Bauwerk

Gutmann Pelletsspeicher
obermoser + partner architekten, Hanno Schlögl - Hall in Tirol (A) - 2020
Gutmann Pelletsspeicher, Foto: David Schreyer
Gutmann Pelletsspeicher, Foto: David Schreyer

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2022

11. November 2022 - aut. architektur und tirol
Eigentlich ist es sehr naheliegend, bei der Transformation eines Gebäudes wieder eine Nutzung zu wählen, die nahe bei der ursprünglichen liegt. Die Anforderungen bleiben ähnlich und die Eingriffe in die bestehende Struktur können damit so gering wie möglich gehalten werden. Dennoch passiert es viel zu selten und es ist ein Glücksfall, dass für den neuen Pelletsspeicher der Firma Gutmann auf ein fast fünfzig Jahre altes Getreidesilo zurückgegriffen werden konnte.

Mit einem einfachen Wechsel des Füllguts ist es allerdings dann doch nicht getan. In einem, sich dem Silo bescheiden unterordnenden, neuen Zubau wurden die Anlieferung und Verladung der Holzpellets organisiert und zudem ein Pellets-Heizkraftwerk untergebracht. Dem Wunsch der Bauherrschaft, auf dem Dach des Silos zusätzliche attraktive Räume zu schaffen, die durchaus auch kraftvoll nach außen wirken sollen, kamen die Architekt:innen nach, allerdings ohne dabei der Versuchung zu erliegen, eine besonders effekthascherische Lösung zu suchen. Nein, sie entwickelten im Gegenteil aus den konstruktiven Gegebenheiten des Silos einen neuen Abschluss des Gebäudes, der Material, Rhythmus und Ordnung des Bestands aufnimmt und diesen dennoch so transformiert, dass einerseits dem Wunsch nach einem gut sichtbaren Zeichen Rechnung getragen wird, andererseits aber auch die bauliche Einheit erhalten bleibt, oder besser: entsteht!

Für die „Krone“ wurde die zunächst kaum wahrnehmbare, feine Gliederung des Bestands aufgenommen – sie bestimmt den Rhythmus und die Proportion der Aufstockung. Die Details des Gitterwerks aus sorgfältig geplanten und gefügten -Betonfertigteilen prägen gleichzeitig das äußere Erscheinungsbild des gesamten Ensembles, als auch den sehr eindrücklichen Innenraum.

Das Projekt zeigt auf besondere Weise, dass sich Bestanderhalt lohnt, dass damit nicht nur ein verantwortungsvoller Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen verbunden sein kann, sondern darüber hinaus Bestand immer auch Geschichte und Identität eines Ortes transportiert und die Auseinandersetzung damit zu neuen, ganz eigenständigen – eben nicht uniformen – Lösungen führen kann, die aus einem einfachen ehemaligen Getreidesilo einen besonderen Ort machen. (Jurytext: Florian Nagler, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2022)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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