Bauwerk

Guess Club - Bar und Restaurant
Geiswinkler & Geiswinkler - Wien (A) - 1998
Guess Club - Bar und Restaurant, Foto: Mischa Erben
Guess Club - Bar und Restaurant, Foto: Barbara Bösch

Im Raum der schwarzen Moderne

Der neue „Guess Club“ provoziert ein Frage-Antwortspiel seiner Besucher

20. November 1998 - Gert Walden
Roland Rainer wurde einmal gefragt, warum seine Bauten nicht farbig seien. Die Antwort des Doyens der österreichischen Moderne war klar: „Es sind doch alle Farben da - weiß und schwarz“.

Die Rangordnung von Weiß und Schwarz haben Markus und Kinayeh Geiswinkler beim Bar-Restaurant „Guess Club“ in der Wiener Kaunitzgasse umgedreht. Die Besucher können sich kaum ihrer persönlichen Stellungnahme zur (Nicht-)farbe Schwarz entziehen: existenzialistisch, cool, gruftig - Bedeutungssuche und Kommunikation werden provoziert. Konkret kommunizieren im „Guess Club“ - im Gegensatz zur Rainerschen Abstraktion des Farbspektrums - die dunklen Teile der Wände, des Bodens und der Bar mit den anteilig geringeren, aber hell leuchtenden Elementen über die Reflexionsebenen der Metallverkleidungen. Und bei genauerem Hinsehen ist dann doch eine Palette von Farben da, die über die Brechung des Lichts geschaffen wird: der „Guess Club“ - ein Musterbeispiel also für die Bedeutung von Licht für die Farbe. Verstärkt wird hier auch noch die Präsenz des Immateriellen durch die geradlinige Internet-Theke gegenüber der gekurvten Bar. Das Fenster in den virtuellen Raum funktioniert zwar hier, wie überall, als Kontaktmöglichkeit über den tatsächlichen Ort hinaus.

Doch das Fenster in den städtischen Raum nimmt im „Guess Club“ eine prominentere Position ein. Es zieht sich über die zwei Etagen, verbindet Bar und Restaurant und ist von außen ein Rahmen für die selbstdarstellerischen Fähigkeiten des vorzugsweise schwarz gewandeten Publikums. Der Dialog von Verkleidung der Wände mit der selbständigen Form - dem Bar-Körper im Zentrum - ist ein weiteres wesentliches Thema im Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. Unwillkürlich wird man an Helmut Richters Restaurant am Landstraßer Rochusmarkt erinnert.


Bewegungslinien

Doch der neue „Guess Club“ ist in seiner Strukturierung ruhiger ausgefallen. Während Richter die Trennfugen der Deckenplatten aus dem Innenraum hinausführt, haben Geiswinkler und Geiswinkler diese Schlitze in der Bar-Etage annähernd parallel zur Außenwand verlaufen lassen: ein kleiner, in seiner Wirkung aber für das Lokal sehr wesentlicher Unterschied, weil die Dynamik dieser Bewegungslinien deutlich gebremst und damit der Raum auch als ruhige Bühne des ohnehin jungen, agilen Publikums charakterisiert wird. Die dunkle Hülle trägt natürlich viel zu dieser architektonisch-gastronomischen Formulierung von Seriosität bei. Die Blitzlichter an den Metallflächen, die glatten Materialqualitäten und die Leuchtpunkte - über Glasfaserkabel generiert - sorgen dennoch für eine mehr als ausreichende Dramatik auf dem Hintergrund der plakativen Schwärze.

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