Zeitschrift

TEC21 2009|24
Auf lange Sicht
TEC21 2009|24
TEC21 2009|24
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Der Begriff «Nachhaltigkeit» ist als Modewort, Kampfparole, Verkaufsargument und Propagandafloskel allgegenwärtig. Trotzdem oder gerade deshalb ist immer noch unklar, was unter nachhaltigem Bauen zu verstehen ist. Wer sich nicht auf eine mechanische Erfüllung von Normen, Standards und Vorschriften beschränkt, sondern versucht, alle Implikationen des Bauens ins Auge zu fassen, sieht sich schnell mit Widersprüchen konfrontiert. Die Isolation von Kaltdächern beispielsweise, ein positiver Beitrag sowohl zur urbanen Verdichtung als auch zur Energieeffizienz einzelner Gebäude, zerstört den Lebensraum diverser Lebewesen und gefährdet somit die Biodiversität (TEC21 11/2009); immer noch wird bei vielen Altbauten die ästhetische Qualität - und somit die kulturelle Nachhaltigkeit zugunsten eines niedrigeren Energieverbrauchs vorschnell geopfert (TEC21 45/2008). Nachhaltiges Bauen setzt das Verständnis eines komplexen Systems unterschiedlichster Bedürfnisse, Sachzwänge und Zielsetzungen voraus. Diese gilt es projektspezifisch so in Einklang zu bringen, dass das Ergebnis auf lange Sicht bestehen kann: Denn was auch immer unter dem Schlagwort «Nachhaltigkeit» verstanden wird, Langfristigkeit ist immer impliziert.

Inwiefern ist die heutige Architekten- beziehungsweise Ingenieurausbildung in der Lage, die für eine nachhaltige Gestaltung unseres Lebensraumes erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln? Wo besteht Handlungsbedarf? Wie gehen die Fachleute mit den gestiegenen Anforderungen um, und wie werden sich die entsprechenden Berufsbilder in Zukunft entwickeln? Diesen Fragen widmet sich der Tag der Berufsgruppe Architektur des SIA, der am 12. Juni 2009 mit der Tagung «Bildung für nachhaltiges Bauen - Disziplinen auf dem Prüfstand» an der ETH Zürich begangen wird. Dieses Heft präsentiert neben vier ausgewählten Referaten ein Gespräch mit Andrea Deplazes, das im Vorfeld der Tagung im Zusammenhang mit dem kürzlich publizierten SIA-Positionspapier «Bildung für eine nachhaltige Gestaltung des Lebensraums» stattgefunden hat.1 Der ETH-Professor und Präsident der SIA-Bildungskommission plädiert für eine Stärkung des dualen Bildungssystems der Schweiz und erläutert, warum es besonders gut geeignet ist, kompetente Baufachleute hervorzubringen - die wiederum dafür sorgen können, dass die Entstehung einer nachhaltigen Baukultur auf lange Sicht gesichert und nicht auf die lange Bank geschoben wird.
Judit Solt

05 WETTBEWERBE
Schulhausneubau in Untervaz | Schulhaussanierung in Altdorf

13 MAGAZIN
Moderne im Garten Eden

18 KULTUR DER KOOPERATION
Thomas Lehmann, Claudia Schwalfenberg
Trotz allen Vorbehalten: Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist eine interdisziplinäre Teamarbeit für Baufachleute unerlässlich.

20 «NACHHALTIGKEIT IST KEINE GESONDERTE DISZIPLIN»
Judit Solt
Andrea Deplazes verteidigt das duale Bildungssystem und spricht über die unterschiedlichen Rollen von Forschung und Standards im nachhaltigen Bauen.

26 VON DER KARTOFFEL ZUR SOLARSIEDLUNG
Günther Vogt
Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur bedingt eine ortsbezogene Planung - Beispiele aus der Praxis und Rückschlüsse für die Lehre.

30 FLIESSENDE SCHNITTSTELLEN
Christian W. Blaser
Die Trennung von Innenarchitektur und Architektur in zwei Disziplinen ist nicht nachhaltig - weder für die Bauten noch für die Zukunft dieser Berufe.

33 SIA
Neue Redaktorin | Bauingenieur-Broschüre erschienen

37 PRODUKTE

45 IMPRESSUM

46 VERANSTALTUNGEN

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Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

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