Zeitschrift

TEC21 2010|08
Munkegårdsskolen
TEC21 2010|08
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Was die Zeitgenossen an Arne Jacobsens Munkegårdsskolen in der Gemeinde Gentofte nördlich von Kopenhagen frappierte, war «its small and intimate scale, suggesting a little school, when in actual fact it takes 850 children of all ages»1. Wie ein Teppich breitet sich die Schule auf dem Gelände zwischen den Ortsteilen Vangede und Dyssegård aus. Das regelmässige Muster der aneinander gereihten Pavillons, Höfe und Korridore wird im Zentrum aufgebrochen durch den Bau, der u.a. den Festsaal beherbergt. Im Norden wird die eingeschossige Pavillonlandschaft begrenzt von einem zweigeschossigen Riegel. Im Südwesten ist die Turnhalle angefügt, die sich auf einen Fussballplatz öffnet. Dennoch hat Jacobsen das Serielle, das potenziell endlos Erweiterbare betont. Es findet sich nicht nur in der übergeordneten Struktur, sondern auch in der Ausgestaltung der einzelnen Baukörper. So ist jeder Hof mit einem individuellen, geometrischen Plattenmuster belegt. Der Bühnenvorhang im Festsaal ist in einem rot-gelben Harlekin-Dekor gewoben – Kulminationspunkt einer Entwicklung, die Jacobsen bei seinen textilen Entwürfen durchmachte: Die organischen Motive – florale Muster – wurden mehr und mehr von der Abstraktion verdrängt bis zur reinen Geometrie.

In ihrer unterirdisch angelegten Erweiterung suchte die dänische Architektin Dorte Mandrup nun genau diesen Eigenheiten Rechnung zu tragen (vgl. «Jacobsen ‹untergraben›»). Sie übernahm nicht nur die Hofstruktur, sondern adaptierte auch das Dekor: Die Höfe sind mit Bodenbelägen ausgestattet, die jeweils ein repetitives Muster an der Schwelle zwischen organisch und geometrisch aufweisen. Für Wände und Boden im Toilettenbereich griff sie eine Tapete mit Pflanzenmotiven auf, die Jacobsen einst entworfen hatte. Und die Verglasung der Atrien ist eine in die Dreidimensionalität übertragene Übersetzung des Bühnenvorhangs...

Was Dorte Mandrup Arne Jacobsens Schule architektonisch an Respekt angedeihen liess, mussten die Ingenieure von Grontmij Carl Bro bei den Eingriffen ins Tragwerk beherzigen. Um die bestehenden Bauten nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, mussten Erschütterungen vermieden werden. Und die von Mandrup anvisierte Geometrie der Atrienverglasung wurde mit schräg gestellten, gelenkig gelagerten Stahlstützen gelöst (vgl. «Behutsam am Rohbau»). Exemplarisch führt der Ausbau der Schule vor, wie intensiv Architek-tur, Ingenieurwesen und Denkmalpflege zusammenwirken müssen, um eine Erweiterung quasi unsichtbar in das bestehende Ensemble einzubetten.
Rahel Hartmann Schweizer

05 WETTBEWERBE
Raum für Schule und Öffentlichkeit

10 MAGAZIN
Mangelnde Effizienz von Lüftungen | Bücher

16 JACOBSEN «UNTERGRABEN»
Klaus Englert
Architektur: Arne Jacobsens 1956 fertig gestellte Munkegårdsskolen in Gentofte bei Kopenhagen war ein Meilenstein im Schulhausbau. Die dänische Architektin Dorte Mandrup vollzog die Erweiterung des denkmalgeschützten Objekts gleichermassen respektvoll wie eigenständig.

22 BEHUTSAM AM ROHBAU
Hans Bendix Pedersen, Peter Dam-Johansen
Ingenieurwesen: Die tragenden Bauteile des Schulhauses Munkegårdsskolen weisen teilweise geringe Materialfestigkeiten auf. Damit die denkmalgeschützten Bauten nicht beschädigt wurden, mussten die Bauingenieure von Grontmij Carl Bro bei den tragwerkspezifischen Eingriffen behutsam vorgehen.

28 SIA
Direktionsklausur 1/2010 | Stellungnahme: GU-Werkvertrag KBOB | Aktuelle Kurse SIA-Form

30 FIRMEN

31 PRODUKTE

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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