Bauwerk
Stadion Letzigrund
Bétrix & Consolascio, Frei & Ehrensperger - Zürich (CH) - 2007
Stadion Letzigrund – Umwelt und Nachhaltigkeit in Bauaufgabe und Bauprozess
2004 wählte eine Jury das Projekt der Architekten Bétrix & Consolascio/Frei & Ehrensperger für den Neubau des Stadions Letzigrund. Grosse Offenheit zum Quartier, die tiefe Lage im Terrain und das «fliegende Dach» zeichnen das Projekt aus. Das Gebäude erfüllt zudem in idealer Weise die Ansprüche der Stadt Zürich in ihren Umweltzielen.
22. Mai 2008 - Martin Schmid
Schon 2001 untersuchte das Amt für Hochbauten unter Beizug von Experten in der strategischen Planung für das neue Stadion die Themen im Bereich Umwelt. Die wichtigsten Ergebnisse daraus bildeten Rahmenbedingungen für den zweistufigen Gesamtplanungs-Studienauftrag, der 2003/2004 durchgeführt wurde.
Umweltthemen im Planungs- und Bauprozess
Im Rahmen des Vorprojekts fand mit dem Gestaltungsplan eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) statt. Die Erkenntnisse flossen in die Baubewilligung ein, waren Bestandteil des Baus und gelten auch für den Betrieb des neuen Stadions. Für den Bauprozess wurde eine Umweltbaubegleitung (UBB) eingesetzt. Beauftragte der Bauherrschaft überwachten zusammen mit der Totalunternehmung den gesamten Bauprozess auf der Umweltebene. Alle Umweltthemen wurden – eingebettet in das integrale Projektqualitätsmanagement (PQM) – systematisch und periodisch in Sitzungen besprochen. Wenn nötig leiteten die Fachplaner geeignete Massnahmen ein.
Zu den wichtigsten Themen bezüglich des Umweltschutzes während der Bauphase gehörten ein ausgeklügeltes Materialmanagement, der Grundwasserschutz, der Rückbau und das Recycling. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudes spielten Energie und Verkehr eine wesentliche Rolle.
Materialmanagement
Mit innovativen Planungsansätzen konnte das Materialmanagement während der Bauzeit optimiert werden. Infolge der Teilversenkung des Stadions fielen insgesamt etwa 350 000 Kubikmeter Aushub, Kies und Rückbaumaterialien an. Der daraus verursachte erhebliche Baustellenverkehr musste minimiert werden. Grundsätzlich sollten längere Transporte vermieden und möglichst grosse Mengen auf der Baustelle wieder verwendet werden. So kaufte ein Unternehmen frühzeitig den anfallenden Wandkies, der in einem Zwischenlager mit einer Kapazität von 40 000 Kubikmetern nahe der Baustelle gelagert wurde. Dadurch konnten grosse Mengen an Wandkies in der Stadt behalten und wieder verbaut werden. Weitere 40 000 Kubikmeter Wandkies wurden vor Ort zu Betonkies trocken aufbereitet, als «Letzibeton» verarbeitet und wieder eingebaut.
Die Unternehmer hatten weitere Auflagen zu erfüllen: Es mussten mindestens 4-Achser mit 32 Tonnen Gesamtgewicht eingesetzt werden, mindestens 95 Prozent aller Lastwagen mussten der EURO-3-Abgasnorm entsprechen, und es durfte nur schwefelfreier Dieseltreibstoff verwendet werden. Mit diesen Massnahmen konnten rund 7000 Lastwagenfahrten und 600 000 Transportkilometer sowie die entsprechende Luftbelastung vermieden werden. Der CO2-Ausstoss reduzierte sich um 380 Tonnen, der NOx-Ausstoss um 4,3 Tonnen und der Feinstaubausstoss um 110 Kilogramm.
Rückbau und Recycling
Insgesamt musste die Bauherrschaft rund 29 000 Kubikmeter Material fachgerecht entsorgen lassen. Dazu gehörten auch mit Schadstoffen belastete Bestandteile der alten Anlage. Der Laufbahnbelag der alten Tartanbahn beispielsweise enthielt Schwermetalle, die eine Entsorgung problematisch machten. Statt einer zulässigen Verbrennung fand der verantwortliche Unternehmer eine bessere Lösung: der Belag wurde zu Lärmdämmmaterial aufbereitet.
Im alten Stadion stellte man zudem geringe Mengen an Asbest fest. Diese Bauteile sowie auch die PCB-(Polychloridbiphenyl-)Fugen in der alten Tribüne wurden nach einem Überwachungs- und Schutzkonzept entsorgt.
Grünflächen
Fast das gesamte Stadiondach mit einer Fläche von 20 000 Quadratmetern ist extensiv begrünt und dient als ökologische Ausgleichsfläche. Das Dach ist ein wichtiger Baustein des Grünkorridors, der vom Uetliberg bis zum Gebiet des
SBB-Bahnkorridors in der Mitte der Stadt führt. Bis zu 17 verschiedene Bienenarten finden ihr Domizil auf diesem Dach. Zwei verschiedenfarbige Substrate bilden den Untergrund und sind spiralförmig angeordnet.
Alles anfallende Meteorwasser auf dem Gelände und dem Dach wird gefasst und in grossen Versickerungsgalerien ins Grundwasser eingespeist. Der Stadionrasen wurde auf einer Rasenfarm in Waidhofen (D) 14 Monate vor der Verlegung angesät und intensiv gepflegt. Er besteht aus drei Sorten Poa pratensis (Wiesenrispe) und Lolium perenne (ausdauerndes Weidelgras) in vier Sorten. Vier Wochen vor der Stadioneröffnung wurde der Rasen geerntet und in Bahnen im Stadion verlegt.
[ Martin Schmid, Projektleiter Stadion Letzigrund, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich ]
Umweltthemen im Planungs- und Bauprozess
Im Rahmen des Vorprojekts fand mit dem Gestaltungsplan eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) statt. Die Erkenntnisse flossen in die Baubewilligung ein, waren Bestandteil des Baus und gelten auch für den Betrieb des neuen Stadions. Für den Bauprozess wurde eine Umweltbaubegleitung (UBB) eingesetzt. Beauftragte der Bauherrschaft überwachten zusammen mit der Totalunternehmung den gesamten Bauprozess auf der Umweltebene. Alle Umweltthemen wurden – eingebettet in das integrale Projektqualitätsmanagement (PQM) – systematisch und periodisch in Sitzungen besprochen. Wenn nötig leiteten die Fachplaner geeignete Massnahmen ein.
Zu den wichtigsten Themen bezüglich des Umweltschutzes während der Bauphase gehörten ein ausgeklügeltes Materialmanagement, der Grundwasserschutz, der Rückbau und das Recycling. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gebäudes spielten Energie und Verkehr eine wesentliche Rolle.
Materialmanagement
Mit innovativen Planungsansätzen konnte das Materialmanagement während der Bauzeit optimiert werden. Infolge der Teilversenkung des Stadions fielen insgesamt etwa 350 000 Kubikmeter Aushub, Kies und Rückbaumaterialien an. Der daraus verursachte erhebliche Baustellenverkehr musste minimiert werden. Grundsätzlich sollten längere Transporte vermieden und möglichst grosse Mengen auf der Baustelle wieder verwendet werden. So kaufte ein Unternehmen frühzeitig den anfallenden Wandkies, der in einem Zwischenlager mit einer Kapazität von 40 000 Kubikmetern nahe der Baustelle gelagert wurde. Dadurch konnten grosse Mengen an Wandkies in der Stadt behalten und wieder verbaut werden. Weitere 40 000 Kubikmeter Wandkies wurden vor Ort zu Betonkies trocken aufbereitet, als «Letzibeton» verarbeitet und wieder eingebaut.
Die Unternehmer hatten weitere Auflagen zu erfüllen: Es mussten mindestens 4-Achser mit 32 Tonnen Gesamtgewicht eingesetzt werden, mindestens 95 Prozent aller Lastwagen mussten der EURO-3-Abgasnorm entsprechen, und es durfte nur schwefelfreier Dieseltreibstoff verwendet werden. Mit diesen Massnahmen konnten rund 7000 Lastwagenfahrten und 600 000 Transportkilometer sowie die entsprechende Luftbelastung vermieden werden. Der CO2-Ausstoss reduzierte sich um 380 Tonnen, der NOx-Ausstoss um 4,3 Tonnen und der Feinstaubausstoss um 110 Kilogramm.
Rückbau und Recycling
Insgesamt musste die Bauherrschaft rund 29 000 Kubikmeter Material fachgerecht entsorgen lassen. Dazu gehörten auch mit Schadstoffen belastete Bestandteile der alten Anlage. Der Laufbahnbelag der alten Tartanbahn beispielsweise enthielt Schwermetalle, die eine Entsorgung problematisch machten. Statt einer zulässigen Verbrennung fand der verantwortliche Unternehmer eine bessere Lösung: der Belag wurde zu Lärmdämmmaterial aufbereitet.
Im alten Stadion stellte man zudem geringe Mengen an Asbest fest. Diese Bauteile sowie auch die PCB-(Polychloridbiphenyl-)Fugen in der alten Tribüne wurden nach einem Überwachungs- und Schutzkonzept entsorgt.
Grünflächen
Fast das gesamte Stadiondach mit einer Fläche von 20 000 Quadratmetern ist extensiv begrünt und dient als ökologische Ausgleichsfläche. Das Dach ist ein wichtiger Baustein des Grünkorridors, der vom Uetliberg bis zum Gebiet des
SBB-Bahnkorridors in der Mitte der Stadt führt. Bis zu 17 verschiedene Bienenarten finden ihr Domizil auf diesem Dach. Zwei verschiedenfarbige Substrate bilden den Untergrund und sind spiralförmig angeordnet.
Alles anfallende Meteorwasser auf dem Gelände und dem Dach wird gefasst und in grossen Versickerungsgalerien ins Grundwasser eingespeist. Der Stadionrasen wurde auf einer Rasenfarm in Waidhofen (D) 14 Monate vor der Verlegung angesät und intensiv gepflegt. Er besteht aus drei Sorten Poa pratensis (Wiesenrispe) und Lolium perenne (ausdauerndes Weidelgras) in vier Sorten. Vier Wochen vor der Stadioneröffnung wurde der Rasen geerntet und in Bahnen im Stadion verlegt.
[ Martin Schmid, Projektleiter Stadion Letzigrund, Amt für Hochbauten der Stadt Zürich ]
Für den Beitrag verantwortlich: anthos
Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haid
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