Bauwerk

Haus Steinschorn
Franz Schartner - Hundsheim (A) - 2003

Für alle Hochwasser gerüstet

Die sehr präzisen Wohnwünsche der Bauherrenfamilie bündelte Franz Schartner im innovativ hochwassersicher aufgerüsteten Hofhaus in Hundsheim.

31. Januar 2004 - Isabella Marboe
Für Durchschnittsverdiener sind Grundstücke in Krems unerschwinglich. So erfreut sich die nahe Kleinstadt Mautern bei Familien mit Bauambitionen großer Beliebtheit. Südwestlich davon liegt das Straßendörfchen Hundsheim. Hier ist Grund noch günstig, große, mehrgeschoßige soziale Wohnbauten mit Steildach reihen sich aneinander.

Lang lebte die Bauherrenfamilie im Wohnhochhaus in der Kremser Mitterau. Vor sechs Jahren kaufte man dann den Hundsheimer Baugrund. Etwa 150 m Luftlinie vom rechten Donauufer grenzt er im Norden an den von Rad- lern hochfrequentierten Maupointweg. Gegenüber wird bald ein sozialer Wohnbau stehen, doch Weinreben und Obstbäume im Osten und Süden sind als Grünland gewidmet. Fast jedes Wochenende fuhr die Familie zum Picknick in ihren 1000-m²-Garten, der Entschluss zum Bau reifte langsam und war wohlüberlegt: Der Grund liegt im Überschwemmungsgebiet.

Die Wohnvorstellungen waren inzwischen zur Präzision gediehen. Man wollte ökologisch bauen, mit Keller, zwei großen Kinderzimmern, geräumiger Küche bei getrenntem Ess- und Wohnbereich. Bauherr und Baufrau sind Hobbytischler, brauchten Werkstatt und Garage. Ein mit dem NÖ-Holzbaupreis 2002 ausgezeichnetes Einfamilienhaus in Nitzing bei Tulln gefiel, und so wandte man sich an dessen Planer, Franz Schartner.

Lapidar und präzise erfüllte er alle Wünsche im klug abgewandelten Hofhaus. Zur Straße schottet sich das massive, weiß verputzte Erdgeschoß mit uneinsichtig hohem Fensterband ab, darauf liegt ein gerader Trakt aus vorgefertigten Holztafelelementen. Er stand in zwei Tagen, auch Decken und Dächer sind aus Holz. Das konstruktive Grundgerüst bilden Stahlstützen mit fünf Meter Abstand. Die zarten, 76-mm-Rundsäulen gliedern raumhohe Hofglasfronten, Fensterbänder und tragen Vordächer. Eine Eckstütze markiert den Carport, dahinter liegt normal zur Straße die Garage mit Werkstatt. Von Oberlicht erhellt, fasst sie den Hof im Westen.

Gewohnt wird introvertiert zu ebener Erde zum Hof. Der Eingang befindet sich unterm vorgezogenen Obergeschoß im Westen, die einläufige Innentreppe liegt an der Straße. Durch Fensterbänder, Glaswand, zwischen Holzstufen in Metallwangen fällt Licht, am Entree ist ein Arbeits- oder Gästeraum, darauf folgt der in l-förmiger Transparenz den Hof rahmende Wohnraum. Wandlos gliedert er die Zonen Essen-Kochen-Wohnen. Als zentraler Block mit Panoramablick sitzt die Küche im Eck: Beim Abwaschen schaut man durchs Ostfenster über Weinstöcke, vom Herd auf den Esstisch im Westen. Eine Mattglasschiebewand trennt vom Wohnbereich mit Südterrasse. Zu Silvester hat die Küche bei 18 Gästen ihre Bewährungsprobe bestanden.

Oben erschließt ein Gang die Zimmer von Eltern und Kindern. Sie orientieren sich vollverglast mit durchgehendem Südbalkon zum Garten. Straßenseitig angeordnet sind unterm leichten Pultdach Schrankraum, Bad und Toi- lette.


Gutes Klima

Drei Familienmitglieder sind Allergiker, kontrollierte Raumluft mit Wärmerück- gewinnung und Pollenfilter schafft gutes Raumklima und deckt kombiniert mit der Grundwasserwärmepumpe den Restwärmebedarf. Baukörperzonierung, hochwertige Dämmung und Südfenster nutzen Sonnenenergie passiv.

Als die Fundamente fast fertig waren, kam das Jahrhunderthochwasser. Nun ist nicht nur der Keller, sondern auch das Erdgeschoß bis zu einem Meter aus wasserundurchlässigem Beton, alle Fensterparapete setzen hier an. Die Betonbodenplatte im Hof ist 50 cm dick, um nicht aufzuschwimmen, die überdachte Südterrasse ummauert. Sie wirkt wie eine riesige, offene Loggia. Auch der Hof hat eine Mauer, ihr Gartendurchgang ist wie Haus und Garage mit Hochwasserschutzbarrieren abzuschotten. Im Ernstfall befördert die Dieselpumpe im Hof das Regenwasser in die Donau.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Desiree Steinschorn
Dietmar Steinschorn

Tragwerksplanung