Bauwerk

Rolex Learning Center
SANAA - Lausanne (CH) - 2009
Rolex Learning Center, Foto: Hisao Suzuki
Rolex Learning Center, Foto: Hisao Suzuki

Das «Learning Center» und seine Gärten

Das Rolex Learning Center und seine Aussenanlagen sind das neue Eingangstor zur Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne.

2. Juni 2010 - Oliver Lasserre
Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Lausanne ist eine der innovativsten Institutionen der Welt. Ihre aktuelle Entwicklung ist spektakulär: Wissenschaftspark, Hotel, Wohnungen für Studierende, Kongresszentrum, Rolex Learning Center (RLC)… Die Idee hinter dem RLC ist der freie Zugang zur Information in all ihren Formen, in Gestalt eines öffentlichen Orts für den sozialen und den interdisziplinären Austausch.

Der Komplex erstreckt sich über drei Ebenen: Auf dem Dach der Tiefgarage liegt ein öffentlich zugänglicher, weiter und offener Raum. Er wird von der wellen- und wabenförmigen Betonschale des eingeschossigen Baus überspannt, den lichtdurchflutete, ovale Innenhöfe erhellen.

Die Integration des Learning Centers in den Campus

Ein Jahr vor der Einweihung des RLC am 27. Mai 2010 hat die Technische Hochschule einen weiteren Wettbewerb ausgeschrieben, um das RLC – das neue Herz des Campus – auch landschaftsarchitektonisch in den restlichen Standort zu integrieren. Der offene Wettbewerbsaufruf richtete sich an Generalunternehmen mit Architekten und Landschaftsarchitekten.

Die Wahl fiel auf einen kontextuellen Entwurf: Die ETH liegt auf dem Grund eines ehemaligen eiszeitlichen Sees, umgeben von organisch geformten Moränenrippen. Bevor hier die orthogonal angelegte Gebäudestruktur der Hochschule entstand, wurde die Ebene lange Zeit für den Gemüseanbau genutzt.

Das 166u122 Meter grosse Rechteck des Learning Centers fügt sich in den bestehenden Gebäudekontext ebenso ein, wie mit seinen Wellen und der Wabenstruktur in die natürliche Umgebung der hügeligen Moränenlandschaft des Genferseegebiets. Ausdruck findet dieser duale Kontext auch in den umliegenden Gärten: orthogonal angelegter Campus, freie Gestaltung der Wege und der Bepflanzung. Die ebene Topologie bleibt erhalten bis auf einen sanften, grasbewachsenen Hügel, der sich zum Picknick anbietet.

Das Gebäude wirkt auf dem dicht bebauten Campus zunächst ein wenig eingeengt. Diesem Eindruck wirkt eine weitläufige Rasenfläche mit nur wenigen Bäumen entgegen, die vor allem ein Gefühl von viel Raum vermittelt. Eingefasst wird sie von vier Baumfiltern, die mal weniger dicht den Blick auf entfernte Landschaften freigeben, mal dicht gepflanzt nahe gelegene Gebäude verbergen.

Ein zentraler Multifunktionsplatz

Die Verbindungen zwischen RLC und Campus sind ganz unterschiedlich gestaltet: Steinrampen, begrünte Strassen mit mal mehr, mal weniger Bäumen – und in der Mitte ein zentraler Platz, der weite Vorplatz des RCL, Knotenpunkt des Campus, Tag und Nacht bevorzugter Treffpunkt und Festplatz.

Dieser Platz besteht aus einer gewaltigen, einen Hektar grossen Hohlplatte mit einem orthogonalen Raster aus zweitausend runden Kammern mit einem Durchmesser von 30 bis 160 Zentimetern, die mit Kiesrasen gefüllt sind. Der Durchmesser der Kammern nimmt an den Wegen für Fussgänger, Fahrräder und Fahrzeuge ab. Das Design ist inspiriert von den gewaltigen durchbrochenen Anzeigetafeln der ETH Lausanne. Es ist zugleich eine Hommage an die Entwürfe des Landschaftsarchitekten Michel Desvigne für die Universitäten von Tokyo und Minneapolis.

Für 2013 ist in einer zweiten Phase unter anderem der Bau einer breiten Rampe geplant, als verbindender Übergang zwischen dem zentralen Platz als «Ebene 0» und der Esplanade als «Erster Etage» des bestehenden Campus. Die Rampe ist ein Element der Fussgängerverbindung zwischen dem Westen der Stadt und den Ufern des Genfer Sees. Ausstattung und Bepflanzung entsprechen der Rampe unter der Kantonalstrasse, die das sanfte Design des RLC widerspiegelt und den Campus mit seinem neuen Hotel verbindet.

So wird der Platz zur Kreuzung aller Wege zwischen Campus und Learning Center. Diese offene Gestaltung unterstreicht die Einzigartigkeit der Gebäudelandschaft.

Auf lange Sicht wird die Begrünung natürlich dichter werden. Nicht nur durch das Wachstum der vielen hundert in der ersten Phase gesetzten Bäume und Sträucher, sondern auch durch zukünftige Anpflanzungen, die allen Nutzern mehr Schatten bieten werden.

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Für den Beitrag verantwortlich: anthos

Ansprechpartner:in für diese Seite: Daniel Haidd.haid[at]fischerprint.ch

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
École Polytechnique Fédérales de Lausanne

Tragwerksplanung

Fotografie