Bauwerk
Haus mit Schilfdach
Gilbert Berthold - Weiden am See (A) - 2022
27. August 2024 - ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
2017 entschied sich Jacobus van Hoorne, seine Stelle als Teilchenphysiker am CERN aufzugeben, um den Schilfschneide- und Schilfdachdeckerbetrieb seines Vaters zu übernehmen. Er zog mit seiner Familie von Genf ins Burgenland, erwarb ein Grundstück in einer Einfamilienhaussiedlung in Weiden am See und beauftragte einen befreundeten Architekten mit der Planung eines neuen Zuhauses für seine junge Familie.
Das Design wurde von vier wesentlichen Anforderungen geleitet: 1) Das Haus sollte mit einem innovativen Schilfdach ausgestattet sein, das das Potenzial des Materials hervorhebt und seine modernen Interpretationsmöglichkeiten demonstriert. 2) Es sollte aus Holz und anderen umweltfreundlichen Materialien und mit minimalem Aushub erbaut werden. 3) Der Entwurf sollte einen zentralen Wohnraum umfassen, der großzügig und lichtdurchflutet ist, frei von Unordnung bleibt und sich zum nördlichen Garten hin öffnet. 4) Die restlichen Räume des Hauses sollten bewusst klein gehalten werden.
Der Wohnraum ist als gedecktes, zweigeschossiges Atrium gestaltet, das über große Hebeschiebetüren an beiden Fassadenseiten belichtet wird und das Dach von innen erlebbar macht. Es ist umgeben von zwei geschlossenen Funktionsblöcken, und um 45° gedreht, um das südöstliche Morgenlicht optimal einzufangen und einen direkten Zugang zum Garten zu ermöglichen. Der restliche Baukörper bleibt parallel zum rechteckigen Grundstück ausgerichtet, um die bebaubare Fläche zu maximieren, wodurch ein s-förmiger Grundriss geschaffen wird. Vor den Hebeschiebetüren entstehen großzügige Terrassen, die den Wohnbereich zur ruhigen Straße im Süden und zum Garten im Norden hin erweitern, sodass das Grundstück vor und hinter dem Haus nahtlos durch das Gebäude hindurch verbunden wird.
Das Dach wird von den Holzständerwänden in den Funktionsblöcken getragen und besteht aus parallel angeordneten Holzsparren, die in Abständen von 90 cm zueinander stehen. Diese verlaufen von der zentralen Firstachse zu den s-förmigen Trauflinien und spannen unkompliziert zwei einfach gekrümmte Dachflächen auf, die mühelos mit Schilf gedeckt werden können. Der Übergang von der bei Giebeldächern vorgeschriebenen 40°-Neigung zur Vertikalen erhöht die ästhetische Anziehungskraft sowie die Haltbarkeit des Daches – jeder zusätzliche Neigungsgrad verlängert die Lebensdauer des Schilfdaches um etwa ein Jahr.
Der Dachaufbau wurde speziell in enger Zusammenarbeit mit dem Schilfdachdecker entwickelt und musste durch Realbrandversuche in der Prüfanstalt getestet und freigegeben werden, bevor die Baubewilligung erteilt werden konnte. Die mit lokalem Schilf gedeckte Dachgeometrie bildet zusammen mit der hinterlüfteten, naturbelassenen Eichenholzfassade eine harmonische Materialkombination und verschmilzt den gesamten Bau zu einer besonderen und eleganten Gebäudeform.
Das Haus dient nun als Einfamilienhaus, als Studienobjekt für Schilfdachdeckungen und als Ausstellungsraum für den expandierenden Schilfdachdeckerbetrieb des Bauherrn. (Text: Architekt, bearbeitet)
Das Design wurde von vier wesentlichen Anforderungen geleitet: 1) Das Haus sollte mit einem innovativen Schilfdach ausgestattet sein, das das Potenzial des Materials hervorhebt und seine modernen Interpretationsmöglichkeiten demonstriert. 2) Es sollte aus Holz und anderen umweltfreundlichen Materialien und mit minimalem Aushub erbaut werden. 3) Der Entwurf sollte einen zentralen Wohnraum umfassen, der großzügig und lichtdurchflutet ist, frei von Unordnung bleibt und sich zum nördlichen Garten hin öffnet. 4) Die restlichen Räume des Hauses sollten bewusst klein gehalten werden.
Der Wohnraum ist als gedecktes, zweigeschossiges Atrium gestaltet, das über große Hebeschiebetüren an beiden Fassadenseiten belichtet wird und das Dach von innen erlebbar macht. Es ist umgeben von zwei geschlossenen Funktionsblöcken, und um 45° gedreht, um das südöstliche Morgenlicht optimal einzufangen und einen direkten Zugang zum Garten zu ermöglichen. Der restliche Baukörper bleibt parallel zum rechteckigen Grundstück ausgerichtet, um die bebaubare Fläche zu maximieren, wodurch ein s-förmiger Grundriss geschaffen wird. Vor den Hebeschiebetüren entstehen großzügige Terrassen, die den Wohnbereich zur ruhigen Straße im Süden und zum Garten im Norden hin erweitern, sodass das Grundstück vor und hinter dem Haus nahtlos durch das Gebäude hindurch verbunden wird.
Das Dach wird von den Holzständerwänden in den Funktionsblöcken getragen und besteht aus parallel angeordneten Holzsparren, die in Abständen von 90 cm zueinander stehen. Diese verlaufen von der zentralen Firstachse zu den s-förmigen Trauflinien und spannen unkompliziert zwei einfach gekrümmte Dachflächen auf, die mühelos mit Schilf gedeckt werden können. Der Übergang von der bei Giebeldächern vorgeschriebenen 40°-Neigung zur Vertikalen erhöht die ästhetische Anziehungskraft sowie die Haltbarkeit des Daches – jeder zusätzliche Neigungsgrad verlängert die Lebensdauer des Schilfdaches um etwa ein Jahr.
Der Dachaufbau wurde speziell in enger Zusammenarbeit mit dem Schilfdachdecker entwickelt und musste durch Realbrandversuche in der Prüfanstalt getestet und freigegeben werden, bevor die Baubewilligung erteilt werden konnte. Die mit lokalem Schilf gedeckte Dachgeometrie bildet zusammen mit der hinterlüfteten, naturbelassenen Eichenholzfassade eine harmonische Materialkombination und verschmilzt den gesamten Bau zu einer besonderen und eleganten Gebäudeform.
Das Haus dient nun als Einfamilienhaus, als Studienobjekt für Schilfdachdeckungen und als Ausstellungsraum für den expandierenden Schilfdachdeckerbetrieb des Bauherrn. (Text: Architekt, bearbeitet)
Für den Beitrag verantwortlich: ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
Ansprechpartner:in für diese Seite: Nikolaus Gartner
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Jacobus van Hoorne
Marina Rosa
Tragwerksplanung