Zeitschrift

TEC21 2009|51-52
Kirchenpflege
TEC21 2009|51-52
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Die über 5000 Kirchen in der Schweiz dienen nicht nur dem Gottesdienst, sondern erfüllen weitere wichtige Funktionen: Sie transportieren Identität, indem sie die Dorfmitte oder das Quartierzentrum markieren und als soziale Orte funktionieren. In Kirchen versammelt man sich zu wichtigen Momenten im Leben von der Taufe bis zur Abdankung und trifft dabei bekannte und fremde Menschen aus allen Generationen, denen man sonst selten begegnet. Kirchen dienen für Kulturveranstaltungen und sind Museen der Glaubens-, Kunst-, Geistes- und Sozialgeschichte.

Die Vielfalt der Nutzungen und des Bestandes macht das Erneuern von Kirchen (oft auch von einfachen Kapellen) zu einer technisch anspruchsvollen Bauaufgabe. Häufig geht es darum, mit baulichen Eingriffen und geeigneter Haustechnik den Betrieb als multifunktionales öffentliches Gebäude mit klimatischen Anforderungen unter einen Hut zu bringen, einem Museum entsprechend. Denn Interieurs, Fresken, Ölbilder, Textilien, Bücher und der übrige Kirchenschatz sind oft wertvoll und von historischer Bedeutung und deshalb auf ein konservierendes Raumklima angewiesen.

Die Artikel «Heizschäden in Kirchen» und «Kalte Kirchen bleiben schön» zeigen, dass Bauherrschaften und Ausführende leider nicht immer auf der Höhe dieser Aufgabe sind: Häufig sind nämlich Folgeschäden von vorangehenden Eingriffen der Auslöser für eine erneute Sanierung. Und oft hängen die Schäden mit dem Heizen und nachträglichen Isolieren zusammen. Der Bauphysiker Emil Giezendanner zog eigentlich aus, um den Energieverbrauch von übertrieben geheizten Kirchen zu messen und zu senken – und fand Schäden an der Substanz und an Kulturgütern, die durch falsches Heizen verursacht werden und noch um ein Vielfaches teurer sind als der unnötige Energieverschleiss. Er und der Kirchenrestaurator Ivano Rampa plädieren in ihren Artikeln für weniger, vor allem aber sachgerechteres Heizen in Kirchen.

Einen Fall von funktioneller Überfrachtung beschreibt der Artikel «Neuer Geist und alte Geister»: Das neue Paulinum in Leipzig soll Uni-Aula, Kirche und Museum sein und auch noch die Sehnsucht der Leipziger Bevölkerung nach einer ungebrochenen Geschichte stillen – zu viel für einen Neubau, findet Katinka Corts.

Das Schweizer Stimmvolk hat am 29. November den Bau von Minaretten verboten. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander, und doch lässt sich aus diesem Verdikt etwas ableiten, das Befürworter wie Gegner unterschreiben werden: Die Themen Immigration, Integration, Religiosität, kulturelle Differenz bzw. wie eine demokratische Kultur damit umgehen soll müssen nun intensiv und breit diskutiert werden. Einige Grundlagen dazu liefern die auf Seite 17 vorgestellten Bücher über Moscheen in Europa als soziale Orte und als Bauaufgabe sowie über jüdische und christliche Sakral-bauten.
Ruedi Weidmann, weidmann@tec21.ch

05 WETTBEWERBE
Quo vadis Kunstmuseum Basel? | Max-Frisch-Platz, Zürich Oerlikon | Öffentliche Räume WankdorfCity, Bern

16 MAGAZIN
Treffpunkt der Ingenieure 2011: Genf | Sakralbauten | Sicheres Verkehrssystem Strasse | Der Wald zehn Jahre nach Lothar | 2000 Watt und viele Fragen

24 HEIZSCHÄDEN IN KIRCHEN
Emil Giezendanner
Viele Kirchen werden, obwohl nur punktuell genutzt, dauernd geheizt. So geht Energie verloren. Viel teurer sind aber die Schäden an der Bausubstanz.


28 KALTE KIRCHEN BLEIBEN SCHÖN
Ivano Rampa
Wenn Kirchen, die als kalte Räume gebaut wurden, heute geheizt und isoliert werden, leiden Fresken, Bilder und Mobiliar. Aus dem Alltag eines Restaurators.

32 NEUER GEIST UND ALTE GEISTER
Katinka Corts
Ein Streit bewegt Leipzig: Soll die neue Uni-Aula auch Kirche sein? Es geht nicht um Wissenschaft und Religion, sondern um Geschichte und Identität.

36 SIA
2. Delegiertenversammlung 2009 | Freunde der Baumuster-Centrale | Gemeinsame Lebensraumgestaltung | 42. ZNO-Sitzung | Der weibliche Blick auf die Zukunft | «Dietro c’è un ingegnere civile»

43 FIRMEN

53 IMPRESSUM

54 VERANSTALTUNGEN

teilen auf

Weiterführende Links:
Verlags-AG der akademischen technischen Vereine

Tools: