Bauwerk

Wohnhaus und Büro Priesterhausgasse
Lechner & Lechner - Salzburg (A) - 2010
Wohnhaus und Büro Priesterhausgasse © Horst Michael Lechner

Architekturpreis Land Salzburg 2010

2. Dezember 2010 - newroom
Selten, aber doch bauen Architekten für sich selbst. Manchmal entstehen so durch und durch ganzheitlich ehrliche Statements. Das Architektenehepaar Lechner hat so ein „case study house“ in der engen Priesterhausgasse in der Altstadt von Salzburg realisiert. Am Ort arbeitete man schon lange – in einer Werkstatt. Diese blieb als Raum mit seiner Konstruktion erhalten – darunter und darüber entstand die neue Wohn- und Freizeitwelt.

Ein präzises, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse nach Öffentlichkeit und Privatheit bzw. Offenheit und Geschlossenheit Bedacht nehmendes Gefüge, entsprechende visuelle Einbeziehung der umgebenden städtischen Räume und vertikale Durchlichtung der dunkleren Zonen in der Tiefe.

Die einfachen Aussagen: „Ich zahle nicht Putins Gas“, „Ich kaufe mir doch keine Tomaten um EUR 3,99 bei Billa“ und „Jede unnötige Kanalgebühr, wobei ich auch noch Wärme herschenke, ist mir zuwider“ führt zu der konsequenten Entscheidung, das Haus mit allen technischen Mitteln autark zu machen. Das beginnt bei der Vorsehung eines Stromkabels in der Gasse für das eventuell einmal kommende kleine Elektroauto, führt über alle Umweltenergie generierenden Elemente und Kläranlagen bis zu durchdachter Be- und Entwässerung der Gemüse- und Pflanzenbeete und endet mit Dreilagen-Kalkputz, wie die ganze Altstadt von Salzburg, jedoch auf hochwertigster Bakelitdämmung. Findet man ein vielleicht zu aufwändiges Rankgitter aus Edelstahl, dann erfährt man, dass es eigentlich auch als zweiter Fluchtweg dienen muss und es beginnt die Erzählung von Behörden, Brandschützern, Nachbarn und Rechtsanwälten. Der Rest der Details ist durchdacht, fein und einfach.

Der eigentliche Charakter des Hauses wird erst in ein, zwei Jahren auch von der Gasse erlebbar werden, wenn all die Pflanzen und Früchte üppig das Wohngeschoß umwachsen, der fast in der Gasse, hinter seinen Tomaten kochende Architekt mit Geschirrgeklapper Mozart erfreut und die Ahnung vom Hortus Conclusus dahinter die Priesterhausgasse erfrischt. (Jurytext: Architekturpreis Land Salzburg 2010)

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