Zeitschrift

TEC21 2008|49-50
Partizipative Planung
TEC21 2008|49-50
TEC21 2008|49-50
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Wird Planung besser, wenn viele mitreden? Oder sollen das Volk und seine Vertreter nur Rahmenbedingungen vorgeben und das Planen Fachleuten überlassen? Die Antwort hängt davon ab, was mit Planung gemeint ist: Das Entwerfen von Gebäuden und Ingenieurbauwerken soll Sache der Spezialistinnen und Spezialisten sein. Auf übergeordneten Ebenen jedoch, in Stadt-, Orts- und Raumplanung, wo eben die Rahmenbedingungen der baulichen Entwicklung festgelegt werden, müssen möglichst viele mitreden können, wenn das Resultat nachhaltig sein soll. Das fordern die Vereinten Nationen: «Eine der Grundvoraussetzungen für die Erzielung einer nachhaltigen Entwicklung ist die umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit an der Entscheidungsfindung. Darüber hinaus hat sich im spezifischeren umwelt- und entwicklungspolitischen Zusammenhang die Notwendigkeit neuer Formen der Partizipation ergeben. Dazu gehören die Mitwirkung von Einzelpersonen, Gruppen und Organisationen an Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie ihre Unterrichtung und ihre Beteiligung an Entscheidungen, insbesondere solchen, die eventuell die Gemeinschaft betreffen, in der sie leben und arbeiten.» So steht es in Kapitel 23.2 der Agenda 21, die die Uno-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio verabschiedet hat.

Partizipation ist umständlich, aber mittel- und langfristig effizient. Durch den Einbezug aller Interessen wird nicht nur Akzeptanz für die Resultate der Planung geschaffen, sondern auch für deren reale Umsetzung. Das Design von mehrheitsfähigen Vorlagen ist jedoch nur der eine, mittelfristige Vorteil von Partizipation. Wenn sie ernsthaft betrieben wird, birgt sie noch eine zweite, langfristige Effizienz: Durch die Konsultation möglichst Vieler werden Erfahrungen aus allen Teilen der Gesellschaft gesammelt und damit Warnungen vor unintendierten Handlungsfolgen, Fehlern, Unachtsamkeiten, Rücksichtslosigkeiten und damit vor Sackgassen der Entwicklung. Darin liegt die eigentliche Effizienz oder eben Nachhaltigkeit von basisdemokratischer Kultur.

So weit die schöne Theorie. In der Praxis ist die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Laien schwierig. Im Bereich der Orts- und Raumplanung gibt es kaum Verfahren und Werkzeuge, die Laien verständlich sind und ihnen produktive Inputs ermöglichen. Ein Forschungsprojekt der ETH Zürich analysiert deshalb partizipative Planungen und entwickelt dabei tauglichere Instrumente. Lesen Sie dazu die Artikel von Lukas Kueng und Michael Martin. Philippe Cabane legt den Finger auf einen weiteren wunden Punkt: Noch zu selten gewähren Behörden und Experten partizipativen Prozessen effektiven Entscheidungsspielraum. Da helfen auch die besten Werkzeuge nichts.
Ruedi Weidmann

05 WETTBEWERBE
Bürgerspital Solothurn

14 PERSÖNLICH
Interview: «In der Politik sind wir viel wert»

15 MAGAZIN
Minergie steigert den Marktwert | Gestaltungswille und Ordnungswahn | Sensible Fledermausohren

24 PARTIZIPATION ZWISCHEN DIALOG UND KALKÜL
Philippe Cabane
Mitwirkung der Bevölkerung macht Ortsplanung nachhaltiger. Doch nicht jede partizipative Planung wird ihrem Namen gerecht. Ein Überblick über die häufigsten Pannen.

27 PLANEN IM TALKESSEL
Lukas Kueng
Ein Forschungsteam der ETHZ begleitete die Planung im Talkessel von Schwyz, untersuchte deren Methoden und entwickelte neue Werkzeuge, die sich besser für partizipative Prozesse eignen.

31 DREI NEUE WERKZEUGE
Michael Martin
Regeln für einheitliche Pläne, maschineller Modellbau und ein Kartenset zur Prozessmoderation könnten schon bald partizipative Planungen erleichtern.

36 SIA
SIA sagt Nein zu BoeB-Revision | OTIA-Preis 2009 | Mädchen und Technik | SIA-Fachverein A&K | Wettbewerbe: sinnvolle Berechnungen?

41 FIRMEN

43 PRODUKTE

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

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Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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