Bauwerk

Hotel Schwarzer Adler
Tatanka, Gogl Architekten - Kitzbühel (A) - 2008

Hotel Schwarzer Adler – Dachaufbau

Jurytext Staatspreis Architektur 2008

22. August 2008 - newroom
Der Schwarze Adler in Kitzbühel, ein Hotel der Luxusklasse mit 88 Zimmern, ist ein typisches Beispiel der Tiroler Hotelbaukunst der 1980er-Jahre. Über einem kleinen bestehenden Kerngebäude wurde es damals auf vier Geschoße aufgestockt und in die Tiefe des Grundstücks zu einer mächtigen Anlage erweitert. Das flache Satteldach wahrt den Schein des Alpinen, und die Fassade ist mit Malereien verziert, die aus dem kunsthistorischen Niemandsland des Regionalismus stammen: Ornamente rund um die Fenster und ein großes, über drei Geschoße reichendes Fresko, das den Heiligen Martin, den Schutzheiligen der Reisenden, zeigt, wie er seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Gediegen und ein wenig bieder, aber nicht kitschig, bedient diese Fassade perfekt die Vorstellungen langjähriger Stammgäste.

Doch der Schwarze Adler hat seit kurzem auch eine andere Seite. Auf der Rückseite des Gebäudes bietet sich dem Betrachter ein beinahe surrealistischer Anblick. Wie bei einer kubistischen Collage ist der bemalten Fassade ein vertikaler Balken aus grauem Beton vorgesetzt, seitlich mit einer halb durchsichtigen Verglasung abgeschlossen, die man sonst vor allem aus dem Industriebau kennt. Oben ragt der Betonbalken weit über den First hinaus und verdeckt ein weiteres neues Element, das über dem bestehenden Dach zu schweben scheint – ein etwas verzogenes Band aus Holzschindeln, die noch gelblich-braun wirken, aber bereits den leichten Grauton annehmen, den unbehandeltes Holz mit der Zeit bekommt. Der Spalt zwischen dem Dach und dem schwebenden Band ist verglast. Anlass für diese bewusst dissonante Erscheinung war die Aufgabe, das Hotel um ein Schwimmbad zu erweitern. Auf dem Grundstück im Ortszentrum war keine ausreichende Fläche mehr vorhanden, und so blieb nur der Ausweg nach oben in die Dachlandschaft. Architekt Wolfgang Pöschl, der für das Hotel bereits im Jahr 2000 eine Wellnesszone mit einem kleinen Hallenbad geplant hatte, deren Räumlichkeiten zwei Stockwerke tief unter dem Erdgeschoßniveau liegen, wurde auch diesmal mit dem Entwurf beauftragt. Zum Raumprogramm gehörte neben der Dachterrasse mit Schwimmbecken der Umbau des bestehenden Dachgeschoßes, in dem eine Reihe von neuen Zimmern der obersten Kategorie entstehen sollten.

Wolfgang Pöschl überzeugte die Bauherren mit einem scheinbar einfachen Entwurf, den er in einem Kartonmodell präsentierte, das alle wesentlichen Elemente des Projekts enthält. Grundidee ist, das Schwimmbad auf dem Dach nicht als natürliche Erweiterung erscheinen zu lassen, sondern es so in Szene zu setzen, als wäre es fast zufällig auf dem Dachfirst hängen geblieben. Dieser Gedanke ist konsequent durchgezogen, nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern auch im Inneren, wo man schon beim Ausstieg aus dem Lift im Dachgeschoß vergisst, aus welcher Welt man hierher gekommen ist. Die Terrasse mit ihrer Randbepflanzung aus Bambus blendet die Umgebung geschickt aus und lässt nur die Berge und einige der benachbarten Turmspitzen zur Wirkung kommen. Überraschend ist auch die Materialwahl für den Terrassenbelag, der auf den ersten Blick nach Holz aussieht, in Wahrheit aber aus unterschiedlich breiten Betondielen besteht, die in Holzformen gegossen wurden. Neben dem beheizbaren, im Sommer und im Winter zugänglichen Pool liegt ein überdachter Küchenblock, der die Terrasse auch für Events nutzbar macht.

Die neuen Hotelzimmer im Geschoß unter dem Schwimmbad wurden vom Team tatanka gemeinsam mit der Innenarchitektin Monika Gogl entworfen. Ihre Ausstattung orientiert sich am gehobenen Wohnstil von Metropolen wie New York oder Shanghai, ergänzt um einige Elemente, die den Bezug zur regionalen Wohnkultur suchen, wie Filz als Wandmaterial und ornamental durchbrochene Holzgitter. Wahrscheinlich hätten die Berge, die hinter der Panoramaverglasung eindrucksvoll zur Geltung kommen, als Lokalkolorit gereicht. Wer sie lange genug betrachtet, sehnt sich sowieso bald hinaus in ein weniger luxuriertes Ambiente.

Mit der jüngsten Erweiterung des Hotels Schwarzer Adler ist ein Meisterwerk gelungen, das hohen Nutzwert mit baukünstlerischem Eigensinn und hintergründigem Humor kombiniert. Man kann der Kitzbüheler Dachlandschaft nur wünschen, dass sie sich auf diesem Niveau weiterentwickelt. (Jurytext: Christian Kühn)

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Christian Harisch
Andreas Harisch

Tragwerksplanung

Fotografie