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TEC21 2007|47
Minergiebauten
TEC21 2007|47
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Dem Bauen kommt beim Klimaschutz eine Schlüsselrolle zu, denn der Gebäudebestand in der Schweiz ist für rund 50% unseres gesamten Energieverbrauchs verantwortlich.[1] Die Konstruktion von sparsameren Häusern ist deshalb eine nahe liegende und Erfolg versprechende Strategie, um den Gesamtenergieverbrauch zu reduzieren. Der 1998 eingeführte Minergiestandard senkt den Energieverbrauch gegenüber herkömmlichen Gebäuden um rund zwei Drittel bei Mehrkosten von nur 3 bis maximal 10 %. Er hat sich mittlerweile gut etabliert. Bei den Neubauten beträgt der Anteil der Minergiegebäude etwa 15%. Zählt man die «minergieähnlichen» Gebäude hinzu, ist der Anteil noch einiges höher. Von verschiedenen Seiten wird auch bereits die Forderung laut, den Minergiestandard bzw. vergleichbare Anforderungen als Obligatorium einzuführen. Noch weit von einem derartigen Durchbruch entfernt ist der Minergie-P-Eco-Standard, der den Energieverbrauch gegenüber dem Minergiestandard nochmals um die Hälfte reduziert und zusätzlich eine ökologische und gesunde Bauweise garantiert. Bisher gibt es erst 5 Minergie-P-Eco-Gebäude in der Schweiz – zwei davon stellen wir in diesem Heft vor. Das neue Verwaltungsgebäude der Restaurantkette «Mövenpick Marché» in Kemptthal zeigt eindrücklich, dass energieeffizientes Bauen auch bei knappem Budget möglich ist. Und auch in der neuen Wohnüberbauung «Eulachhof» in Winterthur rechnen die Investoren trotz moderater Mieten mit üblichen Renditen. Beide Gebäude produzieren einen grossen Teil des benötigten Stroms mit Solarzellen auf dem Dach und nutzen zusätzlich Erdwärme bzw. Abwärme aus Abluft und Abwasser.

Dieses Konzept propagiert auch Andrea Deplazes, Professor für Architektur und Konstruktion an der ETH Zürich, im Interview mit TEC21. Denn gute Wärmedämmung und die Einführung des Minergiestandards gehen seiner Meinung nach zwar in die richtige Richtung, müssten aber ergänzt werden durch ein Umdenken bei den genutzten Energieträgern. Es mache wenig Sinn, hochwertige Energie (so genannte Exergie) wie beispielsweise Elektrizität oder Erdöl für die Wärmeerzeugung zu verbrauchen. Statt dessen müsse hauptsächlich die auf dem Grundstück vorhandene Erdwärme
bzw. Abwärme dafür genutzt werden. Dieses Konzept bezeichnet Deplazes als «Low Ex Arch» – niedrige Exergie in Kombination mit energieeffizienter Architektur.

Eine wichtige Grundlage für energie- und gebäudetechnische sowie bauphysikalische Berechnungen und Nachweise sind Klimadaten. Das neue Merkblatt 2028, das wir in unserem vierten Fachartikel vorstellen, fasst die bisher auf einzelne Normen verteilten Daten zusammen und vereinheitlicht sie. Ein Vergleich der aktuellen Messdaten aus den Jahren 1984 bis 2003 mit den alten Daten der Periode 1961 bis 1980 zeigt deutlich zunehmende Temperaturen – höchste Zeit also, mit allen verfügbaren Strategien dem Klimawandel entgegen zu wirken.
Claudia Carle

[1] Bundesamt für Energie: Konzept der Energieforschung des Bundes 2008–2011, 2007

Wettbewerbe
Jugendherberge Basel St.Alban | 17. Schweizer Solarpreis

Magazin
Luxuriöse Monografie zu Glenn Murcutt | Cité de l’architecture, Paris | Neue Redak­tionsmitglieder TEC21 | Kurzmeldungen

Einfach effizient
Daniel Engler
Das neue Bürogebäude von Mövenpick Marché entstand innerhalb eines engen Kosten- und Zeitrahmens. Das Ergebnis ist sowohl aus ästhetischer als auch aus energetischer Sicht bemerkenswert.

Wärme gut genutzt
Lukas Denzler
Die Wohnüberbauung «Eulachhof» in Oberwinterthur setzt auf erneuerbare Energie sowie eine konsequente Wärmerückgewinnung aus Abluft und Abwasser.

Low ex arch
Judit Solt
Andrea Deplazes im Gespräch: Gedanken zu Sinn oder Unsinn von Energiestandards, aktuellen Sparbemühungen und innovativen Energiemodellen im Bauwesen

Neue Klimadaten
Gerhard Zweifel
Das neue SIA-Merkblatt 2028 liefert neue Klimadaten für bauphysikalische, energie- und gebäudetechnische Berechnungen.

SIA
Präsidentenkonferenz | Geschäftslage im 3. Quartal

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