Bauwerk
Kinderkrippe Gabersdorf
projektCC - Gabersdorf (A) - 2025

Neue Kinderkrippe in Gabersdorf: Die Strecke für Bobbycars ist stark befahren
Das Grazer Architekturbüro Projekt CC setzte eine sehr ungewöhnliche Kinderkrippe auf einen gesichtslosen Acker am Rand des steirischen Gabersdorf.
24. September 2025 - Isabella Marboe
Das steirische Gabersdorf ist ein typisches Straßendorf, Giebel an Giebel reihen sich Streck- und Hakenhöfe aneinander, in zweiter Reihe sind dahinter lang und schmal die Felder parzelliert. An die 1300 Menschen leben in diesem Vorzeigeort für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, stolz deklariert sich die umweltbewusste e5-Gemeinde auf ihrer Website als „erste familienfreundliche Gemeinde Österreichs“. Doch Kinderkrippe gab es keine. Im Oktober 2022 lud Bürgermeister Franz Hierzer sechs etablierte steirische Büros zum Wettbewerb, für eine Bauaufgabe dieser Größenordnung im unterschwelligen Bereich gibt es dazu keine Verpflichtung. Er hätte es nicht tun müssen, doch er wusste: Wettbewerbe bringen Qualität.
Der bestehende Kindergarten ist im Erdgeschoß der Volksschule untergebracht. Die Schule liegt hinter dem Sportkulturhaus beim Sportplatz, das ebenso Resultat eines Wettbewerbs aus dem Jahr 2011 ist. Das Grazer Architekturbüro Projekt CC plante den schlichten, multifunktionalen Quader an der Hauptstraße mit der großen Terrasse vor dem Café am Eck und dem Friseur. Eine Ebene darunter ist dem Turnsaal sportplatzseitig ein Foyer mit Küche vorgelagert; dort wird auch für die Kinder frisch gekocht, denen das Foyer als Speisesaal dient. Den hellen Turn- und Mehrzwecksaal nutzen Kindergarten, Volksschule und sportliche Erwachsene aus dem Ort, auch Veranstaltungen finden dort statt.
Tags Nordlicht, nachts frische Luft
Der Bauplatz für Krippe und Kindergarten befindet sich 200 Meter weiter südlich auf der gegenüberliegenden Seite der Gabersdorferstraße. Das trapezförmige Grundstück war früher Acker. Im Westen die Straße, dahinter Felder, im Osten Felder, im Süden künftig Einfamilienhäuser, im Norden ein Haushaufen und der Feldhauptweg, von dem der Neubau erschlossen wird. „Wir brauchten sehr lange, bis wir einen Entwurf hatten“, erzählt Christian Tabernig vom Projekt CC, das den Wettbewerb gewonnen hat. Das Grundstück hatte etwas sehr Beliebiges, Unbehaustes. „Der Ort war so neutral, wir aber wollten für die kleinen Kinder etwas Schönes machen.“
Sie bauten ihnen eine eigene kleine Welt in einem grünen Garten mit Bäumen, sonnenbesegelten Sandkisten, Spielorten und Naschbeeten. Bernhard König von Green4cities hat den Garten gestaltet, alles ist grün und wächst. Die Architekten extrahierten zwei wesentliche Charakteristika des Ortes und verwoben sie miteinander: die Hoftypologie und das Satteldach, in das vier kleine Höfe mit Bäumen eingestanzt und aus dem vier Gaupen ausgeklappt sind.
Klimaaktiv-Gold-zertifiziert
Diese holen tagsüber auch Nordlicht und nachts frische Luft zur Kühlung ins Innere. „Hier auf dem Land funktioniert das sehr gut. Wir haben also auf eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmetauscher verzichtet, obwohl das für die Klimaaktiv-Zertifizierung viele Punkte bringt“, erklärt Tabernig. Viele waren sehr skeptisch, ob das Haus die Klimaaktiv-Silber-Hürde nimmt. Es machte das in anderen Kriterien wett und ist nun sogar Klimaaktiv-Gold zertifiziert.
Raumprogrammatisch waren eine Kinderkrippe mit Ruheraum, Garderobe und Toiletten für die unter Dreijährigen sowie eine Kindergartengruppe mit Bewegungsraum, Garderobe und Toiletten für die Drei- bis Sechsjährigen, außerdem ein Foyer, die Räume für die Elementarpädagoginnen und diverse Nebenräume gefragt. Krippe und Kindergarten sollten sich in zwei Bauabschnitten errichten lassen. Zum Glück realisierte man gleich beide. Das ist wesentlich kostengünstiger und war offensichtlich nötig: Kindergarten und Krippe sind voll.
Die Architekten gingen vom archetypischen Satteldachhaus aus, eines für die ganz kleinen, eines für die etwas größeren Kinder, direkt nebeneinander, sodass beide in der Mitte ein Schmetterlingsdach ausbilden. Die Firste halten sich an die Firste der umgebenden Häuser, folgen also den Flurformen. Dadurch ergibt sich vor der Eingangsfront mit dem Doppelgiebel ein zwickelförmiges Reststück für die neun obligaten Parkplätze. Über dem Eingang macht sich die froschgrüne Regenrinne des Vordachs breit, auch die Unterkonstruktion und der Postkasten, der aussieht wie ein Kuvert, sind froschgrün: erfrischend frech und die einzige starke Farbe an diesem Haus mit der dunklen Fichtenholzfassade.
Der Gang ist schon ein Raum
Der Raum unter dem Satteldach ist konsequent in einem Raster von vier mal vier Metern organisiert. Mit seinen geringen Spannweiten ermöglicht dieses Maß auch im Holzbau eine sehr zarte Stützenkonstruktion, sie definiert die minimale Basiseinheit eines Raumes. Für einen Gang sind vier Meter sehr breit, er ist also nicht mehr Gang, sondern schon Raum. Für Krippe und Kindergarten wurden die Quadrate als Ruhe-, Kuschel-, und Gruppenräume in T- und L-Formation zusammengeschalten.
Die sehr diszipliniert und ruhig gestaltete Holzfassade definiert sehr klare Außengrenzen. Die eleganten Fichtenlatten kommen ganz ohne Lösungsmittel aus. Sie sind einfach mit dunkel pigmentiertem Öl eingelassen. Es wird von den Fasern aufgenommen, dringt tief ein, riecht gut und verwittert wesentlich schöner als jeder Anstrich. Alle Fenster füllen ihr Rasterfeld ganz aus, an der L-förmigen Außenkante des Hauses sind die Nebenräume aufgefädelt, das Büro von Elementarpädagogin Sabine Rauch, die das Haus leitet, liegt gleich neben dem Eingang. Hier sieht sie, wer kommt und geht, hat aber auch das kindliche Geschehen im Blick.
Das geölte Fichtenholz riecht wunderbar
Innen herrscht eine warme Atmosphäre, es ist hoch und hell, das geölte Fichtenholz riecht wunderbar, die Räume werden vor allem von den eingeschnittenen Atrien definiert. Der Rest sind Stützen, Vorhänge, Glasflächen, Ein-, Aus-, Querblicke zueinander und in die Landschaft. Der vier Meter breite Gang, der sich vom Eingang bis zur Kinderkrippe am Ende des Gebäudes zieht, ist auch Foyer und Spielflur.
Letzterer geht direkt in Aufwärmküche und Speisesaal über. Die Architekten gestalteten ihn mit einer kleinen Filzbank sehr ungewöhnlich, viele Möbel entwarfen sie selbst. „Wir haben eine große Freude mit dem Gebäude“, sagt Sabine Rauch. „Alle, die hereinkamen, waren begeistert. Die Kinder auch.“ Ihre erste Woche hatten die 22 Kindergartenkinder und elf Kleinchen beim Besuch vor Ort gerade hinter sich, sehr gut bewährte sich der Vorhang. „Damit kann man Eltern gut abschirmen“, so Rauch.
Alle allgemeinen Flächen haben einen mattroten Linoleumboden, die Kinderkrippe ist grün. Gruppenraum und Kuschelecke legen sich am südwestlichen Gebäudeende L-förmig um Sanitärzelle und Ruheraum, die Kindergartengruppe in der Gebäudemitte ist T-förmig konfiguriert, ihr Boden ist mittelblau. Alle Räume sind nach innen verglast, sie umhausen das Atrium mit Baum und gehen über den gedeckten Freibereich in den Garten über. Einige Kinder wuseln noch dort herum, die Bobbycar-Strecke ist stark befahren, drei haben sich in der Wiese zwischen Geräteschuppen und Naschhecke am Zaun versteckt. Tabernig bemerkt sie beim Vorbeigehen und freut sich. „Genau so war es gedacht.“
Der bestehende Kindergarten ist im Erdgeschoß der Volksschule untergebracht. Die Schule liegt hinter dem Sportkulturhaus beim Sportplatz, das ebenso Resultat eines Wettbewerbs aus dem Jahr 2011 ist. Das Grazer Architekturbüro Projekt CC plante den schlichten, multifunktionalen Quader an der Hauptstraße mit der großen Terrasse vor dem Café am Eck und dem Friseur. Eine Ebene darunter ist dem Turnsaal sportplatzseitig ein Foyer mit Küche vorgelagert; dort wird auch für die Kinder frisch gekocht, denen das Foyer als Speisesaal dient. Den hellen Turn- und Mehrzwecksaal nutzen Kindergarten, Volksschule und sportliche Erwachsene aus dem Ort, auch Veranstaltungen finden dort statt.
Tags Nordlicht, nachts frische Luft
Der Bauplatz für Krippe und Kindergarten befindet sich 200 Meter weiter südlich auf der gegenüberliegenden Seite der Gabersdorferstraße. Das trapezförmige Grundstück war früher Acker. Im Westen die Straße, dahinter Felder, im Osten Felder, im Süden künftig Einfamilienhäuser, im Norden ein Haushaufen und der Feldhauptweg, von dem der Neubau erschlossen wird. „Wir brauchten sehr lange, bis wir einen Entwurf hatten“, erzählt Christian Tabernig vom Projekt CC, das den Wettbewerb gewonnen hat. Das Grundstück hatte etwas sehr Beliebiges, Unbehaustes. „Der Ort war so neutral, wir aber wollten für die kleinen Kinder etwas Schönes machen.“
Sie bauten ihnen eine eigene kleine Welt in einem grünen Garten mit Bäumen, sonnenbesegelten Sandkisten, Spielorten und Naschbeeten. Bernhard König von Green4cities hat den Garten gestaltet, alles ist grün und wächst. Die Architekten extrahierten zwei wesentliche Charakteristika des Ortes und verwoben sie miteinander: die Hoftypologie und das Satteldach, in das vier kleine Höfe mit Bäumen eingestanzt und aus dem vier Gaupen ausgeklappt sind.
Klimaaktiv-Gold-zertifiziert
Diese holen tagsüber auch Nordlicht und nachts frische Luft zur Kühlung ins Innere. „Hier auf dem Land funktioniert das sehr gut. Wir haben also auf eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmetauscher verzichtet, obwohl das für die Klimaaktiv-Zertifizierung viele Punkte bringt“, erklärt Tabernig. Viele waren sehr skeptisch, ob das Haus die Klimaaktiv-Silber-Hürde nimmt. Es machte das in anderen Kriterien wett und ist nun sogar Klimaaktiv-Gold zertifiziert.
Raumprogrammatisch waren eine Kinderkrippe mit Ruheraum, Garderobe und Toiletten für die unter Dreijährigen sowie eine Kindergartengruppe mit Bewegungsraum, Garderobe und Toiletten für die Drei- bis Sechsjährigen, außerdem ein Foyer, die Räume für die Elementarpädagoginnen und diverse Nebenräume gefragt. Krippe und Kindergarten sollten sich in zwei Bauabschnitten errichten lassen. Zum Glück realisierte man gleich beide. Das ist wesentlich kostengünstiger und war offensichtlich nötig: Kindergarten und Krippe sind voll.
Die Architekten gingen vom archetypischen Satteldachhaus aus, eines für die ganz kleinen, eines für die etwas größeren Kinder, direkt nebeneinander, sodass beide in der Mitte ein Schmetterlingsdach ausbilden. Die Firste halten sich an die Firste der umgebenden Häuser, folgen also den Flurformen. Dadurch ergibt sich vor der Eingangsfront mit dem Doppelgiebel ein zwickelförmiges Reststück für die neun obligaten Parkplätze. Über dem Eingang macht sich die froschgrüne Regenrinne des Vordachs breit, auch die Unterkonstruktion und der Postkasten, der aussieht wie ein Kuvert, sind froschgrün: erfrischend frech und die einzige starke Farbe an diesem Haus mit der dunklen Fichtenholzfassade.
Der Gang ist schon ein Raum
Der Raum unter dem Satteldach ist konsequent in einem Raster von vier mal vier Metern organisiert. Mit seinen geringen Spannweiten ermöglicht dieses Maß auch im Holzbau eine sehr zarte Stützenkonstruktion, sie definiert die minimale Basiseinheit eines Raumes. Für einen Gang sind vier Meter sehr breit, er ist also nicht mehr Gang, sondern schon Raum. Für Krippe und Kindergarten wurden die Quadrate als Ruhe-, Kuschel-, und Gruppenräume in T- und L-Formation zusammengeschalten.
Die sehr diszipliniert und ruhig gestaltete Holzfassade definiert sehr klare Außengrenzen. Die eleganten Fichtenlatten kommen ganz ohne Lösungsmittel aus. Sie sind einfach mit dunkel pigmentiertem Öl eingelassen. Es wird von den Fasern aufgenommen, dringt tief ein, riecht gut und verwittert wesentlich schöner als jeder Anstrich. Alle Fenster füllen ihr Rasterfeld ganz aus, an der L-förmigen Außenkante des Hauses sind die Nebenräume aufgefädelt, das Büro von Elementarpädagogin Sabine Rauch, die das Haus leitet, liegt gleich neben dem Eingang. Hier sieht sie, wer kommt und geht, hat aber auch das kindliche Geschehen im Blick.
Das geölte Fichtenholz riecht wunderbar
Innen herrscht eine warme Atmosphäre, es ist hoch und hell, das geölte Fichtenholz riecht wunderbar, die Räume werden vor allem von den eingeschnittenen Atrien definiert. Der Rest sind Stützen, Vorhänge, Glasflächen, Ein-, Aus-, Querblicke zueinander und in die Landschaft. Der vier Meter breite Gang, der sich vom Eingang bis zur Kinderkrippe am Ende des Gebäudes zieht, ist auch Foyer und Spielflur.
Letzterer geht direkt in Aufwärmküche und Speisesaal über. Die Architekten gestalteten ihn mit einer kleinen Filzbank sehr ungewöhnlich, viele Möbel entwarfen sie selbst. „Wir haben eine große Freude mit dem Gebäude“, sagt Sabine Rauch. „Alle, die hereinkamen, waren begeistert. Die Kinder auch.“ Ihre erste Woche hatten die 22 Kindergartenkinder und elf Kleinchen beim Besuch vor Ort gerade hinter sich, sehr gut bewährte sich der Vorhang. „Damit kann man Eltern gut abschirmen“, so Rauch.
Alle allgemeinen Flächen haben einen mattroten Linoleumboden, die Kinderkrippe ist grün. Gruppenraum und Kuschelecke legen sich am südwestlichen Gebäudeende L-förmig um Sanitärzelle und Ruheraum, die Kindergartengruppe in der Gebäudemitte ist T-förmig konfiguriert, ihr Boden ist mittelblau. Alle Räume sind nach innen verglast, sie umhausen das Atrium mit Baum und gehen über den gedeckten Freibereich in den Garten über. Einige Kinder wuseln noch dort herum, die Bobbycar-Strecke ist stark befahren, drei haben sich in der Wiese zwischen Geräteschuppen und Naschhecke am Zaun versteckt. Tabernig bemerkt sie beim Vorbeigehen und freut sich. „Genau so war es gedacht.“
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Gemeinde Gabersdorf
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
wettbewerb
Das Projekt ist aus dem Verfahren Kinderkrippe Gabersdorf hervorgegangen1. Rang, Gewinner
projektCC zt gmbh, Harald Kloiber, Christian Tabernig
2. Rang, Preis
Architektur Strobl ZT GmbH, Martin Strobl Sr., Martin Strobl Jr.
3. Rang, Preis
Architekten Mayer Rohsmann + Partner, Thomas Mayer, Robert Rohsmann
2. Runde
planconsort ztgmbh, Heinrich Schwarzl, Gerwin Kortschak, Walter Semlitsch, Max Stoisser
2. Runde
Nussmüller Architekten ZT GmbH, Stefan Nussmüller
1. Runde
Bernd Pürstl





