Zeitschrift

TEC21 2010|41
Tiefenlager
TEC21 2010|41
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG
Vor 41 Jahren ging das erste der heute fünf Schweizer Kernkraftwerke in Betrieb. Die dort anfallenden radioaktiven Abfälle strahlen über einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahre und müssen entsprechend lang sicher gelagert werden. Was für eine enorme Zeitspanne das ist, wird klar, wenn man sich rückblickend anschaut, welche Entwicklung der Mensch in diesem Zeitraum durchgemacht hat. Der Homo sapiens tauchte vor 200 000 Jahren überhaupt erst auf. Was werden es für Menschen sein, denen wir die Information über die von einem solchen Standort ausgehende Gefahr übermitteln müssen? Welche Zeichen werden dann überhaupt noch verstanden? Bis heute ist beispielsweise die nur knapp 2000 Jahre alte Schrift der Maya noch nicht vollständig entziffert. Auch wenn sich Forscher bereits Gedanken zur Markierung von Endlagern machen, müssen zunächst einmal Standorte dafür gefunden werden. Weltweit existiert noch kein einziges Lager für hochradioaktive Abfälle. In der Schweiz lagern sämtliche radioaktiven Abfälle derzeit oberirdisch bei den Kernkraftwerken selbst und in zwei Zwischenlagern in Würenlingen AG – von der Sicherheit her bestimmt keine optimale Situation. Es ist daher zu wünschen, dass das derzeit laufende Verfahren zur Standortsuche für ein oder zwei Tiefenlager Erfolg hat. Es wurde vor vier Jahren aufgrund der negativen Erfahrungen in den Jahren zuvor, unter anderem am Wellenberg, neu aufgegleist. In einem aufwendigen und langwierigen Verfahren werden die nach wissenschaftlichen Kriterien am besten geeigneten Tiefenlager-Standorte ermittelt, wobei der betroffenen Bevölkerung weitreichende Mitsprachemöglichkeiten eingeräumt werden (vgl. «Das Schweizer Konzept», S. 16 ff.). Dieses Vorgehen stellt auch im internationalen Vergleich einen hohen Standard dar (vgl. «Alle müssen Zivilcourage beweisen», S. 22 ff.). Allerdings haben die betroffenen Regionen und Kantone im neuen Verfahren kein Vetorecht mehr. Entschieden wird über die definitiven Standorte am Schluss von Bundesrat und Parlament und allenfalls in einer Volksabstimmung auf gesamtschweizerischer Ebene. Das handhaben einige Länder anders: England und Kanada suchen von vornherein Gemeinden, die freiwillig ein Endlager aufnehmen würden. In Schweden und Finnland haben die Standortgemeinden ein Vetorecht (vgl. «Weltweite Suche», S. 19 ff.). Ob das Schweizer Verfahren trotzdem Erfolg haben wird, wird sich weisen. Der Widerstand in den Standortgemeinden formiert sich jedenfalls bereits. Etwas schizophren mutet es allerdings an, wenn Gegner von Endlagern gleichzeitig die weitere Nutzung der Atomenergie befürworten, wie bei der jüngsten Abstimmung in Nidwalden geschehen. Wer die Folgen dieser Technologie fürchtet, sollte sich davon verabschieden und die Alternativen in Form von gesteigerter Energieeffizienz und erneuerbaren Energien fördern.
Claudia Carle

05 WETTBEWERBE
20. Schweizer Solarpreis

10 MAGAZIN
Zwischen Kammer und Illusionsraum

16 DAS SCHWEIZER KONZEPT
Meinert Rahn, Felix Altorfer Alle radioaktiven Abfälle sollen in der Schweiz dereinst in geologischen Tiefenlagern entsorgt werden. Die Vorschläge zu Aufbau und Betrieb eines solchen Lagers sowie zu möglichen Standorten liegen derzeit öffentlich auf.

19 WELTWEITE SUCHE
Anne Minhans Die Suche nach Endlagern für hochradioaktive Abfälle läuft weltweit. Das Vorgehen und die Konzepte sind jedoch je nach Land verschieden.

22 «ALLE MÜSSEN ZIVILCOURAGE BEWEISEN»
Claudia Carle TEC21 diskutierte mit einem deutschen und einem Schweizer Experten über das Schweizer Verfahren zur Standortsuche für Tiefenlager.

27 SIA
Die SBCZ hat ein neues Zuhause | Berufsbroschüre Gebäudetechnik | Alpine Architektur und Tourismus | Zwischen den Disziplinen | Wie gewonnen, so zerronnen?

31 FIRMEN

37 IMPRESSUM

38 VERANSTALTUNGEN

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