ oder „gekrümmt“ - auch im Sinn von „an der Biegung des Flusses“.


Ein adäquater Rahmen

1.320 Werke aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Objektkunst, 10.000 Arbeiten auf Papier und rund 500 Beispiele künstlerischer Fotografie wurden seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs angekauft, gesammelt und bis März 2003 in der „Neuen Galerie“ der Stadt Linz präsentiert.

Mit dem Lentos erhalten diese Exponate jetzt einen adäquaten Rahmen, freut sich Lentos-Direktor Peter Baum, für den sich mit „seinem“ Museum ein Lebenstraum erfüllt hat.


Rundgang

Wer das Haus betritt, bemerkt sofort zwei, 40 Meter lange, Panoramafenster, die einen Blick auf die Donau und auf die Stadt ermöglichen. Was der Besucher nicht sieht: Unterirdisch sind die Bibliothek, das Lager, die grafische Sammlung und Werkstätten untergebracht. Natürlich, auf Grund der Nähe zur Donau, hochwassersicher konstruiert.

Das Herzstück des Hauses ist die 840 Quadratmeter dimensionierte „große Halle“, überdacht mit einer durchgehenden Glasdecke, die so viel Tageslicht ins Innere strömen lässt, dass auf künstliche Beleuchtung weitestgehend verzichtet werden kann. In diesem Raum werden die Wechselausstellungen stattfinden. Die ständige Sammlung wird in elf angrenzenden Kammern präsentiert.


Der Architekt

„Es ist mir bewusst, dass dies wahrscheinlich der schönste Standort in meiner Karriere war oder sein wird“, meint Architekt Jürg Weber, der für das Lentos verantwortlich zeichnet. Deshalb sei es auch sehr wichtig für ihn gewesen, das Stadtbild von Linz nicht zu „zerstören“, sondern zu bereichern.


Lentos bei Nacht

Aber nicht nur bei Tag ist das Lentos ein Blickfang, sondern auch in der Nacht: Hinter der äußeren Glasfassade ließ Weber zahlreiche Leuchten integrieren, die das Kunstmuseum bei besonderen Anlässen in ein außergewöhnliches Licht rücken.


Finanzierung ohne Bund

Rund 33 Millionen Euro hat das Kunstmuseum Lentos gekostet. Den Großteil finanzierte die Stadt Linz, etwa 20 Prozent das Land Oberösterreich und etwa zehn Prozent kamen von Sponsoren. Dass der Bund sich auch trotz mehrmaligen Urgierens nicht zu einer Mitfinanzierung überreden ließ, ist für Bürgermeister Franz Dobusch (SPÖ) enttäuschend. Man habe deshalb zur Eröffnung auch keine Bundespolitiker eingeladen, so Dobusch.

Man werde sich auch nicht in den Sand werfen, um Geld zu bekommen. „Ich glaube, wenn man nichts zahlt und wenn man grundsätzlich das Projekt ablehnt, wird man von dieser Seite auch Verständnis dafür haben, dass man nicht eingeladen wird. Abstauben alleine ist zu wenig“, meinte Dobusch in einem ORF-Interview.

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