Bauwerk

HTL Bau & Design
ao-architekten - Innsbruck (A) - 2021
HTL Bau & Design, Foto: David Schreyer

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2022

11. November 2022 - aut. architektur und tirol
Am Beginn des Entwurfs von ao-architekten muss wohl das genaue Studium des aus den 1970er-Jahren stammenden Gebäudes gestanden sein. Wie sonst wäre es möglich, dass sich die Proportionen der Aufstockung subtil auf den Altbau beziehen? Beide Bauteile wirken durch diese maßliche Verwandtschaft fein „gestimmt“. Es ist ein neues Ganzes entstanden, das die zeitlich unterschiedliche Herkunft beider Teile nicht verschweigt. Der Bestand wird nun mit einem relativ weit über die Fassade vorspringenden Gesims finalisiert. Darauf aufbauend sind zwei umlaufende Bänder: ein gläsernes, dessen Höhenmaß jenes der Altbau-Fensterbänder übernimmt, und ein metallenes, dessen Höhe je eine Fenster- und Parapethöhe des Altbaus summiert. Der rundum geschlossene Teil, dessen Trapezblechhaut ein zartes Hell-Dunkel-Schattenspiel entwickelt, entpuppt sich im Inneren als Träger für die hölzerne Lamellen-Dachkonstruktion, die die gesamte Breite des Objekts stützenfrei überspannt. Durch die gewählte Konstruktion und das blendfreie, gleichmäßige Licht wurde maximale Nutzungsflexibilität erreicht. Die beiden aussteifenden Betonvolumina der Sanitärblöcke sowie die vom Bestand vorgegebene Lage der Erschließung zonieren die Mittelzone in unterschiedliche Bereiche offenen Lernens und Werkens. Klassen- und Werkräume werden akustisch durch Glaswände geschieden, so kann der spektakuläre Rundum-Durchblick in die Bergwelt von allen genossen werden.

Großzügigkeit und Klarheit des konzeptuellen Ansatzes finden sich auch wieder in der Wahl der verwendeten Materialien. Die Böden sind durchgängig mit hellem Terrazzo in Bahnen unterschiedlicher Breite belegt. Wie die gestrahlten Betonflächen der Kerne nehmen sie Bezug zur Massivität des Altbaus. Parallel zur in der Fassade umlaufenden Verglasung werden im Inneren Glas-Trennwände gesetzt. Außen mit Metall belegt, wurde innerhalb des Dachvolumens Weißtannen-Holz verwendet, sowohl für die Verkleidung der Randträger als auch für die Akustiklamellen auf den geschwungenen Sheds.

Taucht man aus der die Lernfreude unterstützenden freundlichen Helligkeit hinab in ein Bestandsgeschoß, so weiß man um den Wert von Licht. Dass der im Altbau existierende Luftraum erhalten und auf Sitzebene des neuen Geschoßes verglast wurde, kann die Schüler:innen in den unteren Geschoßen nicht trösten, aber eröffnet immerhin den Blick in die „wohnliche“ Atmosphäre des Abschlussjahrgangs. Als Hoffnungsschimmer. Im Sinne der „Gleichbehandlung“ aller Schulstufen ist eine Umgestaltung der Altbestandsgeschoße wünschenswert. (Jurytext: Sonja Gasparin, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2022)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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