Bauwerk

Lentos Kunstmuseum
Weber Hofer Partner - Linz (A) - 2003
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian
Lentos Kunstmuseum, Foto: Dietmar Tollerian

Neue Blicke auf die Stadt

Sein Haus versuche die Balance zwischen städtebaulichem Akzent und Unterstützung der gezeigten Kunst zu halten, sagt Lentos-Architekten Jürg Weber im Interview.

19. Mai 2003
Frage: Herr Architekt Weber, am Sonntag wurde das Linzer Kunstmuseum Lentos eröffnet. Zu Baubeginn gab es viele Skeptiker in Linz. In den letzten Wochen hat sich das Klima völlig umgekehrt. Nun stehen bereits viele Leute mit großen Augen vor dem Haus. Für einen Architekten muss ja schon allein der Bauplatz ein Traum gewesen sein.

Jürg Weber: Die Abwicklung einer Baustelle ist natürlich etwas vom Spannendsten für mich, was es überhaupt gibt. Wenn man sieht, was es wird, was man davor nur im Kopf hatte - das ist schon eine sehr große Freude und auch eine große Befriedigung.

Frage: Sie haben einen einmaligen Bauplatz in Mitteleuropa bekommen, direkt an der Donau in Linz, einer Stadt, die durch wenige Bauten definiert ist, die Sie weiter definieren konnten.

Weber: Das ist richtig. Ich bin mir bewusst, dass dies wahrscheinlich der schönste Standort in meiner Karriere war oder sein wird. Es war dadurch auch eine große Herausforderung für mich. Man steht natürlich voll im Rampenlicht mit diesem Bau, das heißt er wird sehr kritisch beurteilt. Und man muss diese Erwartungen dann auch erfüllen. An der Stelle des jetzigen Lentos war ein Park. Wenn ich ein Haus in einen Park stelle, dann zerstöre ich einen Teil dieses Parks. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass Haus und Park eine Einheit werden, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Es war auch sehr wichtig, dass die Stadtsilhouette von Linz durch diesen Neubau bereichert wird, dass das Gebäude diese Silhouette nicht stört und das Volumen sehr abgewogen ist.

Frage: Mit dem Lentos werden die Museumsbesucher auch völlig neue Blicke auf Linz haben. Nicht nur, dass sich die Stadt im Glas der Museums-Fassade spiegelt, sondern das Haus selbst gibt neue Blicke auf die Stadt frei.

Weber: Ein Museum ist eigentlich ein Haus, das erlebt wird, indem man es durchwandert. Es soll nicht nur ein Kunstgenuss sein, das Wandern an sich soll dem Besucher etwas bieten. Diese Ausblicke, dieses Entdecken der Stadt, ist natürlich ein ganz wesentlicher Bestandteil des Konzeptes.

Frage: Es gibt verschiedene Konzepte, wie man ein Museum baut. Man kann ein Museum um Kunst herum bauen, oder man kann ein Museum für die Kunst bauen, bei dem aber der Bau das Wichtigere ist. Beim Lentos hat man den Eindruck, dass das Haus „eher“ zurückhaltend ist.

Weber: Ja, ich sehe meinen Bau wesentlich zurückhaltender, als das, was Cook in Graz jetzt baut. Ich denke schon, dass das Haus in erster Linie dienen muss, es muss der Funktion dienen. Von den Ausstellungssälen her ist es ein ganz konventionelles Haus, das heißt, wir nehmen uns ganz zurück gegenüber der Kunst. Ich denke aber, dass das Gebäude insgesamt mit dem Durchblick, also der Skulpturenhalle, dann doch eine Zeichenhaftigkeit gewinnt. Ich hoffe, dass ich eine starke Präsenz, einen starken Ausdruck gefunden habe und trotzdem der Kunst ganz optimal dienen kann.

Frage: Haben Sie sich vorgestellt, dass das Lentos zu so einem wichtigen Signalpunkt in der gesamten Stadt wird?

Weber: Der Architekt baut ja eigentlich immer zwei Sachen: Er stellt Räume für eine bestimmte Nutzung her und er baut aber auch immer einen Teil der Stadt. Mit diesem ausgezeichneten Standort hat man natürlich auch die Stadt ganz wesentlich verändert und mitgebaut.

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