Bauwerk

Kunstraum Kassel
Innauer Matt Architekten - Kassel (D) - 2022
Kunstraum Kassel, Foto: Nicolas Wefers
Kunstraum Kassel, Foto: Nicolas Wefers
22. November 2023 - newroom
Am Rande der barocken Karlsaue liegt die Kunsthochschule, ein Bau von Paul Friedrich Posenenske aus dem Jahre 1962. Der Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes war seit jeher für eine mögliche Erweiterung ausgelegt, die nun in Gestalt einer neuen Ausstellungshalle den Reigen hochwertiger Kunst- und Kulturbauten der documenta-Stadt ergänzt.
Die Halle mit ihren rund 450 m² Ausstellungsfläche soll ebenso als studentisches „Ausstellungslabor“ dienen wie auch zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken. Der rechteckige, konzentrisch im Hof platzierte Baukörper lässt zwei qualitätvolle Außenflächen unterschiedlichen Charakters frei: einen großzügigen Vorplatz, der Besucher angemessen empfangen kann, und einen intimen Grünraum mit 7 Beuys-Bäumen. Die Ausstellunghalle lässt sich zu allen Seiten hin gleichermaßen öffnen – somit sind alle Freiräume ringsum in die Ausstellungsfläche integrierbar. Der Bau kommuniziert nach allen Seiten, zeigt dabei keine Rückseite und zollt dem Bestandsbau dadurch allseitig Respekt.
Der Farbton der dunkel gehaltenen Fassadengestaltung ist dem prägnantesten Bauteil des Posenenskebaus, der außen liegenden Stahlstruktur, entlehnt. Und auch die überall sichtbare, durch das hölzerne Tragwerk gegliederte Gebäudestruktur nimmt Bezug zum denkmalgeschützten Bestand. Dennoch setzt sich der Neubau deutlich vom Gebäudebestand ab und zeigt eine eigene Art von feingliedriger Architektursprache.
Die klare, innere Struktur macht die gewünschten Nutzungsvarianten möglich, von der ungeteilten Halle bis zum in zahlreiche Einzelräume geteilten Arbeits- oder Ausstellungsbereich. Auch die Ausformung der Fassaden macht unterschiedliche Arten des Zugangs und auch jede Lichtsituation bzw. Verdunkelungen möglich. Die rohen, unbehandelten Holzoberflächen des flexibel nutzbaren Innenraums nehmen subtile Bezüge zu den sägerau geschalten Sichtbetonflächen der Bestandsgebäude auf.
Eine Besonderheit sind die im oberen Wandbereich umlaufend angeordneten Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten, gewölbten Glaselemente bringen gleichmäßig diffuses Licht in den Innenraum. Grafisch und identitätsstiftend verleihen sie der Ausstellunghalle die gewünschte Sonderstellung im Ensemble.
Das Gebäude wurde als reiner Holzbau erstellt, welcher die aktuellen energetischen und ökologischen Anforderungen erfüllt; mit Brettschichtholz für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel, mit Brettsperrholz für die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten. Die Fügungen sind handwerklich konzipiert und umgesetzt. Tragwerk und Gestalt, Funktion und Wirtschaftlichkeit stehen miteinander im Einklang. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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