Bauwerk

Musisches Gymnasium – Umbau und Erweiterung
Georg Huber, Karl Meinhart - Salzburg (A) - 2019
Musisches Gymnasium – Umbau und Erweiterung, Foto: Hermann Seidl
Musisches Gymnasium – Umbau und Erweiterung, Foto: Hermann Seidl
9. November 2022 - Initiative Architektur
Das Musische Gymnasium in Salzburg ist aus einem Schulversuch hervorgegangen, der 1965/66 von engagierten Lehrer:innen initiiert wurde, deren reformpädagogische Bemühungen sich an den Lehren Wilhelm von Humboldts orientierten. Das Schulmodell mit vier Schwerpunktfächern (Musik & Orchester, Bildnerische Erziehung, Literatur & Kreatives Schreiben sowie Tanz) erwies sich als äußerst erfolgreich. 1988 konnte endlich eine eigene Schule am rechten Salzachufer im Stadtteil Itzling bezogen werden, wobei bereits 1982 ein bundesweiter Wettbewerb durchgeführt worden war, den der Wiener Architekt Gerhard Molzbichler für sich entschieden hatte. Unter den 38 Teilnehmern hatte sich der erfolgreiche Schulbauarchitekt mit seinem funktionalistischen Entwurf durchgesetzt. Doch das genügte dem Gestaltungsbeirats nicht, dem das Projekt im Januar 1984 erstmals vorgelegt worden war. Es stieß dort prompt auf Ablehnung und wurde den formalen Regeln der Zeit folgend zu einer postmodernen kammartigen Struktur umgemodelt, das in seiner inneren Struktur viele Mängel aufweist, mit beklemmenden Gangfluchten und Räumen von geringer Aufenthaltsqualität.

Der 2012 durchgeführte EU-weite, offene, einstufige Wettbewerb sollte diese Mängel beheben und zudem für neue Funktionen Raum schaffen. Das Büro „one room Architekten Georg Huber/Karl Meinhart“ hat mit einem Entwurf, der den Bestand im Äußeren weitgehend unberührt ließ, unter den 55 Einreichungen den ersten Preis errungen. Ihre funktionale Neugestaltung betrifft vor allem die Eingangssituation, die Bibliothek, eine kleine Mensa sowie einen Durchgang durch den Korridor, der das Erdgeschoss zur Salzachseite hin durchlässig macht.

Über dem Bestandsbau wurde ein neues, davon abgesetztes Dachgeschoss errichtet. Hier befinden sich Musikklassen, Projekträume, ein Tanzsaal, ein Proberaum und eine große gemeinsame freie Lernzone. Die Projekträume sind so gestaltet, dass sie zur Lernzone hin transparent sind. Ergänzt werden die Räume durch eine große Terrasse, die als Pausenbereich und erweiterter Lernbereich dient. Die offene Lernzone liegt über dem Schuleingang, ist 250 Quadratmeter groß und öffnet sich zur Terrasse im Süden. Die Räume und Bereiche sind durch einen abwechselnd schmaleren und breiteren „inneren Weg“, der den unterschiedlichen Höhenlagen des Gebäudes folgt, verbunden.

Die Klassenzimmer sind nach Norden ausgerichtet, sodass sie nicht durch direkte Sonneneinstrahlung überhitzt werden und das natürliche Licht die Klassenzimmer gleichmäßig und blendfrei beleuchtet. Die Westseite des Gebäudes fällt zum Fluss hin ab. Das Dach ist hochgeklappt, um eine größere Raumhöhe für den Tanz- und Theatersaal zu schaffen. Vom Tanzsaal fällt der Blick auf die Festung Hohensalzburg, die Salzach und die Berglandschaft. Unterhalb der Struktur entsteht so eine Loggia auf dem Dach der ursprünglichen Schule, die sich zum Fluss hin öffnet.

Die wichtigsten Freiflächen des Projekts sind die nach Westen ausgerichteten Höfe, die neue Terrasse und die bereits erwähnte Loggia über den Turnhallen. Die Eingangssituation wurde durch eine neue Treppe mit einer behindertengerechten Rampe neu definiert. Die Treppe ist als Sitzstufen gestaltet, Baumpflanzungen und neue Beleuchtung haben die Aufenthaltsqualität verbessert. Die Innentreppe, die in die neue Etage führt, öffnet sich zur Terrasse und ermöglicht eine einfache Orientierung.

Quellen: Roman Höllbacher, Fliegender Teppich. Funktionssanierung Musisches Gymnasium Salzburg, in: architektur aktuell, Beilage „The Art of Competion“, 2012, Nr. 6, S. 12-17. (IA, nach einem Text der Architekten; Quellen: Roman Höllbacher, Fliegender Teppich. Funktionssanierung Musisches Gymnasium Salzburg, in: architektur aktuell, Beilage „The Art of Competion“, 2012, Nr. 6, S. 12-17.)

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