Bauwerk

Rathaus Prinzersdorf – Generalsanierung
Ernst Beneder, Anja Fischer - Prinzersdorf (A) - 2021
Rathaus Prinzersdorf – Generalsanierung, Foto: Konrad Neubauer
Rathaus Prinzersdorf – Generalsanierung, Foto: Konrad Neubauer
4. Mai 2022 - ORTE
Das Prinzersdorfer Rathaus ist Teil eines bemerkenswerten Ensembles, das mit der Kirche und dem gegenüberliegenden Bankgebäude ein einzigartiges Zeitdokument der späten Nachkriegsmoderne in Niederösterreich darstellt. Das Rathaus (Fertigstellung 1973/Architekt Hable) folgt in seiner konstruktiven Anlage dabei den Idealen der Moderne. Es zeigt seine Tragkonstruktion mit einem nach außen gelegten Stahlbetonstützenraster, dahinter liegen durchgehende Bandfenster mit keramikverkleideten Parapeten. Es entsteht damit im Inneren ein Haus ohne Gänge, mit bester Belichtung in allen Bereichen, sowohl in der Erschließung, in den Arbeitsplätzen und in den Sälen.

Die ursprüngliche Reverenz an die niederösterreichischen Landesfarben blau/gelb als Grundkonzept des Hauses findet sich in zahlreichen Bau- und Ausstattungselementen. So sind nicht nur die gegenübergestellten Baukörper des Rathauses und der Bank beidseits der Kirche „blau“ und „gelb“, sondern auch im Rathaus ursprünglich Böden, Fliesen, Wandfarben bis hin zu den Möblierungen wie Sofas oder Sessel in diesen Farbtönen.

Das Rathaus zeichnet sich insgesamt durch die besondere Qualität, hochwertige Materialien sowie eine konsequente Konzeptionalität aus, die eine restauratorische Herangehensweise in der Behandlung der bestehenden Substanz sowie begründeten Weiterbau erlauben. So wurde besonders darauf Wert gelegt maßgebliche Elemente wie die originalen Natursteinböden, Holztüren, Wandvertäfelungen, Kupferdachdeckung, Akustikdecken, Luster im Sitzungssaal sowie die Hauptstiege mit ihren markanten Alu-Glasbrüstung zu erhalten.

Für den Aus- und Umbau des Rathauses wurden zu Beginn der Planung mehrere Szenarien gegenübergestellt und diskutiert: vom vollständigen Neubau, über die weitgehende Entkernung bis hin zur großen beziehungsweise sanften Sanierung. Letztere konnte schließlich überzeugen – durch kurze Bauzeit, kostengünstige Umsetzung, Stärkung der bestehenden Vorzüge und Beibehaltung der Identität, die diesem Haus über die 50 Jahre seines Bestehens erwachsen ist. Die nachhaltige „sanfte“ Sanierung baut auf dem Konzept der 1970er Jahre auf und ergänzt die Originalsubstanz ohne deren Räume und Anmutung in Materialität und Proportion zu schmälern. Dies beinhaltet neben der selbstverständlichen barrierefreien Erschließung, die konsequente Dämmung, die Erneuerung der haustechnischen Anlagen sowie ein neues räumliches Verständnis einer kommunalen Verwaltung.

Die ungedämmten Bandfenster und deren Beschattung wurden vollständig ersetzt und dabei ein dem original kohärenten Gesamteindruck aufrechterhalten. Die restliche Fassade sowie das Untergeschoß wurden konsequent innen mit Glasschaumplatten wärmegedämmt und damit die aussenliegenden schlanken Stützen und den grossformatigen Keramikplatten im Originalzustand erhalten. Im Sinne der beanspruchten Nachhaltigkeit wurde das Heizsystem von Gas (ursprünglich ÖL) auf Nahwärme umgestellt. Die elektrischen und haustechnischen Installationen erneuert und das Lichtsystem konsequent auf LED umgestellt.

Der barrierefreie Zugang erfolgt nun ebenfalls ausgehend vom Haupteingang über eine neue Außenrampe und einen begrünten seitlichen Liftzubau. Die Bepflanzung im Vorfeld, ebenso wie jene im Gebäudeinneren werden im Sinne der 1970er Jahre eingesetzt.

Im Rahmen der Funktionssanierung erfolgte die Verlegung und Erweiterung der Bücherei vom Erdgeschoss ins neu ausgebaute Untergeschoss mit neuem ebenerdigem eigenem Zugang. Dadurch kann das erweiterte neugestaltete Amtszimmer im Erdgeschoss nun wieder zentral über die Hauptachse erreicht werden. Mehrfach wurden Funktionen im Inneren des Hauses getauscht und nachträglich eingeführt ohne die angesprochenen Großzügigkeit der Gebäudestruktur zu beeinträchtigen.

Auch dieses belegt die solide Robustheit des ursprünglichen Gesamtkonzeptes. (Text: Architekt:innen)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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