Über eine leicht abfallende Wiese, in die Sitzbänke montiert werden können, richtet sich der Blick zum Pavillon. Als ob Verweben das thematische Prinzip gewesen wäre, wird der Kirchturm Teil der Szenerie, auch die Bäume, deren einer gar als Bühnenmitglied fungiert. Feinsinnig zueinander verschwenkt rahmen Wand und Dach die wiesenbreite Bühne. Ein niedriger Wandflügel schließt die Bühne nach Osten hin und enthält die Ausschank. In Distanz zu diesem, scheinbar schwebend, übergreift ein fein dimensioniertes Dach den westlichen Abschluss. Gläsern geschlossen trennt die Fuge beide Teile, Seitenlicht fällt auf die rechte Bühnenwand. Sie ist Teil des größeren Volumens mit Instrumentenlager und Servicezone.

In Stampfbeton geschichtet wirken die Wände fast weich, changierend in den Farben der umgebenden Berge. Kontrapunktisch dazu wurden die Dächer in glattem Beton, Fenster und sonstige Raumabschlüsse in Metall gewählt. Holz wurde für den Bühnenboden und ein blatthaft leicht gefaltetes Akustikpaneel, in einem Teilbereich der Dachuntersicht abgehängt, verwendet. Im Zusammenspiel von Holz und porösem Stampfbeton wirkt der Bühnenraum nicht nur geradezu wohnlich, sondern erfüllt auch seine akustische Aufgabe bestens.

Die Bauaufgabe Musikpavillon mag marginal erscheinen. Am Beispiel Umhausen zeigt sich, was konzentrierte Hinwendung zu jedweder Bauaufgabe, eine Vielzahl an planerischen Überlegungen über die Funktionserfüllung hinaus und klare gestalterische Entscheidungen bewirken können: nämlich unverwechselbare urbanistische und architektonische Qualität. (Jurytext: Sonja Gasparin, Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2022)