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ARCH+ 185
Indischer Inselurbanismus
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Wohnhaus und Studio

22. November 2007 - Rajesh Renganathan
Das Gebäude folgt keinem einfachen Konzept, sondern nutzt vielmehr eine Mischung unterschiedlicher Strategien und Techniken für die Anpassung sowohl an die Bedürfnisse der Nutzer und das schnell wechselnde Wetter wie auch an den städtischen Kontext. So wird in der Offenheit einerseits an indische Typologien angeknüpft, diese aber zugleich auch nach modernen Vorbildern weiterentwickelt.
Ausschlaggebend für die Positionierung des Gebäudes war der Wunsch nach möglichst viel Freiraum trotz der geringen Maße des urbanen Grundstücks. Das Programm wurde daher auf zwei Baukörper verteilt, die L-förmig an den Grundstücksgrenzen positioniert und durch einen Erschließungstrakt miteinander verbunden wurden. Die Wohnräume der dreiköpfigen Familie befinden sich in den oberen Geschossen, während das Studio im Erdgeschoss untergebracht ist.
Die Raumorganisation folgt dabei weniger den heute auch in Indien üblichen funktionalen Festlegungen des Einfamilienhauses, sondern bietet eine Reihe ähnlicher, polyvalenter Räume. Im Sinne dieser Flexibilität sind auch die Badezimmer nicht den Schlafzimmern zugeordnet, sondern in den Erschließungstrakt integriert.

Die Lage Bangalores nahe dem Äquator, jedoch auf fast 1.000 Meter Höhe, erzeugt schnell wechselnde Wetterbedingungen. Es war ein Bedürfnis der Bewohner, auf diese Veränderungen schnell und einfach reagieren zu können. Ein wesentliches Element des Gebäudes ist daher die durch Schichtung mehrerer Funktionen extrem tiefe Fassade, welche als präzise zu regulierender Filter das Verhältnis zur Umwelt bestimmt.
Konstruktiv findet dabei eine einfache Glasfassade in Systembauweise aus Stahl Verwendung, die sowohl transparente wie auch transluzente und opake Elemente trägt. Hinter dieser Schicht befinden sich Insektengitter, welche dank beweglicher Holzrahmen je nach Bedarf genutzt werden können. Die innere Schicht für Sonnen- und Blickschutz besteht aus einfachen Bastmattenrollos. Eingefasst wird die Fassade weithin sichtbar durch überdimensioniert wirkende Sicherheitsgitter. Nachts erhält das Gebäude als eine Art vergitterter Leuchtkasten eine symbolische Präsenz.
Die Verbindung industrieller Techniken mit einfachen, traditionellen Lösungen zeigt sich auch an anderer Stelle. So bestehen große Teile des Gebäudes aus ortsüblichem Mauerwerk, die Decken dagegen aus lokal gebrochenen Granitblöcken. Diese werden sonst meist nur für einstöckige Konstruktionen genutzt, in diesem Fall jedoch auf Stahlträger aufgelegt und so für größere Spannweiten in mehrstöckiger Bauweise nutzbar gemacht

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Für den Beitrag verantwortlich: ARCH+

Ansprechpartner:in für diese Seite: Anh-Linh Ngoberlin[at]archplus.net

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