Bauwerk

James-Simon-Galerie
David Chipperfield - Berlin (D) - 2018
James-Simon-Galerie © Simon Menges
James-Simon-Galerie © Simon Menges
21. Juli 2019 - newroom
Die Berliner Museumsinsel ist ein komplexes Konvolut aus solitären Baukörpern, die keine eindeutige Orientierung aufweisen. Obwohl die Museen unmittelbar nebeneinander liegen, mussten die Besucher:innen, wenn sie vom Haupteingang des Neuen Museums ins Pergamonmuseum oder ins Bode-Museum kommen wollten, die Insel über die Eiserne Brücke verlassen, um über eine weitere Brücke wieder einzutreten.

Als Tor zum UNESCO-Welterbe „Museumsinsel“ ordnet die James-Simon- Galerie an diesem neuralgischen Ort die Ausrichtung der Bauwerke neu und bietet eine zeitgemäße Infrastruktur für die Besucherströme. Mit vier Zugängen auf drei Ebenen macht sie die Mitte der Insel durchlässig. Obwohl alle Häuser ihre historischen Haupteingänge behalten, gibt es nun direkte Verbindungen vom Pergamonmuseum zum Neuen Museum und über die Archäologische Promenade zum Bode-Museum und zum Alten Museum.

Durch die Staffelung der Volumen bleibt der Blick von der Schlossbrücke auf die vielschichtige Museumsinsel und die Westfassade des Neuen Museums erhalten. Die Uferkante zum Kupfergraben wird mit einem massiven Sockel ausformuliert, darüber erhebt sich eine Hochkolonnade als klassisches „Piano nobile“. Die schlanken Stützen führen die am Neuen Museum endende Kolonnade in zeitgenössischer Form fort und lassen zwischen Neuem Museum und James-Simon-Galerie einen kleinen Hof entstehen.

Die breite Freitreppe zwischen dem langgestreckten Sockel und der unteren Kolonnade führt zum Haupteingang und ins großzügige Foyer mit direktem Anschluss an die Hauptausstellungsebene des Pergamonmuseums. Hier gibt es auch ein Café mit einer großen Terrasse entlang des Kupfergrabens. Im Mezzanin befinden sich der Museumsshop, eine große Garderobe, Toiletten und die Schließfächer. Im Sockelgeschoß liegen die temporären Ausstellungsbereiche und das Auditorium.

Die Architektursprache der James-Simon-Galerie hält sich an die vorgefundenen Elemente. Naturstein-Zuschläge im Beton binden das neue Eingangsgebäude bezüglich Farbton in die Materialvielfalt der Kalkstein-, Sandstein- und Putzfassaden der Museumsinsel ein. Hinter den schlanken Säulen öffnet die durchgehende Glasfassade mit ihren stabilisierenden, acht Meter hohen „Glasschwertern“ den Blick nach Draußen.

Das Innere ist von sorgfältig gestalteten, hochwertig strukturierten Oberflächen bestimmt, wie glattgeschalte Ortbetonwände und -decken sowie Fußböden aus hellem Crailsheimer Muschelkalk. Im Mezzanin und im Auditorium findet sich Parkett aus geräucherter Eiche, dazu europäischer Nussbaum als Wandverkleidung, auch im unteren Foyer, sowie bei den Einbauten im Museumsshop und der Garderobe. Neben Bronze für Fensterprofile, Türen und Handläufe wird im Café ein Kupfergeflecht an der Decke eingesetzt und für die Eingangshalle ein transluzenter Marmor-Glas-Verbundwerkstoff mit geheimnisvollem Lichtspiel entwickelt.

Namensgeber des Bauwerks ist übrigens Mäzen James Simon, der den Berliner Museen zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Kunstsammlungen und Grabungsfunde vermachte. (Martina Pfeifer Steiner nach Texten des Architekten)

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